18. Kapitel

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,,Erst bist du ein unloyales Fuchsherz und nun brichst du auch noch das Gesetz?", jaulte Finsterstern. ,,Das Beste für deinen Clan wäre wohl, wenn du für immer weg bleiben würdest!"
Flammenwind wäre am liebsten einfach weggelaufen, doch diesmal ließ er sich seine Angst nicht anmerken sondern blieb fest auf seinen Pfoten stehen, als er antwortete: ,,Ich sehe das eher so: der einzige, der hier das Gesetz gebrochen hat, bist du! Ich stehe meinem Clan bei und habe vor, nach genau zwei Monden wieder zu ihm zurück zu kehren und mit ihm durch die harte Zeit der Blattleere zu gehen, während du unschuldige Streuner umbringst, nur weil sie sich dir nicht abschließen!"
Verblüfft starrte der schwarze Kater Flammenwind an. Dann löste er sich aus seiner Schockstarre und knurrte: ,,Es ist noch nicht vorbei!"

Triumphierend wachte Flammenwind auf.
Er hatte Finsterstern zurückgewiesen und sich nicht von ihm einschüchtern lassen!
Aufgeregt wollte er Krähenflug davon erzählen, bis ihn der Geruch von Heu und vielen fremden Katzen in die Realität zurückholten.
Er war immer noch in der Scheune.
Auf einmal spürte er, wie sich etwas an ihn kuschelte.
Erschrocken riss er die Augen auf.
Es war dunkel, doch durch ein kleines Loch im Dach, durch das Mondlicht schien, konnte er seine Umgebung erkennen.
Es war Raven, die sich an ihn kuschelte und ihre weißen Pfoten entspannt von sich weg streckte.
Flammenwind schnurrte leise und begann, über Ravens Kopf zu lecken.
In einem Fall hatte Finsterstern wohl leider Recht: der Clankater brach das Gesetz der Krieger.
Doch was sollte er tun?

,,Das hier war mein Bau", erklärte Raven und zeigte mit dem Schwanz auf einen kleinen weißen Zweibeinerbau mit grauem Dach und einem kleinen Garten.
,,Warum sprichst du in der Vegangenheit?", fragte Flammenwind.
,,Meine Zweibeiner mögen nicht nicht mehr", antwortete die Kätzin und ließ den Kopf hängen.
,,Wie kommst du darauf?", wollte Flammenwind sanft wissen und leckte dem Hauskätzchen übers Ohr.
,,Sie haben morgens einfach ihre Sachen geholt und sind weg gefahren. Aber ihre ganze Einrichtung haben sie da gelassen.
Sie haben mich nach draußen gebracht und waren dann einfach weg! Warum?" Die schwarze Kätzin klang aufrichtig verzweifelt.
,,Vielleicht war es ein Zeichen vom SternenClan", miaute Flammenwind.
,,Was?", fragte Raven verständnislos.
,,Der SternenClan ist das woran die Clankatzen glauben. Dorthin kommen alle toten Katzen und er leitet uns auch. Die Heiler können sogar mit ihm sprechen", erklärte Flammenwind.
Raven schaute ihn fasziniert an.
,,Glaubst du wirklich, das das ein Zeichen ist?", fragte sie zitternd.
Flammenwind schnurrte und nickte.
,,Klar. Der SternenClan will damit, dass du mit mir kommst und in dem MondClan lebst!", versicherte Flammenwind.
,,Meinst du wirklich?", fragte die schwarze Kätzin mit großen Augen.
Flammenwind nickte.
,,Komm, gehen wir zurück", miaute er.
Raven nickte und je mehr der Clankater darüber nachdachte, desto überzeugter wurde er davon, dass er Recht hatte und dass das der Wille des SternenClans war.

Der Morgen brach strahlend an und tauchte die ganze Scheune in ein goldenes Licht.
Dies war der Tag, an dem Flammenwind zurück zu dem MondClan kommen würde.
Raven würde mit ihm kommen.
Der Abschied fiel dem roten Kater nicht leicht.
Sogar Schlamm hatte der Kater ein bisschen ins Herz geschlossen.
Auch von Rotkehlchen, Maus und Stachel fiel Flammenwind der Abschied schwer.
Die drei Jungen konnten nicht verstehen, warum er gehen musste und der Clankater hätte sie am liebsten mit zum Clan genommen.
Doch er wusste, dass es wahrscheinlich nicht gut ankommen würde, wenn er mit Raven und drei Jungen beim Clan ankommen würde.
Er leckte den dreien einmal über den Kopf und nickte dann Mini, der alten, freundlichen Katze noch mal zu.
Raven trat neben ihn.
,,Kommst du?", fragte sie und legte ihre Schnauze an die des roten Katers.
Er nickte und verließ neben der schwarzen Kätzin die Scheune, die für zwei Monde sein Zuhause gewesen war.
Raven schaute ihn noch mal ermunternd aus ihren faszinierenden Augen an und schnurrte beruhigend.
Flammenwind lächelte und zusammen machten sie sich auf den Weg.

,,Flammenwind ist zurück!"
,,Er ist wieder da!"
,,Wen bringt er da mit?"
,,Ist das seine Gefährtin?"
Die Nachricht über Flammenwinds Rückkehr verbreitete sich wie ein Lauffeuer über den Clan.
Raven versuchte zwar, selbstsicher zu wirken, doch Flammenwind merkte, dass sie sich unwohl fühlte.
Deshalb legte er seinen Schwanz über ihre Schultern uns ignorierte die teils verwunderten, teils urteilenden Blicke seiner Clangefährten gekonnt.
Er stellte sich in die Mitte der Lichtung und rief: ,,Ich bin zurück, nach zwei Monden Verbannung! Das ist Raven. Ihre Zweibeiner haben sie verlassen und ich bin mir sicher, dass das ein Zeichen des SternenClans ist, der will, dass sie in den MondClan kommt."
,,Seid ihr Gefährten?", rief eine Katze aus der Menge.
Flammenwind schaute ratlos. Er wusste es nicht.
Da ergriff Raven das Wort.
,,Nein. Wir sind keine Gefährten!"
Plötzlich hörte Flammenwind, wie jemand seinen Namen rief und sah eine silberne, elegante Gestalt auf ihn zu rennen.
Silberpfote war in den zwei Monden ganz schön gewachsen und nun zu einer hübschen Kätzin geworden.
Ihre blauen Augen glänzten, als sie vor ihm stehen blieb.
,,Silberpfote!", schnurrte Flammenwind und legte seine Schnauze an ihre.
,,Nein. Silberdorn", schnurrte die silberne Kätzin.
,,Wow, Glückwunsch!", schnurrte Flammenwind.
,,Haben die anderen auch ihre Kriegernamen?", fragte er immer noch schnurrend.
,,Ja, Löwenpfote heißt jetzt Löwentatze und Farnpfote heißt Farnrose!", erklärte Silberdorn.
,,Und Krähenflug ist der Gefährte von Farnrose", miaute Silberdorn aufgeregt weiter.
Flammenwind schnurrte. Er freute sich für seinen Bruder.
Da kam der schwarze Kater auch schon zu ihm gelaufen, hinter ihm der Rest seiner Familie.
Da er halb SonnenClan war, war er der schnellste.
,,Willkommen Zuhause, Flammenwind!", schnurrte er, während er sich an seinen Bruder drückte.
Rosenherz leckte ihm glücklich übers Ohr, Himbeerglanz redete auf ihn ein, Fuchspelz schnurrte durchgehend und Sturmwind miaute fröhlich.
Nur Nachtblüte und Kirschnase standen ein wenig abseits und schauten Flammenwind zweifelnd an.
Diese Haltung versetzte dem roten Kater einen Stich ins Herz.
,,Kann ich bitte ganz kurz allein sein?", fragte er seine Familie.
Diese nickte und gab Flammenwind frei.
Der Kater lief aus dem Lager und wieder zu dem Felsen von dem aus man über die ganze Bachlichtung schauen konnte.
Wenn er Geheimnisse hatte wurde er von Nachtblüte verachtet, wenn er die Wahrheit sagte aber auch.
Was machte er nur falsch?

Flammenpfotes Bestimmung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt