7 - Verlust

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Überarbeitet am 22.07.2021

- Svane -

Die Flucht war nicht einfach, aber umso lauter und auffälliger. Nicht nur, dass Thor mit dem Raumschiff nicht klar kam und halb Asgard zerschmetterte, auch Lokis Kommentare waren nicht sonderlich hilfreich. Als dann noch Jane neben mir zusammenbrach, waren Thors Nerven am Ende.
"Ohje, ist sie tot?", fragte Loki trocken.
"Jane!"
Thor schien da schon wesentlich besorgter, ebenso wie ich. Aber ich hatte mich kaum neben sie gehockt als sie sich schon bewegte. Sie hob die Hand.
"Mir geht's gut."
Ich flößte ihr einen Schluck Wasser ein und half ihr, sich aufzusetzen, während das Schiff weiter hin und her ruckelte.
"Na, das ist ja fabelhaft", frotzelte Loki gerade.
"Ein Geniestreich vom Allerfeinsten. Stehlen wir doch einfach das größte, auffälligste Schiff des Universums, und fliehen darin! Fliegen damit durch die Stadt, zertrümmern was wir sehen, damit es auch der Letzte bemerkt! Eine Meisterleistung, Thor, wirklich meisterhaft!"
Im Gegensatz zu uns hatte Loki nicht bemerkt, dass Thor die Tür des Raumschiffes geöffnet hatte. Es fiel ihm erst in dem Moment auf, in dem Thor ihn schwungvoll aus dem Raumschiff stieß und man nur noch seinen erschrockenen Schrei hören konnte.
Thor drehte sich um und nickte mir zu.
"Los, hinterher."
Er schnappte sich Mjölnir, dann hob er Jane hoch und sprang hinter mir ebenfalls einfach aus dem Schiff.
Wir landeten elegant auf einem der geflügelten Schiffe, auf dem Fandral schon wartete. Er beobachtete, wie Loki sich aufrappelte, und lachte dabei herzlich.
"Wie ich feststelle, hast du durch deine Zeit im Kerker nichts von deiner Anmut eingebüßt, Loki."
Auch ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Thor bettete die schon wieder bewusstlose Jane vorsichtig auf den Boden.
"Du hast mich belogen", stellte Loki fest.
"Ich bin beeindruckt."
"Schön, dass es dir gefällt", entgegnete Thor sarkastisch, "nun tu, was du versprochen hast. Führe uns zu deinem geheimen Pfad."
Loki ergriff mit einem vergnügten Grinsen das Steuer und sogleich war alles, woran ich dachte, mich festzuhalten. Er beschleunigte auf ein wahnwitziges Tempo. Ich bekam nur nebenbei mit, wie wir verfolgt wurden und Fandral auf das andere Schiff wechselte, um die Soldaten außer Gefecht zu setzen. Loki hielt inzwischen auf eine Felswand zu.
"Loki...?!" Thors Stimme klang warnend.
"Nun, wäre es leicht, würde es wohl jeder tun."
"Bist du verrückt?!"
"Möglich wär's."
Mein Blick ruhte immer noch auf den Felsen, als erwartete ich, ein Portal dort auftauchen zu sehen. Aber, nichts. Ich wurde nervös, und auch Thor hockte sich zu Jane, jederzeit bereit, sie zu schnappen und vom Schiff zu springen. Da entdeckten wir beide die Lücke im Gestein, die Loki anvisierte. Das Schiff passte gerade so hinein, schrammte rechts und links an die Wände, aber schon wurde es immer heller und keine zwei Sekunden später erschlug uns die Dunkelheit von Svartalfheim.

Lokis "Tadaaaaa" war zu hören, als das Schiff schon auf dem Boden aufschlug und weiter hüpfte, bevor er es wieder in die Luft ziehen konnte.
Svartalfheim war ein muffiger, düsterer Ort, an dem sogar mir flau im Magen wurde. Überall waren Ruinen, anscheinend waren die Dunkelelfen nicht hier geblieben nach ihrem Kampf gegen Bor. Die ganze Welt schrie geradezu nach Tod und Verwüstung.
Thor kümmerte sich um Jane, die immerhin wieder bei Bewusstsein, aber eingeschlafen war. Er nutzte die Gelegenheit, seinen Plan mit uns zu teilen. Aufmerksam lauschten wir ihm. Am Ende des Gesprächs sah er Loki an. Er wirkte nachdenklich.
"Ich wünschte, ich könnte dir vertrauen", sagte er schließlich leise.
Ich spürte Lokis Betroffenheit wie einen Faustschlag im Magen, als er ein paar Schritte auf seinen Bruder zutraut.
"Vertrau auf meinen Zorn", erwiderte er hart.
Oh ja, er war wütend. Aber auch Thor sprühte geradezu Funken, und ich war den Dunkelelfen ebenfalls nicht gerade wohlgesinnt. Vielleicht konnten wir es zu dritt tatsächlich schaffen, auch wenn unsere Rückkehr uns als Verräter des Thrones in den Kerker wandern lassen würde.

Wir flogen eine ganze Weile, bis wir das Raumschiff sahen, das auf uns zu flog. Jane war gerade aufgewacht und richtete sich auf. Ihre Augen waren dunkel, als sie finster verkündete:
"Malekith."
Das Raumschiff landete hinter einem Hügel, und auch wir setzten unser Transportmittel auf dem Boden ab und verließen es, um auf den Hügel zu steigen. Loki und ich vorneweg, Thor mit Jane hinterher. Ich nahm meinen Platz rechts von Loki ein. Die Dunkelelfen waren gruppiert aus dem Raumschiff getreten, nicht weit von uns entfernt.
"Bist du bereit?", fragte Thor Jane.
"Ich schon", sagte Loki, als sie schwieg.
"Dein Plan wird uns alle das Leben kosten."
"Ja, vermutlich."
Fordernd streckte Loki ihm die Hände hin, doch Thor zögerte.
"Du vertraust mir immer noch nicht, Bruder?"
Ich wusste, dass das zum Plan gehörte, aber der war mir ebenfalls ziemlich suspekt.
"Würdest dus?" Thor löste die Handschellen.
"Nein, würd ich nicht."
In dieser Sekunde war schon das Trugbild über uns, als Loki seinen Dolch zog und ihn Thor in den Bauch rammte. Dieser ließ Mjölnir fallen und rollte den Hügel hinunter.
"Thor!", schrie Jane hinter uns, als ich neben Loki hinter Thor her lief. Jane folgte uns, so schnell sie konnte, während Loki und ich auf Thor zumarschierten.
"Glaubst du wirklich, Frigga hätte mir etwas bedeutet? Oder sonst einer von euch?"
Der Grünäugige trat Thor heftig gegen den Kopf, als dieser sich aufrichten wollte, so dass er wieder umfiel.
"Das einzige, was ich je wollte, waren du und Odin, tot zu meinen Füßen!" Loki schrie fast, aber das war der Sinn der Sache: So konnte auch die sich nähernden Dunkelelfen hören, was er sagte. Ich folgte weiterhin wie eine gehorsame Dienerin, Loki ehrfürchtig beobachtend.
Mjölnir lag ein paar Meter entfernt, und Thor streckte die Hand aus, um ihn heranzuholen. Mein "Meister" jedoch machte kurzen Prozess und schnitt ihm die Hand ab. Thors Schmerzenschrei war so realistisch, dass ich das ganze kurz für echt hielt, und auch Malekith schien irritiert. Jane lief panisch zu Thor und schien komplett überfordert mit der Situation, aber hätten wir sie eingeweiht, hätte sie sich vielleicht verraten, und das konnten wir nicht zulassen.
Loki schnappte sich die Sterbliche und zog sie mit sich zu Malekith, der gerade ankam. Ich fixierte Janes Hand, mit der sie nach ihm schlagen wollte.
"Wag es nicht einmal!", zischte ich sie böse an. Sie sah erschrocken aus, vermutlich hatte sie mir diesen Verrat niemals zugetraut.
"Malekith! Wir sind Loki aus Jotunheim und Svane aus Asgard. Wir bringen dir ein Geschenk!"
Er schmiss ihm Jane vor die Füße, die vor lauter Schock gar nicht mehr richtig reagieren konnte. Ich trat wieder neben ihn und hob den Kopf.
"Und wir verlangen nur eines dafür...", fuhr er fort.
"... zusehen zu dürfen, wie Asgard niederbrennt!", beendete ich herrisch seinen Satz.
Thor wälzte sich immer noch vor scheinbaren Schmerzen am Boden, und Malekith ging auf ihn zu.
"Sieh mich an."
Er trat Thor gegen die Schulter, sodass dieser sich umdrehen musste. Er konnte kaum atmen, biss die Zähne zusammen und ächzte. Malekith kaufte ihm die Vorstellung offenbar ab, den jetzt streckte er die Hand in Richtung Jane aus und schaffte es so irgendwie, dass sie sich in die Luft erhob. Der Äther quoll aus ihr heraus, und ich sah auf eine widerliche Art fasziniert zu. Das Teil war wirklich das beeindruckendste, was ich je gesehen hatte, abgesehen vom Tesserakt. Rot und flüssig waberte er in der Luft, als er vollständig aus Jane heraus war. Diese stürzte zu Boden, und ich fokussierte mich wieder auf den Plan.
"Loki, JETZT!", brüllte Thor, und Loki löste mit einer Handbewegung die Illusion auf.
Thor, dessen Hand wieder zu sehen war, holte den echten Mjölnir zu sich, während ich Loki und Jane zur Seite stieß und mich schützend vor die beiden stellte, wobei Loki noch zusätzlich Jane abschirmte und gebannt das Geschehen beobachtete.
Thor schmetterte mit aller Kraft einen Blitz auf den Äther. Die Luft lud sich mit Energie auf, und ich musste gegen das Bedürfnis ankämpfen, mich zu ducken.
Der Blitzstrahl umhüllte langsam den Äther - und dann explodierte er. Jetzt ließ ich mich doch fallen, hielt mir eine Hand vor Augen, damit mich die herumwirbelnden roten Splitter  nicht trafen. Und dann lichtete sich der Rauch, und alles schien vorbei. Ich erhob mich wieder, als um mich herum die roten Kristalle zu schweben begannen und von Malekith aufgesogen wurden. Und dann drehte er sich um und ging einfach. Seine Kämpfer allerdings stürmten nun auf uns los, und ich zog mein Dragonfang. Algrim tat jedoch nicht viel, sondern warf nur eine Granate. Loki reagierte schneller als ich und stieß Jane zur Seite, wurde dabei jedoch von dem Schwarzen Loch der Granate langsam eingesogen, so sehr er sich auch wehrte. Thor rettete ihn in letzter Sekunde, während auch Malekiths Truppe abziehen wollte. Das wollte Thor nicht zulassen und flog hinterher, wobei er Algrims Zorn auf sich zog, als er ihn traf. Der Große widmete sich ihm, die anderen Dunkelelfen scharten sich um Loki und mich. Im Hintergrund verschwand das Raumschiff, anscheinend besaßen sie eine Tarntechnik.
Ich stand mit meinem selbsternannten Schützling Rücken an Rücken, bis einer angriff. Sofort schlugen wir zurück, kämpften Seite an Seite, fingen Schläge ab, die für den jeweils anderen bestimmt waren und besiegten einen Dunkelelfen nach dem anderen. Als der Letzte zu Boden fiel, sahen wir, wie Thor sich mit Algrim abmühte, Mjölnir war nicht zu sehen. Loki rannte los, er wirkte verzweifelt. Anscheinend war ihm sein Bruder doch etwas wichtiger, als es schien. Thor lag auf dem Boden und der Riese drosch mit beiden Fäusten auf ihn ein, als ihn plötzlich von hinten eine Klinge durchbohrte. Loki lief eindeutig schneller als ich, und ich nahm mir vor, an dieser Fähigkeit zu arbeiten.
Algrim drehte sich zu ihm um. Und bevor ich mich versah, packte er Loki und zog ihn ebenfalls auf die Klinge, die vorne aus seinem Oberkörper herausragte.
"Neeeeein!"
Dieser Schrei ertönte zweistimmig aus Thors und meiner Kehle. Das konnte nicht wahr sein. Es durfte nicht wahr sein. Ich konnte nicht schon wieder versagen.
Algrim schubste Loki weg, der röchelnd auf dem Boden landete.
"Wir sehen uns in der Totenwelt, Monster!", stieß Loki aus, wobei er sich gequält eine Hand auf die Wunde presste. Da erst fiel mir auf, dass Loki an Algrims Rücken eine dieser Implosionsgranaten angebracht hatte. Und dann entzündete sie sich auch schon, und das Monster wurde in den Strudel gezogen.
Loki keuchte, als wir bei ihm ankamen, seine Haut färbte sich langsam grau.
"Nein, nein, nein, nein!"
Thor zog Loki zu sich, ich hockte mich auf seine andere Seite und ergriff seine Hand.
"Du Narr, du wolltest ja nicht hören!"
"Ich weiß, ich bin ein Narr", stieß Loki aus. Er zitterte. Ich spürte, wie Tränen über meine Wangen rollten. Er konnte doch nicht sterben, er...
Er war mir einfach zu wichtig geworden.
Dieser Gedanke ließ mich kurz erstarren.
"Ich bin ein Narr", wiederholte Loki kurzatmig.
"Bleib bei mir, hörst du?"
Auch Thor schien den Tränen nah. Erst seine Mutter, jetzt noch sein Bruder, das würde er nicht gut verkraften, das wusste ich.
"Es tut mir leid", japste Loki.
"Lass mich nicht allein", flüsterte ich.
Jetzt sah er mich an.
"Es tut mir leid. Es tut mir leid!"
"Shhh, ist ja schon gut."
Thor schien seinen Bruder beruhigen zu wollen, aber er funktionierte nicht sonderlich gut.
"Ist alles gut. Ich erzähle Vater, was du heute hier getan hast."
Loki blickte ihn unergründlich an.
"Ich tat es nicht für ihn."
Dann sackte sein Kopf nach hinten und seine Augen schlossen sich, bevor seine Haut endgültig ergraute.
"NEEEIN!"
Thor schrie los, jetzt weinte auch er. Ein Sturm zog auf, wie immer, wenn Thor zu emotionsgeladen war, und der Wind peitschte uns die herumliegenden Steinchen ins Gesicht. Jane war näher getreten und wickelte ihre Decke fester um sich, aber sie traute sich nicht ganz zu uns. Ein paar lange Minuten saßen wir still so da, gedachten dem Opfer, dass Loki gebracht hatte. Ich hielt immer noch Lokis Hand, und da fiel mir auf, dass diese erstaunlich warm war. Sie war kalt, ja, das machte der Eisriese in ihm, aber wärmer als die eines Toten, und das kam nicht davon, dass sie in meiner ruhte. Diese Wärme kam aus ihm.
Der Gott des Donners erhob sich und winkte Jane zu sich.
"Komm, Svane, wir müssen hier weg."
Ich schüttelte den Kopf.
"Geht schon vor", presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
"Ich brauche hier noch ein paar Minuten. Ich finde euch."
Thor wollte widersprechen, aber Jane zog ihn weiter. Kaum waren sie außer Hörweite, beugte ich mich über Loki.
"Sie kannst du vielleicht täuschen, aber nicht mich."
Es dauerte einen Moment, aber tatsächlich: Er öffnete die Augen.
"Da habe ich mir eine viel zu intelligente Helferin angelacht."

Ich bin im Flow, wuhuu xD Je nachdem wie schnell ich bin, gibt's heute Nacht vielleicht noch eins.
Was haltet ihr von der Abweichung vom Film? Hättet ihr gedacht, dass Svane bemerkt, dass er lebt? (auch wenn es im Film ja theoretisch eh nur ein sterbendes Trugbild war)
Ich les gerne eure Meinung!

Eure Lee :D

Secret Savior ||| LokiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt