Ruhe

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Jiwon

Das ist eine dumme Idee. Noch dazu ist sie unmöglich umzusetzen. Wie kommt Ihr  nur auf so etwas? Ihr solltet  eure Zeit nicht verschwenden und über wichtigere Dinge nachdenken.«
Mein Berater sah mich genervt an. Warum hatte ich ihn überhaupt gefragt? Seine Antwort hätte mir von Anfang an klar sein sollen. Aber was sollte ich machen?
Laut dem Gesetz mussten "Alle Entscheidungen der königlichen Majestät mit ihrem Berater oder ihrer Beraterin abgesprochen und von ihm oder ihr befürwortet werden, bevor sie mit dem Rat besprochen werden." 

Ich runzelte die Stirn. So leicht würde ich nicht aufgeben. Ich musste es einfach tun.
„Das ist keine dumme Idee. Sol und Luna leben schon viel zu lange getrennt. Ich möchte ihre Königin treffen.  Es spricht nichts gegen eine Verabredung.«

„Ich halte das ebenfalls für eine gute Idee.« schaltete sich jetzt mein Onkel ein. Er saß mit seinen drei ältesten Söhnen am anderen Ende des Besprechungszimmers.
Mein Berater sah ihn wütend an. Auch ich war mir unsicher über die Meinung meines Onkels.

Natürlich war ein Unterstützer etwas Gutes. Nur waren seine Absichten das nunmal nicht.
Er machte es nicht offensichtlich, aber ich spürte, wie er mich loswerden wollte. Er hasste mich und meine Mutter. Sie war seine jüngere Schwester gewesen und ohne sie wäre seine Frau auf den Thron gekommen.
Und als wäre das nicht schon schlimm genug für ihn gewesen, war ich einen Tag nach seiner einzigen Tochter auf die Welt gekommen – und hatte überlebt.

Alle meine älteren Brüder waren gestorben, bevor sie laufen gelernt hatten.
Wenn ich diese Reise unternehmen und sterben würde, könnte  seine Enkelin nachrücken und seine Familie hätte endlich den Thron.

Mein Berater schnaubte noch einmal und drehte sich wieder zu mir. »Na schön. Wir können darüber reden , wenn Ihr alle eure Pflichten erfüllt habt.« Er drückte mir einen Stapel Pergament in die Hand. »Lasst mich rufen, wenn Ihr fertig seid.« Ich stöhnte innerlich auf. Warum? Es war zwar nicht viel, aber trotzdem. Was hatte er nur vor ?Da kam mir eine Idee. Sie wäre unfair gegenüber eines Angestellten, aber ich war schließlich Königin. Ich stand auf und drückte ihm den Stapel wieder in die Hand. » Da. Sie sollten ebenfalls ihren Pflichten nachgehen, und das tun , was ich Ihnen befehle. Und ich will , dass sie das hier für mich erledigen.«

Er versuchte seine Wut hinter einem Lächeln zu verbergen. » Bei allem Respekt, eure königliche Hoheit, aber  wenn Ihr es nicht tun wollt gibt es doch Schreiber.« Ich blickte unbeirrt zurück. »Ich will aber dass Sie es machen. Ich kenne Sie und vertraue ihnen.«

Das war gelogen.
Ich vertraue ihm nicht und genauso wenig kannte ich ihn. Ich wusste nicht mal wie er hieß.
Ich war mit ihm als " Berater" aufgewachsen. Und immer hatte ich über ihm gestanden. Also musste er mir gehorchen. Das wusste er auch, weshalb er sich auch endlich verbeugte und den Raum verließ. »Wie Ihr wünscht.« zischte er noch.
» Ich werde es später überprüfen!« rief ich ihm  schmunzelnd hinterher. Und da ich gerade in Herrscherlaune war drehte ich mich zu meinen Verwandten um und sah ihnen fest in die Augen. »Ich brauche meine Ruhe. Ich werde in den Gartenpavillon gehen. Ich möchte das mir jemand Törtchen, ein wenig Obst und einen gekühlten Melissentee mit Honig bringt. Außerdem brauche ich Schreibzeug sowie ein paar Bücher. Und das alles möglichst bald.«

Der Jüngste meiner anwesenden Cousins zog die Augenbrauen nach oben. » Das ist nicht unsere Aufgabe. Wir sind Ratsmitglieder.« Ich zitterte unmerklich. Wollten mir heute alle meine Position streitig machen? Ich sollte sie alle feuern. Eigentlich hasste ich es, meine Stellung für solche Dinge zu missbrauchen, aber jetzt war es genug. »Ja, aber wenn das hier so weiter geht bald nicht mehr. Ich habe euch befohlen, diese Dinge zu besorgen. Und jetzt tut endlich, was ich euch aufgetragen habe!«

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