Jason
Ich starrte ihn an.
Hierbleiben? Bei Tobias? Für immer? Bei einem Fremden?
„Eh – Nein?" Verwirrt ließ ich die Hand mit der Götterspeise sinken. Sie kam mir plötzlich viel viel schwerer vor als noch vor ein paar Sekunden.
Tobias lächelte. „Ich kann dir alles bieten, was du brauchst." Seine Augen suchten meine. Wollten mich überzeugen. Sie flehten beinahe. Sie waren ganz sanft.
Ich schüttelte den Kopf.
Okay. Das lief eindeutig in die falsche Richtung. Das Ganze hier. Er war doch ein Verrückter.
„Ich brauche nichts. Danke." Vorsichtig stand ich auf, hielt mich einen Moment fest, um nicht zu fallen.
„Sicher? Du siehst nicht so aus, als würdest du das Angebot wirklich ablehnen wollen. Wir könnten eine Menge Spaß haben."
Spaß?!
Ich stolperte Richtung Tür. So schnell wie möglich.
Nur weg hier!
Spaß, echote es in meinem Kopf. Wir könnten eine Menge Spaß haben.
Matthew hatte auch eine Menge Spaß mit mir gehabt.
Meine Finger zitterten, als sie den Türgriff umschlossen. Bereit sie aufzureißen. Zu verschwinden.
„Warte!" Keine Bitte. Ein Befehl. Seine Stimme war plötzlich gar nicht mehr sanft und angenehm. Sie war bestimmend und hart. Schnitt mir direkt durchs Herz.
Und ich gehorchte. Blieb stehen. Meine Beine. Und ich konnte nichts tun. Es war ein Reflex. „Was?", hauchte ich. Geschockt über mich selbst.
Reiß dich zusammen! Willst du so enden wie bei Matthew?
Nein! Nein! Nein!
Tobias trat in den Flur. Sein Gesicht war eine steinerne Maske. Er zeigte überhaupt keine Emotionen. Und das machte alles nur noch schlimmer.
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen. „Lass mich in Ruhe. Keine Ahnung, was das soll. Aber lass mich.", brachte ich hervor.
„Du kannst hier schlafen und du bekommst zu essen. So etwas wünscht man sich doch, wenn man auf der Straße lebt, oder nicht?" Er klang spöttisch. Er lachte mich aus. Er nutzte mich aus.
Nein!
Ich schüttelte den Kopf. Wie betäubt. So hatte es damals auch angefangen. Mit Matthew. Und dann ...
„Nein!" Meine Stimme war schrill. Laut. Unmenschlich. Ich riss die Haustür auf und stürmte davon.
„Warte, Jason! Lass uns reden!", rief Tobias mir nach.
Aber ich hörte nicht. Ich rannte so schnell ich konnte. So schnell es mein geschundener Körper zu ließ.
Was bildete der sich eigentlich ein?! Nur weil er mir Tacos spendiert hatte.
Tacos und Götterspeise.

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Street Kid
Teen FictionJason lebt auf der Straße. Damals floh er vor seinem Freund und seinem alkoholkranken Vater. Jetzt hält er sich mit Drogen, Alkohol und illegalen Boxkämpfen über Wasser. Er ist aggressiv und lässt niemanden an sich heran. Zu oft hat ihm das Leben ge...