Starren

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Sicht Micha

“Junge steh doch mal auf. Es ist Montag, wir haben wieder Schule“, wiederholte Manu zum gefühlt hundertsten Mal und rüttelte an mir. “Ich hab keinen Bock Mann“, wiederholte ich mich ebenfalls. “So es reicht: Aufstehen!“, mischte sich jetzt auch Maurice ein, der sich selbst bis vor kurzem weigerte, aufzustehen. “Alter, vor zwei Minuten lagst du noch meckernd neben mir! Warum hälst du jetzt zu Manu?“, fragte ich leicht genervt. “Weil der mein bester Freund ist, auch wenn der Typ scheiße nerven kann“, erklärte er schulterzuckend. “Ey!“, rief Manu und ich stand nur seufzend auf. Der übliche Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits nach 8:00 Uhr war. “Boys, wir kommen zu spät“, stellte ich fest. “Ach wirklich? Was denkst du, warum wir dich wecken?“, fragte Maurice sarkastisch. Schnell machten wir uns dann fertig. “Habt ihr Hunger?“, wollte Maurice wissen. “Äh, ist deine Mutter nicht da?“, hakte ich nach. “Ne, die und Alexander müssten weg sein“, erklärte er. “Dann lasst uns erst was essen!“, quengelte Manu. Bevor irgendjemand auch nur etwas erwidern konnte, war Manu schon durch die Tür geflitzt. “Dafür, dass deine Mutter ihn hasst, fühlt der sich hier ganz schön wohl“, meinte ich lachend an Maurice gewandt. “Besser so“, entgegnete er nur. Langsam gingen wir dann ebenfalls in die Küche, wo Manu schon ungeduldig abwartend am Tisch saß. Betont langsam holte Maurice was zum Essen raus. “Maurice! Wir sind schon spät genug, mach hinne!“, hetzte Manu. “Du willst nur was essen, dir geht's doch gar nicht um die Schule“, stellte ich meine Theorie auf. “Gar nicht wahr!“, leugnete Manu. Als Maurice aber das Essen auf den Tisch stellte, stürzte Manu sich direkt darauf. “Ach? Gar nicht wahr?“, wiederholte Maurice grinsend Manus Worte. Während des Essens unterhielten wir uns etwas. “Irgendwie hat jeder von uns 'ne komische Familie“, stellte Maurice gerade fest. “Oh ja!“, stimmte Manu ihm kauend zu. “Hm?“, machte ich. “Maurice' Mutter bekommt Aggressionen aufgrund seiner Homosexualität, meine Familie fragt jeden aus und dein Vater macht im Regen den Garten“, zählte Manu auf. “Ah. Ja. Mein Vater ist... verpeilt?“, antwortete ich. “Das hat man gemerkt“, meinte Maurice. “Ich denke, wir sollten los“, warf Manu jetzt ein.

Sicht Maurice

“Aha. Da kommen Sie ja endlich. Und? Wer wollte dieses mal nicht aufstehen?“, fragte Frau Habicht sarkastisch. “Micha“, antwortete ich prompt. “Ey! Manu musste sich ja erstmal voll fressen, sonst wären wir schon längst hier!“, gab er die Schuld weiter. “Hä? Maurice hat 10 Jahre gebraucht, bis er mal was zu Essen da hatte. Außerdem war's sein Vorschlag!“, meckerte Manu. Bevor ich aber noch irgendwas sagen konnte, kam mir Frau Habicht mit hochrotem Gesicht zuvor. “Unverschämtheit! Hinsetzten!“, schrie sie und wir setzten uns auf unsere altbekannten Plätze. Ich neben Micha und Manu vor uns. Danach hielt sie uns mal wieder einen längeren Vortrag über gutes Benehmen, wobei sowieso niemand zuhörte. “Also, jetzt bilden wir die Gruppen!“, beschloss sie plötzlich. Hä? Was? Gruppen? Ich dachte, die hält noch ihren Vortrag? Ich sah auf die Uhr und musste feststellen, dass ihr Unterricht fast vorüber war. Wir drei hatten die ganze Zeit geredet, sodass wir überhaupt nichts mitbekommen haben. “Also? Maurice? Mit wem sind Sie in einer Gruppe?“, fragte sie mich plötzlich. “Äh, ja, Manu und Micha“, antwortete ich ihr kurz stockend. “War ja klar, die Chaos-Gruppe“, seufzte sie, notierte es sich aber dennoch. Nachdem jeder seine Gruppe hatte, beendete sie den Unterricht, nicht ohne vorher anzumerken, dass wir bis zur nächsten Stunde mit unserem Projekt fertig sein sollen. “Wisst ihr, was wir machen müssen?“, fragte ich Manu. “Äh... jaaaa, also wir müssen.... Nein“, gab er lachend zu. “Ich hab auch keine Ahnung“, antwortete Micha mir. “Na dann, besorg' ich uns mal die Antwort“, meinte ich schulterzuckend und stand auf. Kurz sah ich mich um, bis ich zu Kim, einer Klassenkameradin, lief. “Hey Kim, weißt du, was wir machen sollen?“, fragte ich sie. “Maurice!“, quietschte sie in ihrer etwas zu hohen Stimmlage. Eigentlich war Kim ganz korrekt, sie hing nicht so an mir, wie die anderen Mädchen. Trotzdem merkte ich, dass sie mir manchmal Blicke zuwarf oder mit ihren Freunden über mich redete. Aber wenigstens machte sie sich nicht so auffällig an mich ran, deswegen ging das eigentlich klar. “Also du wolltest wissen, was ihr machen sollt?“, fragte sie und spielte verlegen mit einer ihrer Haarsträhnen. “Jap. Genau das hab ich gerade gefragt“, antwortete ich ihr ruhig. “Oh äh, ja natürlich“, kicherte sie. “Sorry, also ihr sollt ein historisches Ereignis aussuchen und es auf englisch wiedergeben“, erklärte sie mir. “Echt? Das ist alles? Das schafft ja jeder Fünftklässler“, hakte ich überrascht nach. Diese Aufgabe war viel zu einfach. “Naja, jeder aus der Gruppe soll zwischen 15 und 20 Minuten reden, ohne Text. Wenn man da so jemanden wie Liam in der Gruppe hat, hat man von vornherein schon verkackt“, meinte sie kichernd und ich musste mitlachen. “Aber 15 - 20 Minuten pro Person in der Gruppe? Das dauert ja ewig bis jeder vorgetragen hat“, warf ich dann ein. “Deswegen dauert das ja auch. Aber damit es nicht so unfair ist, macht Sie's nach 'nem Zufallsprinzip, wer wann vortragen muss“, antwortete Kim mir. “Hm, macht Sinn“, gab ich ihr Recht. Eigentlich wollte ich das Gespräch hier beenden, allerdings merkte ich, dass Micha mich ansah. Oder vielmehr anstarrte. Seine Blicke bohrten richtig in meinem Rücken, weswegen ich beschloss, das Gespräch etwas in die Länge zu ziehen. Irgendwann hatte ich selbst keine Lust mehr und ging dann doch zu meinen Freunden. “Endlich! Jetzt können wir zur Mauer“, seufzte Manu auf. Micha sagte nichts, sah mich nur komisch an, allerdings ignorierte ich das gerade absichtlich. “Was müssen wir machen?“, fragte er dann aber doch, als wir zur Mauer liefen. “Was?“, fragte ich gespielt verwirrt. “Für's Projekt. Du bist doch nur deswegen überhaupt zu Kim gegangen“, half Micha mir genervt auf die Sprünge. “Ah ja. Ein historisches Ereignis nehmen und auf Englisch wiedergeben. Pro Person 15-20 Minuten reden“, erklärte ich knapp. “Was? Das sind pro Gruppe mindestens 45 Minuten reden!“, schrie Manu. “Naja, das erklärt wenigstens, warum die Aufgabe so easy ist. Es geht mehr darum, ob man so lange durchhält“, entgegnete Micha. Schweigend zog ich mich an der Mauer hoch, als wir endlich dort ankamen. Manu hing wieder seinen eigenen Gedanken nach und Micha starrte mich, nicht gerade unauffällig, an. Trotzdem ignorierte ich es, soll er mich doch ruhig anstarren. “Wir gehen gleich wieder zu dir, oder Maurice?“, unterbrach Manu die Stille. Micha wandt sich von mir ab und warf seinen Blick auf Manu. Danach sah er mich abwartend an. “Ja.“

Hallo^^ Ich hab's mal geschafft, eine komplette Nacht durch zu pennen. Hat wahrscheinlich niemanden interessiert, aber egal. Ich hab auch (mal wieder) nichts zu sagen, also BYE^^

I hate youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt