Chapter Eight

739 49 5
                                    

Chapter Eight ||

I had to find you, tell you I need you
»The Scientist«

Because maybe, you're gonna be the one that saves me
»Wonderwall«

Mac

Bereits beim Eintreten fallen mir Einzelheiten auf, über die ich beim ersten Mal hinweggesehen habe. Das Haus ist weniger protzig eingerichtet, als meine Erinnerungen mir weismachen wollten. Alle Spuren, der vor knapp einer Woche stattgefundenen Party, sind beseitigt. Dafür dominiert ein schlichter, minimalistisch angehauchter Einrichtungsstil, wodurch der Blick automatisch von der Aussicht des endlosen Meeres angezogen wird. Sonnenstrahlen spiegeln sich auf der Wasseroberfläche, erzeugen ein durchmischtes Glitzern aus verschiedenen Farben. Das verführerische Funkeln kaschiert, wie beängstigend und unkontrollierbar das Meer sein kann. Man könnte denken, der Garten grenzt nahtlos an der Klippe. Ein Sprung in die Tiefe würde ausreichen, um-.

»Kann ich Ihnen eine Erfrischung anbieten, Ms LeBlanc?« Aus dem Gedankennebel gerissen, mustere ich den Personenschützer. Er hat sich mit Alister vorgestellt, wie Cher oder Beyoncé als wäre es kaum erwähnenswert, mehr seiner Persona hinzuzufügen. Seine hochgewachsene Figur, die beeindruckende Breite seines athletischen Körpers, dank jahrelangen, intensiven Trainings, und die unlesbare Mimik wirkt Liam Archers Bodyguard ebenso respekteinflößend wie unnahbar. Im Profil erinnert er an eine jüngeren – ich schätze ihn auf Mitte Dreißig – und britischen Dwayne Johnson. Da Alister abseits Position eingenommen hat, erspart er es mir, den Kopf beim Ablehnen in den Nacken zu legen.

Das Getränk würde ich vor Aufregung vermutlich auf einem hunderttausend Dollar Teppich verschütten, für dessen Restauration ich ein Leben lang in Liam Archers Schuld stehen würde. Am besten lasse ich in diesem Haus von allem die Finger. Was mich jedoch nicht davon abhält, alles genausten zu betrachten.

Wir befinden uns in der Eingangshalle. Von hier aus bekommt man eine Übersicht über den weiträumigen Wohnraum geboten. Ein L-förmiges Sofa nimmt Platz vor einer imposanten Fensterfront ein, die einen Rundumblick über den Garten und den Pool ermöglicht. Immobilienmakler würden es als perfekte Kombination aus Indoor Outdoor Living bezeichnen. Das Haus folgt einem Muster aus hellen Farbtönen, sowie umfangreichen Fenstern, durch die natürliches Sonnenlicht flutet. Trotz schlichter Einrichtung fließt ein maskuliner Ansatz durch die Villa. Kleinere Details, die einem auf den zweiten Blick auffallen. Die herrschende Dezenz wird an einer Wand durchbrochen, wo Unmengen an Fotos hängen. Momentaufnahmen in schwarz-weiß von Hiraeth' Konzerten. Dunkle Schemen deuten an, welches Bandmitglied beim Spielen abgelichtet wurde. Der Wunsch, mir die Bilder von nahmen anzuschauen, beschleicht mich.

Nachdem mir sein Gesicht verraten hat, wen ich ausgerechnet beraubt hatte, googelte ich Liam Archer. Massen an Videomaterial, Links zu aktuellen Berichten über das Leben jedes einzelnen Musikers und tausend FanFictions tauchten bei der Suche auf. Je weiter ich die Seiten hinunter scrollte, desto größer bauschte sich die Sache in meinem Kopf auf. Bevor ich einen der Schlagzeilen überhaupt anklickte, schlug ich den Laptop zu und vergrub ihn gemeinsam mit allen Gedanken an Liam in einer Kiste.

So viele Fotos im Internet auch von Hiraeth existieren, erzählen diese gerahmten Werke eine eigene Geschichte. Liam wird die Bilder nicht wahllos angesucht haben. Für ihn stellen sie einen besonderen Wert dar und mehr noch als die Bilder intensiv zu studieren, würde ich gerne ihre Bedeutsamkeit erfahren.

Ich folge meiner selbstauferlegten Regel und halte die Glieder starr an meinen Körper gepresst. Würde Alister, wenn ich auf die Galerie zulaufen würde, sich mir in den Weg stellen? Oder mich gar zu Boden werfen? Ich hege keinen Zweifel, dass er mühelos dazu fähig wäre. Möglicherweise habe ich mich deshalb nicht weiter ins Innere hineingewagt.

𝐇𝐢𝐫𝐚𝐞𝐭𝐡 - 𝐚𝐥𝐦𝐨𝐬𝐭 𝐥𝐨𝐯𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt