,,Nun ja, so einen Ort gibt es schon, aber er ist am anderen Ende des Ortes und ich muss jetzt nach Hause. Morgen vielleicht?"
Flammenwind stöhnte genervt auf.
,,Wieso macht ihr das, was die Zweibeiner euch sagen? Es ist doch egal, wann du nach Hause kommst!"
Schneeflocke schaute ihn verwirrt an.
,,Was ist?", fragte er etwas unwirsch.
,,Was sind Zweibeiner?", wollte sie wissen.
,,Ähm, groß, haben kein Fell und laufen auf zwei Beinen?", fragte Flammenwind nach.
,,Achso, du meinst Hausleute!", stellte Schneeflocke fest.
,,Ich kann ihn zur Scheune bringen", meldete sich da auf einmal die schwarze Kätzin zu Wort.
Flammenwind schätzte sie vom Alter her ein wenig älter als Silberpfote ein.
,,Würdest du das wirklich tun?", fragte Flammenwind, wobei sich seine Stimme vor Aufregung fast überschlug.
Die Kätzin nickte.
Schneeflocke sah die andere verwundert an.
Dann beugte sie sich zu ihr runter und sagte etwas zu ihr.
Wahrscheinlich dachte sie, Flammenwind würde sie nicht hören können, doch er war eine Wildkatze, also verstand er jedes Wort genau.
,,Raven, du kennst den doch noch nicht mal! Was, wenn er dich umbringt, auf dem Weg dorthin?", flüsterte die weiße Kätzin.
Der rote MondClan- Kater seufzte.
,,Keine Sorge, ich hatte nicht vor, irgendjemanden umzubringen", rief er.
Schneeflocke zuckte zusammen und schaute schuldbewusst auf ihre Pfoten.
Die schwarze Kätzin, Raven, leckte ihrer Freundin noch mal übers Ohr.
,,Keine Angst, mir passiert nichts", beruhigte sie sie, klang aber selbst nicht wirklich sicher.
Flammenwind verdrehte innerlich die Augen.
Warum dachte jeder, er wäre ein mordlustiger Killer?
Raven blinzelte ihm zu, dann sprang sie wieder von dem Steinhaufen runter auf das schwarze, hatte Zeug.
Ein wenig widerwillig folgte ihr der rote Kater; er wäre lieber auf der weichen Wiese geblieben.
Schneeflocke schaute ihnen noch kurz nach, dann lief sie über die Wiese und setzte sich vor den Zweibeinerbau.,,Ich heiße Raven", sagte das schwarze Hauskätzchen nach einer Weile.
,,Ah, äh, hallo, Raven", sagte Flammenwind und schaute zu der Kätzin rüber.
Diese hatte ihn wohl angestarrt, denn sie senkte ihren Blick auf ihre Pfoten und bog schnell in eine Seitengasse ab.
,,Was heißt Raven?", fragte Flammenwind, als er zu ihr aufgeholt hatte.
,,Es heißt ,Rabe' auf irgendeiner Zweibeinersprache. Ich weiß, echt unspektakulär", sagte sie und räusperte sich nervös, bevor sie um sie nächste Ecke bog.
Dann blieb sie stehen und der rote Kater lief fast in sie rein.
Als er sich neben sie stellte, standen sie vor einer Wiese, die allerdings so aufgewühlt war, dass dort nur Erde zum Vorschein kam.
Allerdings sah es so aus, als ob absichtlich Bahnen angelegt worden waren.
In der Mitte stand ein Zweibeinerbau, der allerdings nicht bunt war, sondern die Farbe von Holz hatte und auch alles in allem nicht ganz so prunkvoll aussah wie die anderen Bauten.
Raven schaute ihn an und Flammenwind fiel auf, dass sie faszinierende Augen hatte.
Sie waren hellblau mit hellgrünen Sprenkeln, die sich zur Pupille hin zu einem Ring verdichteten. Das Licht der langsam sinkenden Sonne spiegelte sich in ihnen und ließ sie sehr lebendig wirken.
,,Lass uns rüber zur Scheune gehen. Dort wohnen viele Streuner oder ausgestoßene Katzen."
Flammenwind nickte und lief hinter Raven über die erdige Wiese.
Er fühlte sich auf dieser offenen Fläche ungeschützt, er war schließlich keine SonnenClan- Katze, die die meiste Zeit ihres Lebens auf offenen Wiesen verbrachte.
Als die beiden Katzen bei der Scheune ankamen, schaute sich Flammenwind verwirrt um.
,,Wie kommen wir da jetzt rein?", fragte er an Raven gewandt.
Die Sonne stand inzwischen schon ziemlich tief und warf lange Schatten. Bald würde sie hinter dem Hügel, auf dem seine Heimat lag, verschwunden sein.
,,Hier durch!", meinte Raven und deutete auf einen Spalt zwischen zwei langen Holzstücken.
,,Warte... ich soll in diesem Ding, dieser Scheune schlafen?", wollte der rote Kater ungläubig wissen.
Raven nickte. ,,Ja, sollst du. Ach, komm schon, das wird dich doch nicht umbringen!", versuchte sie ihn zu beschwichtigen.
,,Was wenn doch?", fragte der Krieger leise, dann folgte er jedoch Raven schlussendlich doch durch das Loch.
Sobald er drinnen stand, konnte er viele Augenpaare auf sich spüren und fühlte sich sofort unwohl.
Es dauerte ein wenig, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dann erkannte er riesige Berge Heu, die bis zu der Decke der Scheune reichten.
In ihnen hatten es sich ab und zu Katzen gemütlich gemacht.
Plötzlich trat ein großer, schlammfarbener Kater aus dem Schatten und baute sich vor ihm auf.
,,Wer bist du?", verlangte er zu wissen.
Flammenwind verspürte das große Verlangen, sich umzudrehen, zum Clan zurück zu rennen und sich von Rosenherz sagen zu lassen, das alles gut werden würde.
Doch dann riss er sich zusammen.
Er war immer noch ein Krieger.
Der Kater war gut einen Kopf kleiner als er, also schaute er nach unten und sagte bedrohlich mit leiser Stimme: ,,Wer will das wissen?"
,,Die Katze die dich entweder beherbergen oder verstoßen kann", antwortete der Kater mit höhnisch hochgezogenen Lefzen.
Nun trat Raven vor.
,,Nun, Schlamm, du solltest dein Mundwerk zügeln. Bisher hast du noch so jede Katze aufgenommen. Ich erinnere dich nur an Minni!", sagte sie.
Die Gesichtszüge des Katers entgleisten und er ließ von Flammenwind ab.
,,Such dir einen Platz", knurrte er, dann verschwand er hinter einem Heuhaufen.
Der rote Kater schaute Raven mit einer Mischung aus Verwunderung uns Anerkennung an.
Das hätte er der anfangs schüchternen Kätzin nicht zugetraut.
Diese fühlte sich sichtlich unwohl.
,,Ähm, suchst du dir einen Platz?", fragte sie und Flammenwind nickte.
Er kletterte ziemlich weit hoch und suchte sich dort einen gemütlichen Fleck.
Raven setzte sich zu ihm.
,,Vielleicht bleibe ich auch hier", meinte sie zu Flammenwind.
,,Wieso? Vermissen dich deine Zweibeiner nicht?", fragte Flammenwind neugierig.
,,Nun ja, ich weiß nicht. Heute ganz früh haben sie ganz viele Kisten- artige, bunte Dinger in ihr Auto geschleppt und sind dann einfach weggefahren!", erklärte Raven und klang dabei sehr aufgelöst.
Flammenwind empfand Mitleid mit der Kätzin.
Doch anstatt sie zu trösten, fragte er nur: ,,Was ist ein Auto?"
Er hätte sich selbst in den Schwanz beißen können dafür, dass er ihr sein Mitgefühl nicht ausdrückte.
,,Naja, es ist groß, stinkt, hat vier schwarze Pfoten...", zählte die Kätzin auf.
,,Achso, du meinst Monster!", rief Flammenwind aus.
,,Wenn du sie so nennen willst...", meinte Raven gleichgültig und ging an, sich neben ihm ein Nest im Heu zu bauen.In der Nacht konnte Flammenwind nicht schlafen.
Er vermisste das gleichmäßige Atmen seiner Clangefährten und sogar Krähenflug neben ihm, obwohl er sich schon oft darüber aufgeregt hatte, dass der schwarze Kater im Schlaf vor sich hin brabbelte und mit seinen Pfoten um sich schlug.
Nun hätte er so viel dafür gegeben, wenn ihm eine schwarze nach Krähenflug riechende Pfote über die Nase fahren würde.
Das Dach aus Blättern und das sanfte Rascheln dieser fehlte ihm.
Wie würde er es hier nur zwei Monde aushalten können?
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Flammenpfotes Bestimmung
ФанфикFlammenpfote traut seinen beiden Geschwistern Krähenpfote und Sturmpfote nicht. Die beiden sind irgendwie anders als er, Himbeerpfote und Kirschpfote. Und wieso sieht eine Schülerin aus dem SonnenClan Schwanenherz so ähnlich? Das will der neugierige...