Chapter Nine ||
Mac
Zwei Tage später werde ich mit einer mir unbekannten Melodie begrüßt. Von der Tür abgewandt, sitzt Liam an dem schwarzen Flügel. Seine Aufmerksamkeit gebannt auf die Tasten des Instruments gerichtet.
Als das letzte Treffen ein Ende fand, hatten wir die Zeit aus den Augen verloren – oder in meinem Fall verdrängt. Denn so ungern ich es zugebe, wollte ich diese neu gesponnene Verbindung nicht enden lassen. Wie in Trance hatten wir uns den Klängen hingegeben. Doch sobald die Musik endete, breitete sich Unbehagen aus. Meine Nervosität kam auf einen Schlag zurück. Liam bot mir an, mich von einem seiner Angestellten zum Collins fahren zu lassen. Natürlich lehnte ich ab. Zudem verspürte ich das Bedürfnis, mich aus seinem Bann zu befreien. Ich brauchte Abstand, seit die Musik nicht länger meine Gedanken benebelte, damit ich die chaotischen Gefühle sortieren und meine Nerven sich endlich beruhigen konnten.
Liams Spiel lauschend, lehne ich am Türrahmen. Vermutlich sollte ich mich bemerkbar machen. Aber es gefällt mir, heimlich Zeugin zu werden, wie Liam in seinem Element und die Art, alles um sich herum zu vergessen, aufblüht. Als der Musiker eine Abfolge verschiedener Töne spielt, die verräterisch nach »Twinkle Twinkle Little Star« klingt, beiße ich mir auf die Lippe, um ein Lachen zu verhindern.
»Willst du dich setzen oder mir weiterhin dabei zusehen, wie ich die ganze Arbeit übernehme?« Ein Teil würde am liebsten an Ort und Stelle verharren, ihn ohne Bedenken stundenlang mustern. Doch der andere, ein sehr viel größerer Teil, schämt sich, erneut beim Starren erwischt worden zu sein.
Ich räuspere mich. »Wo soll ich hin?«
»Beherrschst du neben dem Klavier noch ein anderes Instrument? Schlagzeug oder Gitarre? Irgendwo hatte ich ein paar Streichinstrumente.« Liam hat mich noch keines Blickes gewürdigt, so vertieft scheint er zu sein. Ein Wunder, dass er überhaupt Notiz von mir nimmt.
»Gitarre«, gebe ich zu. »Tauschen wir heute die Rollen?«
»Ein wenig.« Er deutet mithilfe eines Nickens in besagte Richtung »Nimm dir einfach eine. Die meisten sollten schon richtig gestimmt sein.«
Die gesammelten Gitarren stehen nebeneinander gereiht in ihren Halterungen. Obwohl eine unter ihnen besonders mitgenommen wirkt, sogar an manchen Stellen den Lack verloren hat, will ich nach der hellbraunen Seagull Akustikgitarre greifen. Liam endet abrupt.
»Alle außer die.« Wie vorhergesagt, schlucke ich meine Neugierde hinunter. Hasse mich kurz dafür, von Liam das Versprechen, keine Fragen zu stellen, eingefordert zu haben.
Aus dem Augenwinkel betrachte ich das Instrument. Die Gitarre scheint einiges miterlebt zu haben. Mehrere Striemen und Beulen haben das Holz beschädigt, zusätzlich muss das Band eine besondere Anfertigung gewesen sein.
Schlussendlich fällt meine Wahl auf eine Stratocaster, die für allerlei Musikrichtungen geschaffen ist.
»Was probieren wir heute aus?« Meine Stimme ist leicht angeschlagen. Ihm scheint es nicht zu entgehen. Eine seiner Brauen hebt sich. Im Sinne von: Sicher, dass du singen kannst?
Antwort: Habe ich eine Alternative? Ich lenke mich ab, indem sich meine Fingerkuppen mit den Saiten vertraut machen.»Ich wollte etwas Neues versuchen. Letzte Nacht sind mir ein paar Ideen eingefallen. Ich-«, er gerät ins Stocken, »würde sie dir gerne zeigen.«
Gemeistert wie ein Profi, schlucke ich meine Begeisterung hinunter. Er will mir neues Material zeigen? Mir? Ich muss im Himmel angekommen sein.
Sichtliche Verunsicherung plagt ihn. Liams Schultern sind ungewohnt angespannt und er greift sich immer wieder in den Nacken, atmet tief ein. Und dann beginnt er zu singen.
DU LIEST GERADE
𝐇𝐢𝐫𝐚𝐞𝐭𝐡 - 𝐚𝐥𝐦𝐨𝐬𝐭 𝐥𝐨𝐯𝐞
RomanceIch würde alles für die Menschen in meinem Leben tun, die ich liebe. Auch wenn es bedeutet, eine Straftat einzugehen, von der ich annahm, sie verlief wie am Schnürchen. Bis er auftauchte und mir das Gegenteil beweist. Er ist abweisend, arrogant und...