Lautlos schlich Flammenkralle hinter den Katzen des Finsteren Waldes her.
Der Wind hatte aufgefrischt und fuhr dem jungen Kater unter's Fell.
Der Himmel war mondlos, die Sterne nur schwache, weit entfernte, weiße Punkte.
Über ihm raschelten die Blätter und vereinzelte Wolkenfetzen trieben über den Himmel und verdunkelten ab und zu die Sterne.
Um ihn herum hörte er das leise Tappen von Pfoten.
Kurz atmete Flammenkralle noch mal tief durch, dann stellte er sich neben Finsterstern an den Rand es des Lagers.
Einen Herzschlag lang, fragte er sich, ob er das Richtige tat, wenn er jetzt einfach so das friedlich schlafende Lager angriff.
Doch dann schüttelte er kurz seinen Pelz und auch die düsteren Gedanken von sich und stellte sich gerade hin.
,,Meinetwegen können wir anfangen, Finsterstern. Alle sind bereit."
Der schwarze Kater nickte kurz, dann spannte er unter seinem Pelz seine Muskeln an.
Die Katzen des dunklen Waldes hielten sich bereit.
Dann gab Finsterstern das Zeichen zum Angriff.
Flammenkralle rannte zusammen mit Eisherz und Funkenfrost zum Ältestenbau.
Er hatte ein sehr schlechtes Gewissen dabei, Baumfell und Blütenpelz anzugreifen, doch er tat es trotzdem. Für den Wald der Finsternis.
Inzwischen hatten ein paar Katzen den Tumult bemerkt und rannten auf die Lichtung um zu sehen was los war.
Inzwischen war Flammenkralle mit seinen beiden Begleitern an dem Baum mit dem Busch angekommen, der den Ältestenbau markierte und stellte sich davor auf.
,,Geht ihr beide rein. Ich passe auf, dass keiner nachkommt."
Funkenfrost nickte und lief dann neben Eisherz in den Bau.
Flammenkralle drehte ihnen den Rücken zu.
Hinter sich hörte er Baumfell warnend rufen, dann ein schmerzerfülltes Heulen.
Flammenkralle schauderte.
Plötzlich raste Baumfell an ihm vorbei nach draußen, gefolgt von Eisherz.
Die weißen Pfoten der Kätzin waren blutverschmiert.
Auf einmal sprang eine Katze auf ihn drauf und nagelte ihn am Boden fest.
Flammenkralle schlug um sich, als er plötzlich Efeuschweifs Stimme nah an seinem Ohr hörte: ,,Flammenwind? Was tust du hier? Diese Katzen haben meine Eltern und meinen Bruder umgebracht. Du hättest die weiße Kätzin aufhalten müssen!"
Flammenkralle strampelte sich frei und stellte sich der grauen Kätzin gegenüber.
,,Efeuschweif. Das mit deinen Eltern tut mir leid, aber..."
Weiter kam er nicht, denn plötzlich stand Funkenfrost neben ihm und sah in an.
,,Flammenkralle? Warum stehst du hier und tratschst mit der Katze? Kämpf!"
Dann verschwand der gefleckte Kater wieder im Kampfgetümmel.
Da schien Efeuschweif ein Licht aufzugehen.
,,Flammenkralle?", kreischte sie.
,,Du bist einer der Angreifer!"
,,Was? Nein, ich...", fing Flammenkralle an, doch er wurde erneut von Efeuschweif zu Boden gerissen, die ihm voller Wut mit ihren spitzen Krallen seine Flanke aufriss.
Voller Schmerz jaulte der rote Kater auf und sah entsetzt, wie immer mehr Blut auf seiner Flanke schloss, sein Fell verklebte, den Boden rot färbte und die Luft mit seinem bitteren Geruch erfüllte.
,,Ich hoffe, du verreckst!", fauchte die graue Kätzin bösartig.
Geschockt versuchte Flammenkralle, sich auf den Beinen zu halten, doch diese gaben schnell unter ihm nach.
Vor seinen Augen tanzten dunkle Flecken und er nahm die Geräusche des Kampfes nur noch gedämpft wahr.
Panisch versuchte er, gegen die Ohnmacht anzukommen, doch der Kampf war eigentlich schon entschieden.
Er hatte zu viel Blut verloren, deswegen holte ihn die schwarze Tiefe trotz seines unnachgiebigen Kampfes ein.,,Er hat viel Blut verloren, aber er wird es schaffen", hörte Flammenwind eine Stimme.
Blinzelnd schlug er die Augen auf.
Alles war verschwommen.
Langsam drangen die ersten Gerüche in seine Nase. Es roch nach Kräutern. Er war also im Heilerbau.
Dumpf hörte er die Geräusche der anderen Katzen um ihn herum.
Grummelnd versuchte er, sich aufzurichten, doch seine Beine gaben unter seinem Gewicht wurde nach.
Auf einmal stand Sturmpfote neben ihm und drückte ihn wieder in sein Nest.
,,Da bleibst du jetzt! Du musst dich ausruhen!", wies ihn der Heilerschüler an.
,,Sturmpfote? Was ist passiert?", wollte Flammenwind wissen.
,,Sturmklang. Sturmklang, Flammenwind!", murmelte der graue Kater.
,,Was? Sturmklang? Herzlichen Glückwunsch! Was ist noch alles passiert?", fragte Flammenwind und ließ sich wieder zurück sinken.
,,Wir haben die Schlacht gewonnen, mussten aber auch viele Opfer bringen.
Blütenpelz ist in der Schlacht umgekommen, genau wie Fichtenpelz. Sonnenblüte liegt schwer verwundet im Heilerbau. Ich weiß nicht, ob sie es überleben wird.
Und Eichenstern ist tot. Unser Anführer ist nun Blitzstern."
Geschockt durch diese ganzen Nachrichten ließ sich Flammenwind in sein Nest zurück sinken.
,,Wer ist der neue zweite Anführer?", krächzte er.
,,Luchssprung", kam die knappe Antwort, doch Flammenwind wurde von Stolz erfüllt.
Seine Mentorin war zweite Anführerin! Sie war dieser Aufgabe definitiv würdig.
Dann stellte Flammenwind die Frage, vor dessen Antwort er ein wenig Angst hatte.
Doch er musste sie stellen, sonst würde sich die Frage immer mehr in sich hineinbohren und ihn in Ungewissheit lassen.
,,Wie geht es Silberpfote und Rosenherz und Fuchspelz. Und meinen anderen Geschwistern?"
,,Denen geht es gut, sie haben nur ein paar Kratzer. Nur Rosenherz hat es etwas schlimmer an der Schulter erwischt."
Als er seinen besorgten Blick sah, fügte er hinzu: ,,Sie ist aber stark, sie wird es auf jeden Fall überleben!"
Erleichtert ließ sich Flammenwind in sein Nest zurück sinken und schloss die Augen.
Er würde versuchen, noch ein wenig zu schlafen, die Müdigkeit und die Erschöpfung nagten unnachgiebig an ihm.Nach zwei Sonnenaufgängen durfte er den Bau verlassen.
Draußen erwartete ihn schon Silberpfote und lief aufgeregt um ihn herum.
,,Stell dir vor, unsere Mentoren haben gesagt, dass wir uns im der Schlacht so gut geschlagen haben, dass wir vielleicht schon in zwei Monden bereit sind, Krieger zu werden!", miaute sie aufgeregt, während ihr kleiner silberner Schwanz hin und her zuckte.
Löwenpfote saß auch überglücklich daneben und musste sich sichtlich zügeln, um seine Freude nicht auch durch unkoordinierte Bewegungen auszudrücken.
Farnpfote sah das anders.
Sie rannte wie ein beigefarbener Blitz durchs Lager und machte zwischendurch mal kleine Luftsprünge.
Der rote Krieger verabschiedete sich schnurrend von den Schülern, lief über den Bachbaum und ließ sich beim Frischbeutehaufen nieder.
Er zog sich ein Eichhörnchen von dem gut gefüllten Stapel und wollte gerade mit dem Essen beginnen, als Kirschnase neben ihm stand und ihre Schnauze in sein Fell drückte.
,,Du lebst! Wir haben uns alle schreckliche Sorgen gemacht."
Beschämt schaute Flammenwind nach unten.
Wenn seine Schwester wüsste, dass er auf der anderen Seite mitgekämpft hatte...
Nun trat auch Krähenschweif zu ihnen und leckte seinem Bruder übers Ohr.
,,Schön, dass du lebst!", sagte er schnurrend.
Um seine Verlegenheit zu überspielen, biss Flammenwind in sein Eichhörnchen und kaute lange auf dem Stück herum.
Plötzlich stürmte Schwanenherz aus dem Heilerbau auf die Lichtung und brach dort zusammen.
,,Sonnenblüte", keuchte sie, ,,Wir konnten sie nicht retten. Nachtblüte ist bei ihr, doch vor wenigen Herzschlägen hat sie sich dem SternenClan angeschlossen."
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Flammenpfotes Bestimmung
FanficFlammenpfote traut seinen beiden Geschwistern Krähenpfote und Sturmpfote nicht. Die beiden sind irgendwie anders als er, Himbeerpfote und Kirschpfote. Und wieso sieht eine Schülerin aus dem SonnenClan Schwanenherz so ähnlich? Das will der neugierige...