Chapter Thirteen

612 44 1
                                    

Chapter Thirteen ||

Mac

»Ich muss gestorben und im Himmel aufgewacht sein.« Tates Finger graben sich in mein Handgelenk. Schmerzvoll verziehe ich eine Grimasse. Das wird blaue Flecken geben. »Siehst du die Fata Morgana, denn dort im Eingang können unmöglich die Mitglieder von Hiraeth sein.«

Ich folge ihrem Blick.

Tatsächlich befinden sich alle außer Cole einige Meter von uns entfernt auf der Türschwelle. Ersetzt wird der Gitarrist von einem hochgewachsenen Mann, der nach Brayden, Mason und Liam in die Bar eintritt. Sein analysierender Blick gleitet über den Innenraum, registrieren jeden Makel oder Unebenheit vom Collins.

Der azurblaue Anzug des Fremden hebt sich von der abgenutzten Einrichtung ab. Nach dessen Aussehen zu urteilen, schätzte ich ihn auf Ende zwanzig, einige Jahre älter als seine Begleitungen. Der Unbekannte im Bunde hat sein rabenschwarzes Haar perfekt zurückgekämmt. Keine Strähne wirkt am falschen Platz. Seine markante Kieferpartie presst er fest zusammen, als müsse er sich einen bissigen Kommentar verkneifen. Der breite Körper, welche sich absolut neben den anderen drei Gestalten sehen lassen kann, drückt mit dem festen Stand Stärke und Autorität aus. Augenblicklich ist ein Teil in mir von seinem selbstsicheren Auftreten eingeschüchtert. Aufgrund der Ferne ist die Augenfarbe des Unbekannten undefinierbar, aber sie finden und fixieren mich im Nu, nachdem Liam Mr Namenlos etwas zugeflüstert hat. Der Mund, umrandet von einem dunklen Bart, ist zu einer dünnen Linie verzogen, gibt nicht kund, was ihm der Musiker verraten hat.

Gespielt unbeeindruckt von dem unangekündigten Besuch, schaue ich mich um. An einem frühen Dienstagabend mache ich mir wenig Sorgen, dass die Rockstars erkannt werden könnten.

Die Vier schlendern auf den unbesetzten Tresen zu, hinter dem Tate und ich in den letzten Stunden Belangloses ausgetauscht haben. Meine Freundin scheint zu hyperventilieren, doch kaum treten die Männer, welche allesamt vom Titelbild eines GQ-Magazins entsprungen sind, an die Theke, weicht Tates Nervosität einer Gelassenheit, für die ich sie beneide. Ich glaube, ich mache den Niagarafällen gerade gehörig Konkurrenz.

Wenn sie hier auftauchen, kann es nur als schlechtes Zeichen gedeutet werden. Ein Abschied, eine Danke-für-dein-Hilfe-aber-wir-brauchen-dich-nicht-länger Abfuhr. Mir war bewusst, dieser Traum würde ein Ende finden, aber vermutlich hatte ich die Hoffnung gehegt ... Ach, keine Ahnung, was für naive Vorstellungen ich hatte. Spielt es überhaupt eine Rolle, was ich denke?

Die einnehmende Präsenz jedes einzelnen der Band geht auch an mir nicht spurlos vorbei. Mein Puls schlägt unregelmäßig in die Höhe, mein Atem wird schneller und mein Gehirn ist sich uneinig, auf wen ich mich zuerst konzentrieren soll. Bis ich bei Liam hängen bleibe, der in seinem typisch lässigen Gang zum Stehen kommt. Er sagt kein Wort, sondern sieht mich mit schief gelegenem Kopf an, wobei sein dunkelbraunes Haar absteht, ehe sich ein Lächeln abzeichnet.

Aus lauter Unbehagen erwische ich mich, wie ich meine Unterlippe malträtiere.

Wie stehen wir wohl nach den gestrigen Geschehnissen zueinander? Ich habe ihm unschöne Dinge an den Kopf geworfen, für die ich mich noch im selben Moment, als sie meinen Mund verließen, geschämt habe.

Mason setzt sich auf einen der Barhocker, Liam und Brayden nehmen jeweils links und rechts Platz. Der Fremde stellt sich an den Rand, die Miene weiterhin verschlossen. »Olivia, du hattest erzählt, in einer Bar zu arbeiten. Hab mit einem hipperen Laden gerechnet. Irgendwie moderner oder kürzere Uniformen.«

Ich werde Opfer einer ungenierten Musterung, die nicht viel hergibt. Der Drummer schmollt, aber in seinen Augen blitzt Belustigung auf, was meine Stimmung schlagartig erheitert.

𝐇𝐢𝐫𝐚𝐞𝐭𝐡 - 𝐚𝐥𝐦𝐨𝐬𝐭 𝐥𝐨𝐯𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt