Prolog

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„Chef! Chef!", genervt sah Viktor von seiner Zeitung auf. Dabei hatte er seine Mittagspause gerade erst begonnen! An einem Tag wie diesem war es definitiv zu heiß zum arbeiten. Doch die Baustelle hatte im vergangenen Winter schon zu lange brach gelegen und so musste Viktor, als ihr Leiter, an einem heißen Tag wie heute anwesend sein, wenn der Anbau an das städtische Einkaufszentrum rechtzeitig fertig werden sollte.

„Was ist denn nun wieder?", wollte er wissen und machte dabei keinen Hehl aus seinem Unmut. Zum Teufel mit seinen Mitarbeitern, wenn es nicht wirklich wichtig war! „Chef, der Bagger! Er... er hat dort drüben gegraben und...und...", Viktor hasste es wenn Menschen nicht zum Punkt kommen konnten. Er hätte seinen Mitarbeiter auch zurechtgewiesen, hätte er nicht die panische Angst in seinen Augen gesehen.

So versuchte er es stattdessen mit Sarkasmus: „Ja, Bagger graben üblicherweise, aber was wollen Sie mir sagen, Herr Fischer?" Fischer schien nach diesem schwachen Witz keineswegs ruhiger. Im Gegenteil! „Die Gasleitung! Auf dem Plan stand, sie wäre stillgelegt, aber..." Viktor gefror das Blut in den Adern. „Sie wollen mir doch nicht etwa sagen, die Gasleitung hat ein Leck?!"

Das war ein Witz! Es musste einer sein! Gleich würde aus irgendeiner Ecke ein dämlich grinsender Typ springen und ihm erklären, wo sie die Kamera versteckt hatten. Doch Fischers Panik und sein schuldbewusstes Nicken sprachen Bände. „Wir haben die Feuerwehr gerufen!", sagte Fischer hastig, wie zu seiner Verteidigung.

Viktors Blick fiel auf das nebenstehende Einkaufszentrum. „Haben sie das Gebäude evakuiert?", fragte er. Fischer blinzelte verwirrt. Also nein! „Tun Sie's!", herrschte er ihn an und Fischer rannte los. Wasfür ein Tag! Viktors Blick fiel erneut auf den gewaltigen Gebäudekomplex und er dachte an die vielen Menschen, die sich darin befinden mussten.

Gas! An einem heißenTag wie heute würde ein Funke reichen, um eine Explosion auszulösen. Nur ein Funke! Viktor wurde schlecht. „Beeilen Sie sich, Fischer!", hätte er am liebsten hinterhergerufen, aber der war längst außer Hörweite.

Vielleicht hatten sie ja Glück. Die Feuerwehr würde kommen und alles wäre wieder gut, versuchte Viktor sich Mut zuzusprechen. Doch dann sah er den Teenager, einen von der rebellischen Sorte, das konnte er sogar auf diese Entfernung sehen. Und er war gerade dabei sich eine Zigarette anzuzünden.

„NEIN!", brüllte Viktor aus Leibeskräften, aber es war zu spät! Ein enormer Knall zerriss die Mittagsruhe. Viktor sah eine riesige Stichflamme emporschießen, bevor die Druckwelle ihn erfasste.

Dann wurde alles schwarz.

ENTKOMM!      Feuer und FlammenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt