Überarbeitet am 22.07.2021
- Loki -Noch immer hatte ich den Kuss im Kopf, als ich dem Portal den Rücken kehrte und aus der Höhle trat. Ich konnte einfach nicht fassen, dass Svanes Gefühle auf mehr basierten als auf ihrer Aufgabe, die Königsfamilie zu schützen. Dass sie mich tatsächlich mochte, obwohl sie mich im schlimmsten denkbaren Zustand kennengelernt hatte. Ich hoffte nur, dass ihr nichts zustieß, vor allem da ich meinem werten Bruder nicht zutraute, sie schützen zu können. Vor allem dann nicht, wenn seine Menschenfrau dabei war.
Ich nahm wieder die Gestalt des Kriegers an, bevor ich ins Schiff sprang und mich auf den Weg zum Palast machte, um Odin die Nachricht persönlich zu überbringen.
Ich betrat den Thronsaal, in dem Odin zu meiner Überraschung alleine war. Vermutlich wollte er seine Ruhe haben, denn er drehte sich nichtmal um, als er meine Schritte hörte. Trotzdem begann ich einfach zu sprechen.
"Vergebt mir, mein König. Ich kehre zurück aus der Dunkelwelt mit Neuigkeiten."
Jetzt wandte er immerhin den Kopf.
"Thor?"
Alter Narr. Es war so berechenbar, dass er zuerst nach seinem engelsgleichen Liebling fragte. Ich verkniff mir nur mühsam ein Zischen.
"Von Thor fehlt jede Spur. Auch die Waffe ist verschwunden, jedoch..."
Ich brach ab, in scheinbarer Anteilnahme, und Odin drehte sich ganz zu mir um.
"Was?"
"Es wurde ein Toter gefunden."
Ich senkte taktvoll den Blick. Mein sogenannter Vater musste doch tatsächlich einen Moment nachdenken, bevor er mich ansah.
"Loki."
Ich verzog scheinbar mitleidig das Gesicht, obwohl ich vor Wut kochte. Der Alte zeigte keine Regung, obwohl man ihm gerade erklärt hatte, dass sein Sohn gestorben war. Ich biss die Zähne zusammen, um nicht auszurasten, aber es war vergeblich. Meine Enttäuschung, mein Zorn, beides hatte keinen Platz mehr in meinem Herzen, es musste einfach heraus.
"Ich wünschte, es müsste nicht so enden, aber du hast selbst dafür gesorgt, Vater. Jetzt wirst du bemerken, dass es falsch war, mich all die Jahre hinten anzustellen! Thor ins Licht zu stellen, und mich in den Kerker zu werfen!"
Schockiert sah Odin mich an, aber noch bevor er reagieren konnte, hatte ich ihn niedergeschlagen. Ich sah kaum klar, ohne zu realisieren, dass es Tränen waren, die meinen Blick verschleierten.
Ich tarnte Odin als einen Dunkelelfen, während ich ihn aus dem Palast schleifte. Ich würde ihn auf die Erde bringen und ihn mit einem Zauber belegen, der ihn vergessen ließ, wer er war, bevor ich seinen Platz einnehmen würde, den mir zustehenden Thron. Den Bifröst konnte ich vergessen, Heimdall würde uns sofort erkennen, aber unten im Dorf gab es einen ausgetrockneten Brunnen, der nach New York führte.
Ich brauchte eine halbe Stunde, um ungesehen bis ins Dorf zu gelangen. Immer und immer wieder musste ich mich vor den Wachen verstecken, die überall patrouillierten. Ich hatte schon Angst, Odin würde wieder aufwachen, bevor ich ihn auf Midgard hatte.
Am Ziel angekommen lehnte ich den König gegen den Brunnen und riss ihm die Augenklappe ab. Was darunter lag, war abscheulich, aber auf der Erde wäre das Ding aufgefallen. Dann wirkte ich den Zauber, bevor ich ihn mir über die Schulter warf und in den Brunnen sprang.Wir kamen in einer Telefonzelle an, die nur noch zur Dekoration dort stand und schon lange kein Telefon mehr beherbergte. Ich nahm die Gestalt eines der Geschäftsmänner an, die vorbeiliefen, bevor ich Odin mit einer unsanften Ohrfeige aus der Bewusstlosigkeit holte.
"Wo bin ich? Wer sind Sie? Was ist hier los?" Er sah mich erschrocken an, als hätte er gerade einen Geist gesehen. Gut so, vielleicht bekam der alte Mann ja einen Herzinfarkt!
Ich zog ihn hinter mir her, ohne zu antworten. Das Gebäude, dass ich anvisierte, hatte ich bei meinem letzten Besuch hier schon einmal gesehen. Barton hatte mir erklärt, dass dort alte Menschen versorgt wurden, wenn sie es selbst nicht mehr konnten. Das war doch ideal.
Ich öffnete die Tür und stützte mit dem anderen Arm einen humpelnden Odin, der immer noch nicht wusste, was passierte oder wer ich war. Zwei Menschen in seltsamen blauen Gewändern kamen auf mich zu.
"Helft mir! Ich fand diesen Herren draußen auf der Straße. Anscheinend hatte er einen Unfall, er erinnert sich nicht einmal an seinen Namen."
"Ruf einen Doktor!", befahl ein Mann, der mir Odin abnahm, der Frau hinter sich. Die Sekunde, in der beide abgelenkt waren, nutzte ich, um nach draußen zu laufen und durch das Portal wieder nach Asgard zu gelangen. Kaum dass ich aus dem Brunnen heraus war, nahm ich Odins Gestalt an.
"Zu Hilfe!", schrie ich. Ob ich heute noch etwas anderes tun würde als um Hilfe zu schreien?
Ein paar Wachen kamen angerannt, angestrengt in ihren schweren Rüstungen.
"Mein König, was ist geschehen?" Zwei von ihnen halfen mir hoch, die anderen beiden liefen rechts und links neben mir.
"Ich wurde von einem Rudel Bilgenschweine überrannt. Nichts allzu schlimmes."
Die Wachen brachten mich wieder zurück zum Palast, wo Heimdall mich schon erwartete. Mit einer Handbewegung bedeutete ich Odins Leibwächtern, uns allein zu lassen.
"Was soll das, Loki? Kannst du nicht ohne diesen Thron leben?"
Ich sah ihn von oben herab an.
"Dieser Platz steht mir zu."
"Wir hatten diese Diskussion vor wenigen Jahren erst-"
"Und diesmal werde ich dich nicht einfach nur einfrieren. Du hast den Verrätern bei der Flucht geholfen, nicht? Jetzt solltest du fliehen, denn ich klage dich wegen Verrates an der Krone an!"
Heimdall sah mich schockiert an.
"Loki, lass den Unsinn! Das hast du gar nicht nötig, nach allem, was du in Svartalfheim getan hast!"
Ich zischte ihn zornig an.
"Und ob ich das habe! Der gnädige Allvater ließ mich ja nicht einmal in die Nähe seines Thrones kommen! Und jetzt verschwinde von hier, bevor ich dich auf der Stelle in den Kerker werfen lasse!"
Heimdall schüttelte traurig den Kopf.
"Und ich dachte, in dir steckt Gutes. Svane dachte das auch."
Dieser Satz brachte das Fass endgültig zum Überlaufen. Ich war so unfassbar wütend, ohne genau zu wissen, worauf, dass ich eine Entscheidung traf, die ich ganz sicher bereuen würde.
"Ein sehr gutes Stichwort lieferst du! Ab sofort ist der Bifröst für deine Tochter gesperrt, bevor sie mir genauso so auf die Nerven gehen kann wie du! Und jetzt raus!"
Mit einem resignierten Kopfschütteln drehte Heimdall sich um und verließ den Thronsaal.
"Ihr da!", schrie ich zwei Palastwachen an, die gerade vorbeiliefen.
"Informiert das Volk! Heimdall gilt offiziell als Verräter! Wer den Flüchtigen sieht, soll das sofort melden, oder ihn gleich festnehmen!"
"Verzeiht, Euer Majestät, aber aus welchem Grund soll Heimdall gejagt werden?"
Ich erhob mich vom Thron und klopfte mit Gungnir auf den Boden.
"Er war es, der die Dunkelelfen nach Asgard leitete. Er hat unser Volk in höchste Gefahr gebracht und einige Tode verursacht, unter anderem den meiner geliebten Frigga und den meines Sohnes, der sich den Dunkelelfen im Kampf stellte! Wenn er gefasst wird, wird er nie wieder das Tageslicht sehen!"
Ungläubig sahen mich die Wächter an, zuckten aber unter meinem düsteren Blick zurück und versprachen, die Nachricht bald zu überbringen.
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Secret Savior ||| Loki
FanfictionDie Walküren. Ein jeder in Asgard kennt sie. Schon die Kinder bekommen ihre Heldentaten abends vorgelesen, die Älteren finden sie in Geschichtsbüchern wieder - geben tut es jedoch keine mehr, seit Hela sie alle grausam vernichtet hat. Sie alle? Was...