Teil 13: Ein anderes Ende

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Kleine Anmerkung:

Ihr könnt, wenn ihr ab dem 6. Teil schon gelesen habt, einfach ein Stück überspringen. Ich habe nochmal gleich angefangen, damit ich einen Übergang habe, darum setze ich Makierungen bis wohin ihr überspringen  und das Ende lesen könnt.

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Ich schrecke auf. Ich liege auf einer Rückbank eines Autos. Ich erinnere mich daran, dass mich eine Kralle an der Taille getroffen hat. Ich taste an die Stelle. Ich spüre, dass an der Stelle mein T-Shirt zerrissen ist, aber von einer Wunde ist da nichts zu spüren. Ich halte fassungslos mein T-Shirt hoch, um genau hinzusehen. Da ist keine Wunde mehr, nur Blut und eine Narbe. Ich sehe nach vorne zum Fahrer. Es ist Dad. "Du bist ein Arschloch." sage ich geradewegs. "Ja, aber auch dein besorgter Vater." meint Dad und sieht in den Rückspiegel. Ich setze mich aufrecht hin und sehe raus. Wir fahren auf der Hauptstraße. "Wo fahren wir hin?" frage ich. Eigentlich hätte ich mir diese Frage sparen können. "Zum Flughafen. Es geht zurück nach Hause." "Was ist der Phoenixbaum?" frage ich Dad. Ich habe es zwar schonmal von Herrn Yoshimura gehört, dass es eine Ghoulorganisation ist und zudem noch eine sehr gefährliche, aber das war's auch schon. "Ihr Ziel ist es, die Tauben auszulöschen. In jedem einzelnen Bezirk. Ich weiß nicht, wo sie als nächstes angreifen, aber ich will das Risiko nicht eingehen." erklärt Dad. Will er mich wirklich bloß beschützen? Ich fasse an meine Lippen und schließe meine Augen. Ich denke an den Kuss von Ken. Das war wohl ein Abschiedskuss. "Werde ich zurückkommen dürfen?" frage ich. "Kommt darauf an, wie es sich entwickelt." Ich ziehe meine Beine an. "Es tut mir leid, Ken. Hide, Touka, Hinami, Herr Yoshimura und auch ihr anderen vom Antik. Ich lasse euch hängen nur, weil ich überleben soll." Ich frage mich, ob ich ihnen jemals wieder unter die Augen treten kann. Nachdem ich einfach abgehauen bin. "Lass dieses Leben hinter dir. Fang neu an." meint Dad. "Neu anfangen? Wie sollte ich? DAS war mein Neuanfang. Neu anfangen...Mit wem? Mit dir? Sicher nicht. Ich habe keine Lust mit einem Lügner zusammenzuleben. Das war auch der Grund, warum ich euch ignoriert habe." flüstere ich. Die Reise dauert sehr lange. Meine Mom begrüßt mich und nimmt mich weinend in die Arme. Meine alten Freunde sind auch da, um mich zu begrüßen. Sie haben keine Ahnung, warum ich tatsächlich zurück bin. Ich will nichts mehr. Ich gehe in mein altes Zimmer und schließe mich dort ein. Ich liege nur im Bett und mache rein gar nichts für's erste. Irgendwann entscheide ich mich dafür, Kampfübungen zu machen, um nicht beschützt werden zu müssen. Und ich lerne mein Augenwechsel zu kontrollieren, damit ich nicht mehr die Augenklappe tragen muss. Etwas anderes Lukratives will mir nicht einfallen. Ich komme nur zum Essen raus. Selbst beim Esssen rede ich nicht mit meinen Eltern. "Sophie, komm mal raus, du hast ein Päckchen bekommen." meint Mom eines Tages durch die Tür. "Stell's mir hin. Ich mache es nachher auf." Wer würde mir denn ein Päckchen schicken, frage ich mich. Ich raffe mich nach einer Weile auf und nehme das Päckchen in mein Zimmer. Ich stelle es auf meinen Schreibtisch und lese wer der Absender ist. "HySy ArtmaskStudio." lese ich leise vor. Das ist doch... Ich öffne den Karton. Tatsächlich finde ich eine Maske vor. Und einen Brief. Ich lese ihn mir als erstes durch:

Hallo Sophie,
Ich habe gehört, dass du zurück nach Deutschland gegangen bist. Deswegen habe ich mich informiert und deine Adresse gefunden. Ich dachte mir, dass du sie vielleicht trotzdem möchtest. Ich denke, dass ich deinen Geschmack getroffen habe. Mal sehen, ob wir dich mal mit der Maske sehen werden. Auf Wiedersehen. Uta.

Ich lese weiter. Darunter ist noch eine andere Handschrift:

Sophie,
Wir wissen beide, dass wir uns nicht sooo gut miteinander verstanden haben, aber ist das ein Grund abzuhauen? Oder hattest du einen Anderen? Ich verstehe dich nicht. Beweg deinen Hintern zurück nach Tokyo, aber flott. Ken macht sich Sorgen um dich. Und das ist nicht das einzige Problem. Ich mache mir auch Sorgen um Ken. Er hat sich...Sehr stark verändert. Aber das wirst du selber merken, wenn du ihn siehst. Er will zum Phoenixbaum gehen, um stärker zu werden. Um dich, um alle zu beschützen. Ich habe versucht ihn aufzuhalten, leider vergeblich. Versuch du es, als seine Freundin. Verdammt! SAG IHM, DASS DAS EINE SCHEIßIDEE IST! Brüll es ihm ins Gesicht, wenn es sein muss. Bitte...Komm zurück zu uns. Touka.
Ich werfe meinen Kopf in den Nacken und lege meine Hand auf meine Augen. "Was soll das? Ken...Du willst stärker werden um uns zu beschützen? Deswegen wechselst du zum Phoenixbaum? Du Vollidiot..." schluchze ich leise. Ich lege mir die Maske an. Es ist eine schwarze Halbmaske. Sie verdeckt meine linke Gesichtshälfte. Sie sieht wie ein halber Schädel aus. Mein rechtes Auge wird durch einen monokelähnlichen Knochen betont. Uta hat wirklich meinen Geschmack getroffen. Aus dem Briefumschlag fällt ein Ticket heraus. Ich sehe auf das Datum. Das ist morgen. Ich zerknülle aus Frust den Brief. Mein Herz und mein Magen ziehen sich zusammen. "Ich werde euch wiedersehen." sage ich lächelnd. "Das ist das erste Mal, seit du zurück bist, dass ich dich lachen sehe." meint Mom, die an der Tür steht. "Ich werde zurück nach Tokyo gehen. Und wenn Dad versucht mich aufzuhalten..." "Das werde ich nicht. Du bist alt genug, um das selber zu entscheiden. Und du bist stärker geworden. Ich werde dich gehen lassen, wenn du auf dich aufpasst." meint Dad gelassen. Er ist hinter Mom aufgetaucht. "Ich konnte dich wirklich nicht leiden, aber du schlägst dich so gut, dass ich anfange dich zu mögen." meine ich lächelnd. Er verzieht sein Gesicht. "Das musst du nicht verstehen." sage ich und umarme meine Eltern. Ich packe das Nötigste ein. In meiner alten Jacke finde ich auch eine vertraute Waffe wieder. Juzo's Messer. Ich stöhne. Ihm muss ich das auch noch erklären. Dann lache ich wieder, weil ich mich daran erinnere, wie das alles angefangen hat, als ich nach Tokyo gezogen bin. Und was alles Verrücktes passiert ist. "Man, Scheiße. Ich hab echt ein seltsames Leben." lache ich. Am nächsten Morgen sitze ich im Flugzeug. Ich schlafe im Flugzeug, um bei meiner Ankunft wach zu sein. Ich lese mir den Brief noch 20 Mal durch. Ich habe Touka noch nie besorgt gehört, geschweige denn gesehen. Aber in diesem Brief kam mir das so Ernst rüber, dass ich meine Entscheidung nicht bereue. Ich steige zitternd aus dem Flugzeug. Ich atme tief durch und nehme das nächste Taxi. "Zum Antik." sage ich dem Fahrer. Ich werde immer nervöser. Ich bezahle die Fahrt und stehe vorm Antik. Das letzte Mal als ich es gesehen habe, war es ziemlich demoliert. Doch es sieht genauso aus wie vorher. Ich gehe hinein. Derselbe Kaffeegeruch steigt mir in die Nase. Ich öffne meine Augen wieder. Vor mir stehen alte bekannte Gesichter. Als erstes Hinami. "Sophie?! Bist das du?" quietscht Hinami und rennt mir in die Arme. "Du hast eine neue Frisur, Hinami? Steht dir wirklich gut." sage ich. "Touka, danke. Du hast mir mit dem Brief einen, wie würdest du sagen?" "Einen Arschtritt verpasst?" fragt Touka. Ich nicke. "Das Trifft den Nagel auf den Kopf." Touka hat sich auch ein wenig verändert. Sie sieht reifer aus und hat längere Haare. "Schön dich wieder bei uns zu haben." meint ein alter Mann. Ich weiß schon, wer es ist. Es ist Herr Yoshimura. "Es tut mir wirklich leid, dass ich einfach abgehauen bin. Aber..." "Es ist später Zeit für Entschuldigungen. Du musst dich jetzt um Ken kümmern. Er ist schon auf dem Weg." unterbricht mich Touka. Ich frage nicht, wo er ist. Ich stürme aus dem Café. Ich bleibe für eine Sekunde stehen und atme tief durch die Nase ein. Ich erfasse ein bestimmtes Parfum. Ich grinse breit. "Er benutzt es immernoch." rede ich mit mir selbst. Es ist dunkel und die Straßen sind menschenleer. Ich ziehe meine Maske auf, um etwas zu testen. Der Geruch wird stärker. Ich sehe einen weißhaarigen jungen Mann auf der gegenüberliegenden Straßenseite laufen. Ich erkenne Ken wieder. Ich rufe nach ihm. Er überhört mich. Ich gehe ein Risiko ein. Ich ziehe Juzo's Messer und werfe es in seine Richtung. Das Messer bleibt wenige Zentimeter vor seinem Gesicht im Holz des Laternenpfahls stecken. Er sieht in meine Richtung. Doch ich stehe im Schatten, also erkennt er mich nicht. "Komm raus." fordert Ken kalt. Er hat sich wirklich verändert. Ich trete aus dem Schatten. Ich laufe auf ihn zu. "Wer bist du?" fragt er. Ich kann die Frage verstehen. Ich habe die Maske und meine Kapuze an. Ich stehe ihm direkt gegenüber und sage immernoch nichts. Ich lasse mein Auge rot werden. "Du...?" Ich küsse ihn auf den Mund. "Erkennst du mich jetzt wieder?" frage ich grinsend und nehme die Kapuze und die Maske ab. Seine Augen sind vor Überraschung geweitet. "Du hast dich wirklich sehr verändert, Ken." Ich streichele ihm durch sein Haar. Er umarmt mich fest. "Dir geht es gut." flüstert er. Ich lächele. "Natürlich geht es mir gut. Und...Es tut mir leid, dass ich dich im Stich gelassen habe. Mein Dad hat mich gewaltsam nach Hause gebracht, damit ich nicht mit hineingezogen werde. Tja, wie du mich kennst hab ich mich geweigert und DAS ist dabei rausgekommen." Ich hebe ein Stück mein T-Shirt. Ich zeige ihm die Narbe an meiner Taille, die ich mir eingehandelt habe. "Du bist unmöglich." meint Ken kopfschüttelnd.

Die Wahrheit (Tokyo Ghoul FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt