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Titel: Solange wir schweigen.

Motto: Habe keine Angst davor dich dem zu stellen, wer du bist.

Bewertung: 10/10

boyslovetoread: Das ist mein Lieblingsbuch.

Um mich herum war es stockfinster nur mein Handydisplay leuchtete im Dunkeln auf. Ich war immer noch stinkend sauer auf Aiden. Mein Handy lag auf dem Nachtschrank und ich vergewisserte mich durch einen kurzen Blick, dass der Anrufer schon wieder als Aiden Sawyer identifiziert werden konnte. In den letzten sechs Stunden hatte er mich bereits 8 Mal angerufen. Kurz zögerte ich, zog dann jedoch das Symbol des roten Hörers quer über das Display. Den Grund meiner Wut konnte ich mittlerweile nicht mehr genau fest machen. Er hatte mich zwar stehen lassen mit Mala, aber darüber war ich längst hinweg. Es war etwas anderes, was ich selbst nicht zuzugeben vermochte. Aiden und ich hatten uns über das letzte Schuljahr voneinander entfernt. Während sich seine Welt zunehmend um Lucy zu drehen schien, kam ich nicht weiter. Dieses ganze Mädelsding war einfach nichts für mich. Oft beneidete ich Aiden und seinen Cousin Dexter, wenn diese ein Wochenende in Denver verbracht hatten. Dort wohnte Aidens Tante Rosie seit ein paar Jahren mit ihrem Problemsohn Dexter. Aiden und er zogen abends stundenlang um die Häuser und hingen betrunken mit "Dexters Bitches" ab. Für mich war Dexters Denkvermögen dermaßen beschränkt auf seinen Schwanz,dass ich ihn im geheimen zu "Sexter" umtaufte. Im letzten Schuljahr waren die Wochenenden bei Sexter immer häufiger geworden. Keinesfalls gehörte Aiden zu der Sorte Aufreißer, aber irgendwann erwähnte er beiläufig, mit erhitzen Wangen, dass er "schon so seine Erfahrungen" gemacht hätte. Die Welle des Neides, die mich in diesem Moment überkommen hatte, glich einem Tsunami. Es ging gar nicht darum, dass ich so verdammt heiß auf Sex war oder unbedingt jemanden brauchte, der mein Ego pushte. Das Problem war einfach, dass ich mich chancenlos gefühlt hatte und dies immer noch tat. Noch nie hatte ich ein Mädchen so richtig toll gefunden. Weder auf der intellektuellen Ebene, noch körperlich. Nach meinem kleinen Faux-pas mit Mala, war das Mädchenthema für mich erledigt gewesen. In Anbetracht der Tatsache, dass das nun über ein Jahr her war, erschien mir diese Begründung für meine Aversion gegen Mädchen plötzlich total lächerlich. Am letzten Schultag hatte mich Emily aus meinem Englischkurs schüchtern gefragt, ob wir nicht mal einen Kaffee trinken gehen wollen. Daraufhin hatte sie ohne meine Antwort abzuwarten mir hastig ein Stück Papier in die Hand gedrückt und war mit hochroten Wangen im Gang verschwunden. Ich könnte mich nun ahnungslos und dumm stellen so wie es wohl die meisten Jungen in meinem Alter tun würden und behaupten, dass diese Aktion mich komplett überrascht hätte. Aber es wäre gelogen. Mir war nicht entgangen,dass sie mir während des Unterrichts immer öfter verstohlene Blicke zugeworfen hatte und ihre Freundinnen hinter vorgehaltener Hand kicherten,sobald mein Blick sich auch nur ansatzweise in ihre Richtung verirrte. Ich hatte den Zettel sorgfältig in meine Federtasche getan, wo er sich auch immer noch befand und sich auch in zwei Wochen noch befinden würde. Ich fand es nett, dass sie mir ihre Nummer gegeben hatte und bewunderte sie für ihren Mut, aber ich hatte weniger als kein Interesse. Sie war mir absolut nicht unsympathisch, aber schon bei dem Gedanken sie zu küssen oder derartiges wurde mir richtig schlecht. Ach scheiße, frustriert wälzte ich mich auf die andere Seite des Bettes. Mein Handy blinkte erneut auf. Ich langte danach, im Inbegriff es gegen die Wand zu donnern und als Ventil für meinen Frust zu missbrauchen, da laß ich die angezeigte Nachicht.

Es ist mir unangenehm, aber ich kann nicht schlafen und denke an den Tag mit dir.

Die Nachicht kam von Parker. Unwillkürlich grinste ich. Mir ging es ja genau so. Seitdem Parker und ich surfen gewesen waren, waren vier Tage vergangen und obwohl wir uns jeden Tag im Emi's sahen, hatten wir kaum die Gelegenheit miteinander zu reden. Wir arbeiteten parallel und seit die Feriengäste angekommen waren, brummte jeden Tag die Bude. Schnell tippte ich eine Nachicht.

Ich kann auch nicht schlafen.

Prompt kam eine Antwort zurück.

Sehr gut,dann bin ich ja nicht der Einzige.

Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, wollte aber auf keinen Fall, dass das Gespräch endete. So stellte ich eine Frage.

Welches ist dein Lieblingsbuch?

Schwer zu sagen.

Weil du nicht liest?

Nein, weil es zu viele gibt.

Zugeben war ich komplett baff. Ich kannte keinen Jungen außer mir selbst, der ernsthaft las. Es tut mir ehrlich leid an alle Comicfanatiker, aber als wirkliches Buch galt ein Comic für mich nicht. Ein Buch ist eine Geschichte, die erzählt wird mit solch einer Liebe und Zuneigung, dass einem davon schwindelig wird. Ein Buch kann Welten erschaffen und zerstören. Es kann uns zum Verzweifeln bringen und zu Tränen rühren.

Ich glaube mein Lieblingsbuch muss ein Geheimnis bleiben.

Warum das denn?

Weil mein Lieblingsbuch zu viel über mich aussagt.

Extrem neugierig geworden, zubbelte ich nervös an meiner Bettdecke herum. Was könnte denn sein Lieblingsbuch so geheimes über ihn aussagen? Ich war vollkommen verwirrt. War war nur los mit Parker? Er war so verdammt...erschrocken stellte ich fest, dass mir die Worte fehlten. In meinem ganzen angelesenen Vokabular entsprang mir kein Wort, welches Parkers Charakter treffend zusammenfassen würde. An dem Abend an den wir die Sterne angeschaut hatten, hatte ich entdeckt, dass er überhaupt nicht so war, wie es schien. Ich glaubte ihn zu kennen, obwohl wir einander gerade mal eine grobe Woche kannten. Schockiert realisierte ich, wie sehr ich ihn jetzt schon mochte. Auf seinem Motorrad hinter ihm zu sitzen, hatte mir nicht zuletzt deshalb gefallen, weil ich seinen muskulösen Bauch gespürt hatte. Das lag mit Sicherheit daran, dass ich Körperkontakt nicht gewohnt war und deshalb alles in mir total verrückt spielte sobald ich gezwungen war, jemanden länger als für einen knappen Handschlag anzufassen. Aber er hatte so unfassbar gut gerochen. Ich schloss die Augen und erinnerte mich an seinen Geruch. Wie von allein wanderte meine Hand an meinem Oberkörper hinunter. Ich stellte mir vor wie es wäre wieder Parkers Oberkörper zu umfassen, bloß ohne Shirt. Bemüht leise zu sein, atmete ich stockend ein. Ich schob meine Erregung bei dem Gedanken an Parker auf meine völlige Übermüdung, mein Gehirn konnte einfach gerade nicht arbeiten. Meine Hand umfasste mich und in meinen Gedanken umfasste Parker mein Gesicht. Ich bog mich ihm entgegen. Meine Hand wurde schneller. Als die Anspannung meines Körpers nachließ, dämmerte ich friedlich in den Schlaf. Immer noch dachte ich an Parker.

Schwarz. Schwul. Schön.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt