Die Schreie kommen vom Flur. Rasch legst du das Buch beiseite, um nachzusehen, was denn da draußen los ist. Schon als du die Tür zu dem kleinen Buchladen öffnest, in dem du dich befindest, steigen dir dicke Rauchschwaden entgegen. Hustend wendest du dich ab. Deine Augen fangen an zu tränen und es dauert eine ganze Weile, bis du wieder klar sehen kannst. Vor dir ebnet sich ein Bild wie aus einer Nachrichtensendung aus Syrien. Überall brennen kleine Feuer, Leute rennen schreiend Richtung Ausgang, während manche verletzt zurückbleiben oder getragen werden. Rechts von dir ist das Gebäude komplett eingestürzt und ein Abgrund ragt zwei Stockwerke in die Tiefe.
Der Gestank hier draußen ist unerträglich. Du willst so schnell wie möglich hier raus.
Ein letztes Mal blickst du zurück. All die Bücher würden verbrennen. Und dabei wäre der Umzug so kurz bevor gestanden. Plötzlich erinnerst du dich an dein Buch, das gute mit dem Dracheneinband, das der Buchhändler dir geschenkt hat. Wenigstens dieses Buch möchtest du retten und so fasst du kurzerhand einen Entschluss, kehrst um und läufst hastig zu dem Sofa zurück, auf dem du gesessen hast. In aller Eile schnappst du dir dein Buch und läufst dann zügig wieder hinaus.
Du hörst immer noch ein paar Verletzte, kannst aber auf deinem Stockwerk keine mehr erkennen. Entweder wurde ihnen geholfen und sie sind bereits gegangen, oder aber sie sind noch da und der Rauch ist nur so dicht geworden, dass du sie nicht mehr sehen kannst. Eigentlich willst du das gar nicht so genau wissen und hoffst einfach auf das Beste für sie. Denn selbst wenn du jemanden finden würdest, könntest du eine erwachsene Person wahrscheinlich doch nicht tragen. Und wenn du nicht gleich hier rauskommst, wirst du vermutlich im immer dichter werdenden Rauch ersticken.
Also läufst du aufs Geratewohl in die Richtung, in die die vielen Menschen vor wenigen Minuten ebenfalls geflohen sind. Dort vermutest du auch das Treppenhaus, das dich zum Ausgang führen wird. Und du hast Glück. Tatsächlich findest du auf Anhieb das Treppenhaus. Eine kurze Treppe führt nach oben, zum Dach, die längere windet sich nach unten, zum Ausgang.
Mit schnellen Schritten stürzt du die Stufen hinab. Du hast das erste Stockwerk fast erreicht, da schießt auf einmal eine Stichflamme unmittelbar vor dir in die Höhe. Erschrocken von der Hitzewelle, die dich erfasst, weichst du zurück. Beinahe hättest du dabei das Buch fallen lassen. Dann wäre es in der Feuerwand vergangen, die sich hüfthoch vor dir ausbreitet.
Du verstehst das alles nicht! Das Treppenhaus ist doch aus Beton und Fließen gebaut. Wie kann es Feuer fangen?! Da entdeckst du einen Träger mit zerbrochenen Vodkaflaschen im Zentrum der Flammen. Dunkel erinnerst du dich daran, irgendwo gehört zu haben: „Alkohol brennt!"
Aber auch diese Erkenntnis bringt dich nicht weiter. Dichte Rauchschwaden steigen nun zu dir empor. Wieder musst du husten und dich wegdrehen. Du siehst keine Hoffnung mehr darin, die Flammen nach unten überwinden zu können. Langsam spürst du die Panik in dir hochsteigen.
Hektisch läufst du wieder nach oben, Richtung Dach. Vielleicht ist dort wenigstens der Rauch nicht so Kräfte zehrend. Doch schon bald erwartet dich die nächste Enttäuschung. Die Tür zum Dach ist verschlossen!
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ENTKOMM! Feuer und Flammen
Teen FictionDie 14-jährige Nele soll beim Umzug der Buchhandlung aus dem großen Einkaufszentrum in ein kleineres Gebäude helfen. Doch dann gibt es einen Unfall auf der nahegelegenen Baustelle und alles steht in Flammen. Wird es Nele gelingen, den Flammen zu ent...