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Titel: No going back                                                                                                                                                    Motto: Bereuen tut man selten die Dinge, die man getan hat, viel mehr die, die man nicht tat.

Bewertung: 8/10

boyslovetoread: Ich würde es bereuen, wenn ich nicht jeden Tag deinen Blog lesen würde.

"Findest du meine Haare sehen scheiße aus?" fragte Aiden mich am Abend. Mit einer Hand fuhr er sich erneut durch die blonden Haare, gezeichnet von den vielen Tagen am Strand waren die Spitzen ausgeblichen. "Ich habe echt versucht es zu retten, aber ich habe das Gefühl Lucy könnte das auffallen." "Nein gar nicht", versicherte ich ihm. "Ich bin mir sicher das findet sie gut." "Okay wenn du das sagst, man.", noch nicht ganz überzeugt schaute er mich skeptisch an. " Dein Wort in Lucys Ohr" Über seinen flachen Witz grinsend schaute er wieder nach vorn auf die Straße. Seine Finger trommelten rhythmisch auf dem Lenkrad herum und sein Kopf wippte im Takt der Musik. Das Licht der untergehenden Sonne fiel schräg durch die Fenster herein und ließ Aidens Haut leuchten. Ich hing im Dämmerzustand auf dem Beifahrersitz, nachdem ich das Gillen mit meiner Familie soeben hinter mich gebracht hatte. Es war nicht so, dass mir der Tag mir meiner Familie nicht gefallen hatte, aber er war doch anstrengend gewesen. Die Sache mit Parker und Cassie tigerte weiterhin in meinem Kopf umher, obwohl ich mir verboten hatte darüber nachzudenken, Ich kannte ihn schließlich gar nicht. Was ging mich also sein Privatleben an? "Was ist eigentlich mit dir Bro?" Ohne hinzusehen wusste ich, dass Aiden mich abwartend anstarrte. "Ich mag meine Haare." Aiden sah mich mit gerunzelter Stirn an, ich vermutete mal, die Frage zielte nicht auf meine Haare ab. "Ich meine mit Mädels." Ich stütze meinen Kopf auf meine Hand und kurbelte das Fenster herunter. Mädchen waren genau das Themengebiet, welches ich gänzlich zu vermeiden versuchte. Bislang war genau ein einziges Mal etwas zwischen mir und einem Mädchen gelaufen, was halbwegs erwähnenswert gewesen wäre. Allerdings war das an meinem 16. Geburtstag und wir hielten es für eine gute Idee Shots zu trinken. Nach zwei oder drei Runden war ich betrunken und neugierig genug, um Mala meinen Mund auf die Lippen zu drücken. Hinterher hatten wir uns so geschämt und solche Angst gehabt unserer Freundschaft nachhaltig geschadet zu haben, dass wir einander stundenlang versprachen es war ein Ausrutscher gewesen und wir würden es bereuen. Ich bereute es tatsächlich. Nicht nur, weil es dumm gewesen und Mala meine beste Freundin war, sondern auch, weil ich so etwas besonderes, meinen ersten Kuss, einfach so verschwendet hatte. Ich wollte sie nicht verletzen, aber es hatte mir noch nicht einmal gefallen. Von all dem Kribbeln und der Wärme, die immer in meinen Bücher beschrieben wurde, hatte ich nichts gespürt. Seitdem war mein Interesse an Mädchen eingeschränkt, ich schätzte ich musste einfach warten, bis die Richtige käme. Solange sollte Aiden bestimmt nichts von meiner Unerfahrenheit mitkriegen. "Joa, ist halt kompliziert, kennst du ja." Ich hoffte, dass der implizierte Verweis auf Lucy ihn dazu brachte wieder über sie zu reden. "Alter du siehst aus wie Shawn Gendes oder wie auch immer der heißt. " Bekräftigend schlug Aiden mit der Hand auf die Mittelkonsole. "Der heißt Shawn Mendes." Unwillkürlich musste ich lachen. "Ist doch egal man, alle Mädels finden den gut. Du solltest gleich echt mal die Augen offen halten. Lucy hat viele hübsche und nette Freundinnen. " Aiden parkte den Wagen auf dem Parkplatz von Emi's Imbiss. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon wieder vollkommen verdrängt, dass ich hier ab dem nächsten Tag meine Zeit damit verbringen würde Eiskugeln zu türmen, Pommes zu frittieren und Käsetoasts zusammenzuklatschen. Wir stiegen aus und Aiden versuchte sich an einer gekonnt lässigen Geste, um seine Haare erneut auf Strecke zu bringen. Hinter Emi's führte ein kleiner Steg zum Strand herunter. Er war notdürftig aus ein paar alten Holzbrettern zusammengezimmert worden und mittlerweile versuchte der Sand auch dieses kleine Fleckchen zurückzuerobern.                                                                                                                                              Mala war schon ziemlich voll als wir kamen. Überall am Strand wimmelten Leute herum mit denen Aiden und ich zur Schule gingen. Aiden stürzte sich direkt auf die Kühltasche, wo er Cola und Limo zur Seite schob und gezielt nach Alkohol wühlte. Der Arme musste sich wohl ein bisschen Mut antrinken. Mala stellte sich neben mich. "Hallo Alex mein Schnucki." Mir fiel auf, dass sie etwas lallte. Marie, die Tochter des Strandkorbverleihs, gesellte sich zu uns. Eine Weile redeten wir über die Schule und den Stress des vergangenen Semesters. "In Mathe  wäre ich beinahe durchgefallen", sagte Marie. "Mein Vater hätte mich umgebracht, er will unbedingt, dass ich auf's College gehe." "Wie hast du es gerettet?", fragte ich sie. Sie grinste und wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger. "Ich habe Nachhilfe bekommen. Von so einem Typen. Der hat eine kleine Schwester in meinem Kurs. Das war echt toll." "Alex ich bin froh, dass du mich magst. Ich mag dich nämlich auch sehr gern." erklärte Mala mir unterdessen sehr ernsthaft. Ihren Kopf hatte sie an meine Schulter gelehnt und schien in ihre eigene Welt versunken zu sein. Ich schüttelte den Kopf. Eigentlich war Mala stets sehr verantwortungsbewusst, doch in letzter Zeit hatten Aiden und ich sie nicht selten betrunken ins Auto verfrachtet. Ihre Eltern waren sehr streng und es war jedes Mal eine ziemliche Tortur Mala unbemerkt in ihr Zimmer zu bekommen. Ich sah schon, dass mich an diesem Abend das gleiche Schicksal erwartete. "Die sind jetzt zusammen, oder?" Marie deutete vielsagend mit dem Kopf auf Lucy und Aiden. Offenbar hatte er es geschafft sie in ein Gespräch zu verwickeln. Ich ließ mich mit Mala im Schlepptau zu Boden gleiten. Dann lachte ich. Auch Marie rutschte neben uns in den Sand. "Was? Nein, das kann nicht sein. Wie kommst du denn darauf?" "Meine Schwester Josie arbeitet bei Starbucks im Einkaufszentrum. Sie hat mir erzählt, dass die beiden öfter bei ihr sind und ab und zu Hand in Hand." Ich schielte rüber zu Aiden. Gerade erzählte er Lucy wild gestikulierend etwas, worüber sie herzlich lachte. Verunsichert bemerkte ich die Vertrautheit der beiden. Gerade heute morgen hatte Aiden doch noch in der Küche gesagt, dass er hoffte diesen Sommer bei ihr landen zu können. Aiden war schlecht darin Dinge für sich zu behalten. Er hätte mir definitiv davon erzählt, wenn er Dates mit Lucy gehabt hätte. Marie wühlte mit den Füßen im Sand und ich bemerkte, dass meine Antwort schon recht lange auf sich warten ließ.  Gerade setzte ich an, als  Marie plötzlich aufsprang. "Hey du, Klasse, dass du doch noch gekommen bist." Ich kniff die Augen zusammen und versuchte den Neuankömmling zu identifizieren, welcher im Licht der untergehenden Sonne zu strahlen schien.                                                                                                                  Mir stockte der Atem. Zum zweiten Mal an diesem Tag begegnete ich ihm. "Ja, war alles etwas stressig, aber was soll's?" sagte Parker und ließ sich von Marie ein Küsschen auf die Wange drücken. Entspannt hob er die Hand, um Mala zu begrüßen. Er warf mir einen schnellen Blick zu und verzog die Lippen zu einem breiten Grinsen. Er hatte mich eindeutig wiedererkannt. "Oh wer bist du denn?", kichernd und mit glasigen Augen schaute Mala zu ihm empor. Bei dem Versuch sich aufzurappeln, stieß sie leicht mit dem Kopf gegen seinen Bauch. Sie kicherte erneut und streckte einen Finger nach ihm aus. Bohrend drückte sie ihn in seine Brust. Sichtlich amüsiert blickte Parker auf sie herunter. "Woah Alex", sie stolperte unbeholfen zur Seite. "Du musst mal fühlen, der hat tolle Muskeln." Verträumt starrte sie Parker an, als wäre er eine erdachte Figur und würde jeden Moment seifenblasenähnlich zerplatzen. Die Situation war mir ungeheuer peinlich. Ich stand auf und versuchte Mala zu stützen und gleichzeitig etwas Abstand zu Parker zu gewinnen. Marie trippelte nervös von einem Fuß auf den anderen, mit rotem Gesicht und eindeutigem Unbehagen. Die Röte konnte vom Bier herrühren, doch ich vermutete, dass die betrunkene Mala nicht nur bei mir ein gewisses Schamgefühl hervorrief. Zu allem Unglück begann sie genau in diesem Moment zu würgen und übergab sich geräuschvoll hinter einen modrigen Baumstamm, der vor Jahren hier angespült worden war.                                                Das reichte. Auf einmal wollte ich nur noch nach Hause. Ich war total erschöpft. Aiden, Lucy, Cassie und Parker, Mala, zu viel Alkohol. Ich hatte das Gefühl jeden einzelnen Muskel in meinem Körper zu spüren, als ich zu Aiden ging und ihn grob anschubste. Einerseits überkam mich das schlechte Gewissen, da er noch immer im Gespräch mit Lucy zu sein schien, andererseits war ich so genervt von der Situation mit Mala, dass ich einfach nur noch abhauen wollte. "Lass uns abhauen,Mala geht's nicht so gut" murmelte ich ihm vertraulich ins Ohr. Lucy beäugte uns unterdessen neugierig. Ihr Rock flatterte im Wind und ihre Haare umspielten ihr Gesicht. Sie schien als warte sie, dass Aiden zu ihr ins Gespräch zurückkehren würde, während sie affektiert lächelte. Aidens Blick zuckte zu ihr. Nervös biss er sich auf die Unterlippe. Das tat Aiden immer, wenn er in der Klemme steckte. Ich konnte genau die Diskussion des Kumpels Aiden auf der rechten Schulter mit dem Amor-Aiden auf der linken Schulter verfolgen. Sein Dilemma war für mich nachvollziehbar, allerdings würde ich nicht eine weitere Minute mit Mala und Parker aushalten. Ich versuchte eine gewisse Dringlichkeit in meinen Blick zu zwingen, als ich ihn erneut anschaute. "Können wir nicht noch 5 Minuten bleiben?", raunte er mir zu. Sein Atem roch nach Alkohol und ich wusste, dass Aiden als Gelegenheit, um nach Hause zu kommen gerade für mich geplatzt war. Es war nicht so, dass ich unentspannt oder spießig war, aber Alkohol am Steuer war für mich ein absolutes No-Go. Aus Erfahrung wusste ich,dass Aiden es damit nicht so genau nahm. Schon ein paar Mal hatte ich ihn darauf angesprochen,doch er hatte immer bloß lachend abgewinkt. Seufzend wandte ich mich von ihm ab und überließ ihn wieder seiner Konversation mit Miss Perfect. Durchaus existierte für mich die Möglichkeit nach Hause zu laufen, es dauerte keine zehn Minuten von hier. Bloß die Promenade hinunter und dann hinter der Eisdiele links. Mein Problem bestand lediglich darin,dass ich mich verantwortlich für Mala fühlte. Es war total beschissen. Zu allem Übel hockte sie nun mit Parker auf dem Baumstumpf hinter den sie soeben gekotzt hatte. Elegant und zugleich lässig hatte er sich neben sie gesetzt und sah aus wie ein verdammtes Model. Gerade als ich ungeschickt auf sie zustolperte, lächelte er ein strahlend weißes Lächeln für sie. Ich spürte ein dezentes Stechen im Bauch und ertappte mich dabei mir zu wünschen,dass ich derjenige bin,dem er so ein Lächeln schenkt.

Schwarz. Schwul. Schön.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt