Gut gelaunt verfrachtete Phillip das dritte Blech Plätzchen, das er heute gemacht hatte in den Ofen und stellte die Temperatur ein. Er summte die Weihnachtsmusik aus dem Radio mit und holte ein anderes Blech aus dem Backofen. Im Takt auf und ab wippend stellte er es auf die Arbeitsplatte, damit sie abkühlen konnten. Der Junge sog den Duft der Zimtsterne ein. Endlich wieder Advent! Er wischte sich die Hände an der Schürze ab und ging in den vorderen Bereich des kleinen Cafés. Es war Phillip's Lieblingsplatz in der ganzen Stadt. Er hatte die alte Bäckerei letztes Jahr übernommen und sie ganz schön aufgewertet. Die Lampen spendeten warmes Licht. Es war behaglich warm und man konnte sich wunderbar an einen der kleinen Tische setzen und eine heiße Schokolade schlurfen. Draußen war es noch dunkel. Der Nachteil des Winters. Phillip fuhr sich die braunen, verwuschelten Haare und betrachtete nochmal die Einlage. Er war heute extra früh aufgestanden, damit er noch einen Christstollen backen konnte. Einige Kekse, zweierlei Kuchen und etliche süße Stückchen häuften sich hier. Phillip's Café war so etwas wie der Geheimtipp der Stadt, worauf er sehr stolz war. Die meisten Leute kamen hier her, um Kaffee zu trinken und sich ein Stück Kuchen zu gönnen, aber Einige kamen auch her, um sich etwas für das Frühstück zu besorgen. Viele Leute betitelten das Lädchen auch als ,,die kleine Backstube''. Klein war es wirklich, aber das hatte auch Vorteile. Einige kamen her, denn jeder wusste, dass er alles selbst machte, was er verkaufte. Er kannte außerdem jeden Kunden mit Namen und konnte sich mit ihnen unterhalten. 6 Uhr. Eiligst öffnete er die Tür und drehte das kleine Schild mit der Aufschrift "geschlossen" auf
"geöffnet'' und beeilte sich die Tür wieder zu schließen. Es war eiskalt draußen. Keine zwei Minuten später wurde diese allerdings wieder aufgerissen. Die Glocke klingelte fröhlich und kündigte Besuch an.---
Juliet verfluchte sich selbst, dass sie nicht einmal hatte warten können, bis es hell war. Sie hatte eine geschlagene Stunde neben dem Grab ihrer Mutter verbracht und geweint. Es wunderte sie, dass die Tränen auf ihren Wangen nicht sofort zu Eis erstarrt waren. Heute war der 1.Dezember. Dem war sie sich bewusst. Vor zwei Jahren wäre sie heute vergnügt aufgewacht und die Treppe heruntergehüpft. Ihre Mum hätte gelacht und ihr eine Tasse heißen Kakao gegeben. Dann hätten sie gemeinsam mit ihren Geschwistern den Adventskalender geöffnet. Sie seufzte und sah zu wie die Atemwolke langsam wieder verblasste. Es war wirklich eiskalt hier draußen. Sie rieb die kalten Handflächen aneinander, um sich zu wärmen und drückte diese auf ihre Wangen. Da diese inzwischen auch schon kalt waren und sie ernsthafte Bedenken hatte, sie könne sich erkälten, schlüpfte sie in ein kleines Café, das ihr schon auf dem Hinweg aufgefallen war, weil es behaglich wirkte. Als sie eintat, bimmelte eine kleine Glocke über ihrem Kopf, von der sie vermutete, dass sie aus Messing gemacht war und schallte einladend durch den Raum. Unschlüssig blieb sie in der menschenleeren Bäckerei stehen und genoss die wohltuende Wärme des aufgeheizten Raumes. In diesem Moment tauchte an der Theke ein Junge auf. Juliet schätzte sein Alter auf irgentwas zwischen 20 und 25. Sicher konnte sie sich da aber nicht sein. Im Schätzen hatte sie sich oft so stark geirrt, dass sie es eigentlich lieber unterließ. Er trug eine weiße Schürze auf der die Worte:,It's Christmas...So let's eat!'fein und eng beieinander aufgestickt waren, was sie zum Schmunzeln brachte. Er hatte dunkelbraune Haare, die ziemlich verwuschelt waren. An einigen Stellen waren sie weiß. Man musste kein Genie sein, um zu erkennen, dass es sich um Mehl handelte. Ihr war es ein Rätsel, wie er es geschafft hatte, Mehl in die Haare zu bekommen. Der Typ sah ziemlich verpeilt aus, wie er da in seiner Schürze stand nur so voller Mehl und mit diesem leicht verwirrten Gesichtsausdruck. ,,Hi. Ich muss die Plätzchen rausholen. Warte einen Moment.", bat er und wetzte in die Küche. Sie nickte, obwohl er es ja nicht mehr sehen konnte und setzte sich in einen der Sessel mit Beistelltischchen. Dann war der Junge auch wieder da. Er strich sich die Hände an der Schürze ab und reichte ihr die Hand. ,,Tschuldige nochmal für vorher.",meinte er und schaute sie entschuldigend aus seinen braunen Augen an. Alex, Juliet's bester Freund, hätte die Farbe sicherlich als teddybärkaramellbraun bezeichnet. Niemand außer ihm war so bescheuert braun zu definieren. ,,Ich habe eigentlich nur Stammkunden und kenne hier jeden persönlich. Dich kenne ich noch nicht. ",erklärte er und Juliet nickte ihm zu. ,,Wie heißt du?",fragte er weiter. ,,Juliet.", entgegenete sie mit der Andeutung eines Lächelns auf den Lippen. ,,Juliet.",wiederholte er konzentriert mit gerunzelter Stirn, als versuche er sich den Namen des Mädchens einzuprägen. Juliet nickte wieder. Das schien ihn wieder daran zu erinnern, was eigentlich sein Job war. ,,Wenn du möchtest, bringe ich dir einen Kaffee, Tee oder eine heiße Schokolade und vielleicht Plätzchen dazu. Ich hätte zwar auch Stollen und so, aber die Plätzchen sind noch warm. Hast du irgendwelche Allergien?" Sie schüttelte den Kopf. ,,Einen Schwarztee bitte. Die Plätzchen klingen gut." Für einen Moment zog eine Grimasse. ,,Schwarztee?",fragte er und man merkte ihm an, dass er versuchte neutral zu klingen. ,,Wie wäre es stattdessen mit dem Weihnachtstee? Wenn er dir dann nicht schmeckt, kann ich dir auch dir auch dieses Gebräu machen."
Eigentlich wollte sie protestieren, denn sie mochte Schwarztee und sie wollte sich ihr Lieblingsgetränk nicht abschwatzen lassen. Außerdem schmeckte Weihnachtstee bestimmt nach all diesen Gewürzen, Apfel und diesem anderen Weihnachtsmist, den sie mal gemocht hatte. Aber der Junge vor ihr lächelte so freundlich, dass sie ihm nicht widersprach. ,,Okay. Aber ich mag eigentlich kein Weihnachten.
Wie heißt du eigentlich?"Er riss die Augen auf:,,Du magst kein Weihnachten? Und habe ich dir den Namen nicht gesagt?",fragte er und klang beinahe, als hätte er sich mit seiner mangelnden Höflichkeit enttäuscht. Sie schüttelte den Kopf. ,,Ich bin ein Trottel.",,Soll ich dich jetzt so nennen?",fragte sie scherzeshalber, wieder nur den Anflug eines Grinsens auf dem Gesicht. Er schien sich aber über ihren kleinen Witz zu freuen und er lachte kurz auf. Sein Lachen war schön. Freundlich und laut. ,,Oh nein... bitte nicht! Ich bin Phillip.",sagte er dann und grinste sie an. Dann verschwand er wieder in den Raum hinter der Theke. Juliet wartete einige Minuten und starrte hinaus in den Nieselregen, der gerade einsetzte. Sie ermahnte sich noch, dass sie daran denken musste, nachher die Aufsätze ihrer Schüler zu korrigieren.
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Phillip brachte dem Mädchen seinen Tee und beobachtete ihre Reaktion beim Trinken ganz genau. Dabei konnte er sie auch richtig ansehen. Juliet hatte braune Haare, die ihr nur einige Zentimeter über die Schultern reichen dürften. Er konnte es nicht ganz einschätzen, denn sie trug diese in einem hohen Zopf. Ihre dunkelblauen Augen leuchteten, als sie den Geschmack des Tee's bemerkte. Er hatte die Glüh- weinmischung hinein gegeben. Zimt, Nelken und noch jede andere Menge Gewürze werden zerstampft und hinein gegeben. Der Tee war ein spezieller Früchtetee und der Schuss Orangensaft, den er wie üblich hinein gegossen hatte, verlieh ihm die letzte Note. Es schmeckte wie eine Mischung aus alkoholfreien Glühwein und Punsch. Jeder liebte den Tee und Phillip war eigentlich immer recht stolz darauf. Doch jetzt erstarrte ihr Blick und das Leuchten verschwandt urplötzlich. Ihre Augen glitzerten merkwürdig. Ihre Mundwinkel zogen sich nach unten und sie schniefte kurz. ,,Schmeckt er nicht?",fragte Phillip sie erschrocken. Er war es gewohnt, dass seine Kunden den Tee genossen. Sie lächelte schief und schniefte nochmal. ,,Doch, doch. Wir haben ihn früher Zuhause auch immer so getrunken."Sie biss in ein Plätzchen und seufzte. ,,Danke...wirklich."Phillip zog die Schürze aus und setzte sich ihr gegenüber an den Tisch. Er wollte mehr über seine neuste Kundin erfahren. ,,Wie alt bist du?",fragte er. ,,22."Sie schürzte die Lippen. Phillip hatte mal gelesen, dass dies Leute machten entweder, wenn sie nachdachten oder wenn sie mit etwas nicht einverstanden waren. Phillip überlegte, dass sie es vielleicht nicht mochte, Fragen zu beantworten. ,,Ich bin 24.",fuhr er fort und wartete auf eine Antwort. ,,Cool."Es herrschte kurz Stille. Dann schien sie sich seiner zu erbarmen und blickte ihn an. ,,Was machst du beruflich?",fragte sie und er war reichlich froh, dass er über etwas reden konnte, das er mochte. ,,Ich backe hier alles."Sie lächelte halbherzig. ,,Das ist sicher ein toller Job."Phillip's Augen leuchteten, als er nickte. Er liebte das Backen über Alles. ,,Ich bin Lehrerin an der Grundschule."Phillip hatte gedacht, dass er auf ihrem Gesicht jetzt endlich ein echtes Lächeln entdecken zu können, aber dieses blieb aus. ,,Magst du Kinder? Welche Schule ist es denn? Die an der Kreuzung im Kirschblütenweg?",erkundigte er sich. Sie schwieg kurz. ,,Ja...Ich mag Kinder ich wollte früher immer Lehrerin werden. Und an der Schule im Kirschblütenweg war noch eine Stelle frei, als ich mit der Ausbildung wurde."Phillip, der das Zögern und auch die merkwürdige Betonung auf dem Wort ,früher' sehr wohl bemerkt hatte, lächelte ihr aufmunternd zu. ,,Und jetzt? Magst du deine Arbeit?"Sie nickte geistesabwesend.
Auf einmal sprang sie auf. ,,Ich muss los. Danke für den Tee. Ich komme vielleicht nächste Woche Sonntag nochmal."Sie öffnete die Tür, rannte davon und war kurz darauf schon nicht mehr zu sehen, obwohl man ihr beim Weggehen durch die riesige Glasfront des Cafés sehr wohl hätte zusehen können. Phillip starrte trotzdem nach draußen. Wie konnte dieses Mädchen nur so traurig sein? Es war schließlich Weihnachtszeit! Und warum mochte sie Weihnachten nicht? Er wusste nicht warum, aber er wollte dieses Mädchen glücklich sehen. Er wollte sehen, wie sie lachte und nicht nur die Andeutung eines Lächelns, das sie ständig auf dem Gesicht zu tragen schien, wenn es nicht angemessen war traurig auszusehen. Es war das erste Mal, dass Phillip bewusst wurde, dass man nicht lächelte, wenn der Blick in den Augen einfach nur um Hilfe schrie.
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Heyyyy Sweeties!
Heute ist der 1. Dezember! Ich habe mega gute Laune und trinke gerade heiße Schokolade. Bei uns schneit es zwar nicht, aber ich bin trotzdem in Weihnachtsstimmung. Vielleicht deswegen auch die merkwürdige Begrüßung 😂🥳Bin ich die Einzige hier, die den Winter liebt?Außer natürlich es ist eiskalt und es schneit nicht mal :(
Aber selbst dann kann ich mich in meinen Sessel setzen, mich eine Decke kuscheln, ein Buch lesen und heiße Schokolade schlürfen.🥰😊
Was mögt ihr am Liebsten? Heiße Schokolade? Tee? Punsch?Oder seit ihr doch eher der Kaffee-Typ?
Hab ich irgendwelche heißen Getränke vergessen? Wenn ja zählen die natürlich auch als liebste Wintergetränke!Eure Charlie030506 🥰🎅🎄🎉🎊🎁🎀
P.S. Ich hoffe Euch hat das 1. Kapitel gefallen! Wenn ja kommen jetzt noch 23 davon 😊❤
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Believe in Christmas
Romance,,Glaub an Weihnachten!"Juliet blickte auf, vom raschen Themawechsel überrascht. Sie hielt ihn für naiv, weil er Weihnachten liebte. Ihre Augen strahlten Trauer aus, doch sie lächelte sanft. ,,Weihnachten ist kein Fest, Phillip. Es ist ein Gefühl un...