Kapitel 3.

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Jason

Der Typ kam mir vage bekannt vor. Sein Gesicht war viel zu sexy, um Boxer zu sein. Straßenkämpfer hatten kein makelloses Gesicht und Boxhandschuhe, die auf Hochglanz poliert waren.
Also, was zur Hölle sollte das hier?
„Angst, Kleiner?" Seine tiefe, bedrohliche Stimme ließ mich innerlich erschaudern.
Sie erinnerte mich an –
Nein! Konzentriere dich!
Ich kniff die Augen zusammen und machte mich bereit.
Der Typ grinste. Gefährlich.
Und ich – ich blieb so ruhig ich konnte. Auch wenn alles in mir Gefahr schrie. Dass ich wegrennen sollte. Aber das tat ich nicht. Natürlich nicht. Die Wut in mir war stärker.
Die Wut auf alle. Meine Eltern. Meinen Exfreund. Auf diese Stadt. Auf diese Welt. Auf alle.
Als der Kampf anfing, begann ich sofort auf ihn einzuschlagen. Ich konnte nicht denken. Ich wollte ihm nur dieses widerliche, sexy Grinsen aus dem Gesicht prügeln.
Ich war stark. Aber er –
Der Schlag kam so schnell, dass ich es erst bemerkte, als ich das Blut von meinem Kinn tropfen spürte. Ich taumelte nach hinten.
„Jay! Reiß dich zusammen!" Mik warf mir einen ärgerlichen Blick zu. Er war angepisst. Zu recht.
Ich holte tief Luft. Spuckte Blut und Schleim aus. Und machte mich bereit weiterzukämpfen. Diesmal mit mehr Strategie. Soweit das noch möglich war mit der Wut in meinem Bauch.
Der Typ schien jeden meiner Schläge mit Leichtigkeit parieren zu können. Er tänzelte vor mir hin und her. Grinste immer noch. Er machte sich über mich lustig.
Ich war der Boxchampion hier! Was fiel dem ein!
Ich biss die Zähne zusammen. Wollte ihm einen Kinnhaken verpassen, und landete im Dreck.
Für einen Moment brach meine Fassade und ich konnte meine Überraschung und Verzweiflung nicht mehr verstecken.
Mein Herz raste.
Wie er über mir stand. Grinste. Die Fäuste geballt. Mit einem Blick, der viel zu amüsiert und gefährlich wirkte.
Ich schluckte.
Drängte mit Mühe die Erinnerungen zurück. Zurück in die hinterste Ecke meines Verstandes. Da wo sie eigentlich bleiben sollten. Für immer.
„Hast du schon genug?" Seine Augen blitzten auf. Er hatte noch nicht genug.
Das hatte er auch nie gehabt. Nie.
Ich schluckte.
Konzentration!
Ich rappelte mich auf. „Wir haben noch gar nicht angefangen."
„Ach? Haben wir nicht?" Er zog verwundert eine Augenbraue nach oben.
„Nein. Das, was du machst, ist kein Boxen. Das ist Kindergarten."
Er lachte.
Und ich hatte das Gefühl, das Blut würde in meinen Adern gefrieren.
„Kindergarten? Na, schön. Dann kämpfen wir eben richtig, Kleiner." 

Street KidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt