Flügel

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Aisha

Ich betrachtete Yiren, wie sie ihren Kamm von der Kommode nahm, und ihn zu ihren anderen Sachen auf das Tuch auf meinem Bett legte, das sie später zu einem Beutel verknoten würde.

„Willst du den sicher jetzt schon einpacken? Du brauchst den doch die nächsten Tage sicher noch?" fragte ich sie.

Sie drehte sich zu mir um.
„Ja , deswegen kommt er ja hier rein. Ich will die Sachen, die ich oft brauche, nicht in die Truhe packen, damit ich sie nicht lange suchen muss und gleich griffbereit habe . Für unsere Reise packe ich erst morgen – oder noch später."

Ich lächelte und nickte langsam .
Dann blickte ich mich von meinem Sessel aus in dem Zimmer um, dass mit bestimmt gleich viel leerer vorkommen würde.

Ich schüttelte meinen Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben. Wir würden ja beide nicht allein sein, sobald sie ausgezogen war.
Beziehungsweise ich schon eine Weile , aber sie nicht.

Ich erhob mich aus meinem Samtsessel und ließ mich rückwärts auf mein Bett fallen.

Es war ein komischen Gefühl,  dass ich die nächsten Tage allein in dem Bett schlafen würde.

Eigentlich war das Bett nur für eine Person vorgesehen, aber Yiren hatte die letzten Jahre nicht auf dem für sie vorgesehenen Bett im Nebenraum, sondern hier bei mir geschlafen.

Ich seufzte.
Yiren kicherte. Fragend blickte ich sie an.
„Ach nichts", meinte sie nur. „Es war bloß ein lustiges Geräusch."
„Ja klar." grummelte ich, aber wirklich beleidigt  war ich natürlich nicht.
Ich könnte niemals böse auf Yiren sein.

Ich erhob mich wieder, und saß nun auf der Bettkante.
„Gehört sonst noch irgendwas hier dir ?" fragte ich, während ich mich in dem Raum umsah.

Die Angesprochene kniff nachdenklich die Augen zu und schien nachzudenken.
Dann schüttelte sie langsam den Kopf.
„ Falls ich doch noch etwas vergessen haben sollte, kann ich es ja immer noch später holen. Und die Sachen , die wir uns geeilt haben, muss ich eben neu kaufen."

„Vielleicht macht er dir ja ein Verlobungsgeschenk mit allerlei nützlichen Sachen." scherzte ich.

Yiren zog die Augenbrauen nach oben.
„John? Wahrscheinlich schon ..." meinte sie ziemlich stockend.

Ich sah sie ein wenig besorgt an.
„Er wird ja wohl genügend Geld haben, um seiner Angebeteten etwas zu schenken!"
Ich stand auf und wackelte gespielt streng mit dem Zeigefinger.
„Zu irgendwelchen mittellosen Raufbolden zieht meine Yiren nämlich definitiv nicht."

„Natürlich hat er Geld . Er ist ein Soldat." kam es lachend von Yiren zurück.

Dann wurde ihr Gesichtsausdruck plötzlich wieder ernst, und sie begann, ihr Bündel zusammenzufalten und zuzuknoten.

Immer noch zaghaft sah ich von der Seite aus an.
„Hab ich was falsches gemacht?" erkundigte ich mich zögerlich.

Erst kam keine Antwort, dann hörte ich ein leises Schluchzen.
Ich umarmte Yiren an mich, und sie presste ihren Kopf an meine Brust.

Ich atmete den blumigen Duft ihrer Haare ein, und schloss die Augen. Ich wollte nicht auch weinen. Ich musste Yiren trösten.

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