Phillip wusste es nicht. Er wusste gar nichts mehr. Gedankenverloren verzierte er Pralinen, während das Brot durch den Ofen hindurch einen köstlichen in der kleinen Backstube verbreitete. Er fluchte und kaschierte einen Fauxpas mit einem Marzipanröschen. Es war bereits Mittag und bald würden die ersten Gäste nach Phillips berühmten Pralinen fragen. Herr Moinsen zum Beispiel aß jeden Nachmittag fünf Nougat-Tiramisu-Pralinchen, die Phillip mal erfunden hatte, als ihm langweilig gewesen war. Die Marzipan-Himbeer-Petit-Fours waren auch noch nicht mit der weißen Schokolade überzogen! Der heutige Tag schien verhext. Auch Juliet wollte schon längst wieder da sein und ihm helfen. Doch das Mädchen ließ auf sich warten, was Phillip als gute Gelegenheit sah, nachzudenken. Andere mochten ihre Gedanken als frei betrachten, doch wenn er vor sich hingrübelte, während jemand im Raum war, fühlte er sich stets beobachtet und ertappt. Doch wird diese Geschichte von jemanden erzählt, der zu behaupten wagt, dass Gedanken frei sind und die von Phillip nicht aufschreiben möchte, sodass sie auf dem Papier verweilen müssen. Aber während er nachdachte, schlug sein Herz schnell und unregelmäßig wie die Flügel eines Kolobris, der gerade Fliegen lernt. In der Sekunde, in der Juliet eintrat, schien dieser Vogel für einen Moment beinahe abzustürzen, bevor er von einer warmen Böe in die Höhe getrieben wurde. Ohne es zu merken breitete sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus und alle Geräusche schienen für einen Moment in den Hintergrund zu treten. Sie stand mitten in der Backstube mit einem Zopf, bei der die vorderen Stränen schon wieder herausfielen und hatte Schnappatmung. ,,Ich...Ich bin zu spät. Tut mir..leid...Bin...gerannt.",keuchte sie und hielt sich die Seiten. Ihre Wangen waren rot von der Kälte und dem Spurt von der Schule durch die Gässchen bis zum kleinen Café. ,,Schon gut. Was machen wir heute?" ,,Da steht ich soll in einen Freizeitpark gehen. Aber wie stellst du dir d-",,Verdammt richtig.",unterbrach Phillip Juliet. Hatte sie schon mal erzählt, dass sie es hasste, unterbrochen zu werden?
,,Meine Freunde kommen mit und deine bestimmt auch, wenn du sie fragst! Ich schließe den Laden und du meldest dich in der Schule ab.",,Wegen dir verliere ich meinen Job, weißt du das?",,Ach was. Entsperr mir dein Handy!",,Was?!Nein!"Phillip schnappte sich das Teil aus ihrer Hosentasche. ,,Hmm...Was ist der Code?..."Gedankenverloren tippte er auf dem Handy herum. ,,Was hast du ausprobiert?",,Ich liebe Phillip.",,Und...War es mein Passwort?",,Nein.",,Na siehst du!"
Lieben. Ein merkwürdiges Wort. Aber vielleicht...ganz vielleicht war es das richtige Wort. Bloß für was es richtig war, wusste Juliet immer noch nicht.
,,Gib her!Sonst sperrt es sich noch!"Kaum hatte Juliet das richtige Passwort eingegeben, dass übrigens "Ich-bin-kein-Grinch-und-du-bist-doof" lautete, da hatte es ihr Phillip auch schon wieder aus den Fingern gerissen und das Sekretariat kontaktiert. ,,Nein... Sie ist krank...Nein ihre Stimme ist weg...2...Ja bis nach den Ferien..mhm..Ja...Mhm.",brummelte er,während Juliet versuchte ihm das verdammte Teil aus der Hand zu schnappen. Er legte auf. ,,Du bist bis nach den Ferien entschuldigt!"Auf ihre entsetzte Miene antwortete er nur mit einem. ,,Du brauchst Freizeit und die Sekretärin lässt Gute Besserung ausrichten."
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,,Meine Freunde konnten nicht."Juliet schmollte, als sie vor Phillips kleinen Auto stand, der sie abholte. ,,Wer kommt bei dir mit?",,Niemand. Ich hab sie nicht gefragt.",,Warum?"
,,Vielleicht war ich zu faul oder ich wollte mal etwas mit dir allein unternehmen.",,Okay..."Juliet schaute stieg in das blaue Auto und schaute aus dem Fenster als es anfuhr. Juliet hätte wahrscheinlich behauptet, sie sei in Gedanken, aber Phillip vermutete, dass sie rot geworden war. Doch selbst wenn. Das würde Juliet niemals zugeben.
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,,Den werde ich niemals brauchen!"Juliet presste den Teddybär an sich, den Phillip bei einem der Automaten für sie gezogen hatte. Ein flauschiges Exemplar von einem besonders geschmacklosen Pink und kleinen Knopfaugen, die Juliet von der Farbe her an Phillip's erinnerten. ,,Ich bin erwachsen.",stellte sie nochmal klar, als Phillip ihr nicht antwortete. ,,Wenigstens zur Weihnachtszeit sollte man ein bisschen Kind sein dürfen.",gab er nach einer längeren Pause zurück. Sie pflichtete ihm bei. In dem Freizeitpark ging es längst nicht so bedächtig zu, wie in dem kleinen Städtchen, in dem Phillip und Juliet wohnten, das vom Namen her aber nicht weiter erwähnenswert war, da jeder der ihn hörte mit einem "Äh und wo liegt das genau?"antworten würde. Während die Flocken leise vom Himmel rieselten, was ja durchaus ein Grund für andächtiges, poetisches Schweigen gewesen wäre, rannten Kinder überall auf den Wegen eine der gefrorenen Tropfen mit ihrer Zungenspitze aufzufangen oder zerrten ihre Eltern quer über den Gehsteig. ,,Dort will ich lang! Zur großen Achterbahn!"Junge Pärchen liefen Hand in Hand und Zuckerwatte gemächlich herum und zeigten ab und zu auf eine der Attraktionen, die sie noch besuchen wollten. Juliet zeigte zögerlich auf eine Achterbahn. ,,Die sieht lustig aus."Also stellten sie sich an.
---"Lustig" war nicht unbedingt das Wort, das Juliet verwendet hätte nachdem die 2 turbulente Loopings und Kurven überstanden hatten. "Zu Tode erschrocken" und "adrenalingeladen" schienen ihr im Nachhinein die besseren Beschreibungen zu sein. Auch, dass Phillip ein Photo von der Kamera, die gleich Eines schoss, wenn es abwärts ging zurückbehielt, machte Juliet etwas Angst. Es zeigte Phillip breit lächelnd, beide Hände in die Luft und dem typischen "Wohooo-Gesicht" und Juliet mit einem erschrockenen Gesichtsausdruck und die Hände fest in den Wagen gekrallt. Juliet hatte nicht gewusst, wie tief sie ihre Mundwinkel nach unten ziehen konnte und das Bild hatte sie sehr überrascht. Juliet fand das Foto schrecklich und hoffte es irgendwann vernichten zu können oder sich zumindest rauszuschneiden. Doch das traf eigentlich auf jedes Bild zu, auf dem sie zu sehen war. Phillip fand das Bild total süß und wusste jetzt schon, wo er es aufstellen würde. Sie waren so unterschiedlich. Phillip schielte zu dem Mädchen neben ihn, welches probeweise etwas von der Zuckerwatte kostete. Er hatte schon länger das Gefühl, dass Juliet nicht wusste wie toll sie war. Irgendwann würde er es ihr erklären, sie fest umarmen und ganz laut sagen:,,Du bist perfekt!"Und dann würden sie sich küssen. So wäre es, wenn sie in einem Kitschfilm die Hauptrollen belegen könnten, aber so war das echte Leben nicht, dachte Phillip verbittert. Selbst auf einem anderen Planeten, in einer anderen Welt, ja, in einem anderen Universum würde ein Mädchen, wie Juliet keinen romantischen Gedanken an Phillip verschwenden.
Juliet freute sich über das warme Gefühl, dass sich bei der Kälte in ihrem Bauch auftauchte, als Phillip wieder ihre Hand nahm, wie auch beim Weihnachtsmarkt. Er lachte und zeigte ihr die verschiedensten Dinge im Park und zog sie hinter sich her. Er schien beschlossen zu haben, sie den restlichen Tag herumzuscheuchen. Juliet hatte allerdings den starken Verdacht, dass er ihr nur alles zeigen wollte und letztendlich hörte sie auf, sich von ihm ziehen zu lassen und rannte und strahlte ihn an. Die Menschen, an denen sie vorbeikamen musterten sie missbilligend, nur eine alte Dame stubste ihren Ehemann an.
Wie zwei Kinder, die vergessen hatten, dass sie erwachsen geworden waren rannte das Pärchen herum. Die alte Dame lächelte. Sie dachte bei sich, dass die Menschen, die dich die Zeit vergessen lassen, die sind, die man am Meisten braucht.
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Hey Sweeties.
Mit diesem schönen letzten Satz gehen Grüße an meine beste Freundin raus, wegen der ich schon so oft zu spät kam, weil man die Zeit vergisst.😘🙈Ich hoffe, ihr habt ein bisschen gelächelt oder euch zumindest darüber ausgelassen, dass ihr nach diesem Kitsch euren Lieblingskrimi lesen müsst, wo alles nur eiskalt und blutig ist...Oooops....Spoiler:Es ist meistens der Gärtner, der Koch oder der Butler...Und der Butler heißt eigentlich immer James oder ähmm Austin (*hust*Homescapes*hust*)
Ignoriert mich einfach und habt einen schönen Tag.😘
Eure Charlie030506
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Believe in Christmas
Romance,,Glaub an Weihnachten!"Juliet blickte auf, vom raschen Themawechsel überrascht. Sie hielt ihn für naiv, weil er Weihnachten liebte. Ihre Augen strahlten Trauer aus, doch sie lächelte sanft. ,,Weihnachten ist kein Fest, Phillip. Es ist ein Gefühl un...