,,So schleichst du dich an Beute an", erklärte Luchssprung, duckte sich und setzte vorsichtig eine Pfote vor die andere, während sie über den raschelnden Waldboden schlich. Dann machte sie plötzlich einen Satz nach vorn und erhob sich triumphierend mit einem Stück Beute im Mund den Kopf. Kirschpfote, Himbeerpfote und Flammenpfote sahen staunend zu. ,,Jetzt ihr", meinte Steinblüte und nickte Himbeerpfote zu. Diese ging ins Jagdkauern, fokussierte ein Blatt, peitschte mit dem Schwanz und wollte springen, als ein lautes ,,Stopp!", von Steinblüte sie zusammenzucken ließ. ,,Was...?", setzte Himbeerpfote an, doch Steinblüte unterbrach sie. ,,Dein Schwanz hat hin und her gepeitscht, das hat die Blätter bewegt und die Beute wäre jetzt schon längst weg." Himbeerpfote ließ den Kopf hängen. ,,Komm, wir üben drüben noch mal, Flammenpfote, du als Nächster!", wies Steinblüte an und legte behutsam den Schwanz um ihre Schülerin und führte sie ein paar Fuchslängen weiter. Flammenpfote nickte und trat vor. Er schlich sich nach vorne, versuchte so wenig Lärm wie möglich auf dem laubbedeckten Waldboden zu machen und hielt seinen Schwanz waagerecht. Er fixierte das gleiche Blatt wie seine Schwester, spannte seine Hinterbeine an und sprang. Leider landete er gefühlte Baumlängen, obwohl es sich wahrscheinlich nur um Mäuselängen handelte, vor dem Blatt und schaute enttäuscht zu, wie ein Windstoß das braune Blatt anhob und forttrug. Luchssprung stellte sich neben ihn. ,,Mach dir nichts daraus! Aller Anfang ist schwer ermutigte ihn seine Mentorin. Flammenpfote nickte, doch er dachte bei sich: Schon, aber Rosenherz hat gleich bei ihrem ersten Ausflug aus dem Lager Beute gemacht!
Abends lag Flammenpfote erschöpft vor den Farnwedeln, die den Schülerbau markierten, genoss die Strahlen der untergehenden Sonne und seine frische Maus vor ihm. Neben ihm lagen Krähenpfote, Himbeerpfote und Kirschpfote. Gerade kam die Jagdpatroullie rein und Flammenpfote beobachtete eifersüchtig, wie Rosenherz beladen mit einer Amsel, zwei Mäusen und einem Eichhörnchen ihren Clan- Gefährten ins Lager folgte. Schnell legte sie ihre Beute auf den Frischbeutehaufen und lief dann schnell zu Lilienschweif, Blumenschweif und Nachtblüte. Amselfeder schaute ihren Jungen beim Spielen zu und die anderen Schüler kamen gerade erschöpft aus dem Ältestenbau. ,,Ist das anstrengend!", seufzte Dämmerpfote müde, als sie sich neben die jüngeren Schüler fallen ließ. Nun kamen auch Efeupfote, Nachtpfote, Glanzpfote und Fleckenpfote rüber. ,,Wer holt Frischbeute?", fragte Efeupfote und ließ sich neben Dämmerpfote nieder. Fleckenpfote sah so aus, als würde er schon schlafen und lief schlurfend an den Anderen vorbei in den Schülerbau. ,,Als ob der keinen Hunger hat!", rief Nachtpfote ungläubig und setzte sich neben die restlichen Schüler.
,,Wer holt Frischbeute?"
,,Immer der, der fragt!", schnurrte Efeupfote und stupste Nachtpfote in die Seite. Dieser verdrehte genervt die Augen, hievte sich auf die Pfoten und lief zum Frischbeutehaufen. Wenige Herzschläge später kam er mit zwei Mäusen, einer Amsel und einem Eichhörnchen beladen wieder. ,,Das Eichhörnchen ist meins!", erklärte er nuschelnd, ließ die Beute fallen und schnappte sich sein rotbraunes Tier. Die anderen fielen hungrig über die andere Beute her, doch Flammenpfote entschuldigte sich kurz und lief in Richtung Kinderstube. Er wollte noch schnell Silberjunges Gute Nacht sagen. Das Gras unter seinen Pfoten war weich und hin und wieder fiel ein buntes Blatt vom Baum und segelte an ihm vorbei.,,Greif mich an!", befahl Kristallschatten ihm.
,,Aber.... ich kann noch gar nicht kämpfen", protestierte Flammenpfote.
,,Na gut. Stell dir vor, ich wäre ein Fuchs und würde die Kinderstube angreifen. Wie würdest du handeln?",versuchte es Kristallschatten weiter.
,,Ich würde einen Krieger rufen", antwortete Flammenpfote.
Kristallschatten verdrehte die Augen. ,,Was, wenn gerade keine Krieger anwesend ist?"
,,Das ist sehr unwahrscheinlich...,", setzte Flammenpfote an, doch er wurde von der, jetzt sehr genervten, weißen Kätzin unterbrochen: ,,Greif mich einfach an. Jetzt!"
Flammenpfote sah ein, dass es keinen Sinn machte, sich jetzt noch darum herum zu reden. Er ging in Kauerstellung. Dann tat er so, als würde er hinter Kristallschatten etwas sehen. Er öffnete die Augen weit und starrte so entsetzt wie möglich hinter die Kätzin. Als diese herumwirbelte sprang er, landete auf ihr und drückte seiner Mentorin die Zähne in den Nacken bevor sie merken konnte, dass er sie ausgetrickst hatte. Sie schüttelte ihn von sich herunter und nickte ihm anerkennend zu. ,,Nicht schlecht, junger Krieger", lobte sie ihn und Flammenpfote wurde warm in seinem Pelz.Plötzlich riss ihn eine Stimme unsanft aus dem Schlaf. Kirschpfote hatte sich über ihn gebeugt und musterte ihn mit einer Mischung aus Wut und Sorge. ,,Du hast im Schlaf um sich getreten und fast in meinen Schwanz gebissen!", stellte die junge Kätzin vorwurfsvoll fest.
Beschämt senkte Flammenpfote den Kopf. ,,Tut mir leid", murmelte er, erhob sich und lief in Richtung Ausgang.
,,Wo willst du hin?", hörte er Kirschpfote hinter sich fragen.
,,Allein sein", antwortete er knapp. Als er aus dem Bau trat fegten ein paar Blätter über den Boden und tanzten dort in einem bunten Farbwirbel. Schnurrend fing Flammenpfote eins mit seiner Pfote und spießte das Blatt mit seinen Krallen auf. Dann nutzte er seine Vorteile als Schüler und schlich sich zum Lagereingang. Lerchenfeder, der dort Wache hielt, ließ ihn wortlos passieren. Flammenpfote nickte ihm tu und lief dann weiter, bis er schließlich am Bach ankam, der Mond- und SonnenClan trennte. Der rote Kater setzte sich hin und schaute dem Wasserlauf zu, wie er sich munter einen Weg in die Dunkelheit suchte und über Steine und Äste hüpfte, die im Flussbett lagen. Flammenpfote ließ den Blick nach unten wandern, wo er sein Spiegelbild im Wasser betrachtete. Rotes Fell, von leicht helleren Streifen durchzogen und ein Kratzer am linken Ohr, wo ihn Kristallschatten heute Nacht verletzt hatte. Dann sah er seine Augen. Sie waren von einem klaren, dunkeln, stechenden Grün. Genau wie bei Rosenherz. Krähenpfotes Augen waren bernsteinfarben, genau wie die von Sturmpfote. Plötzlich hörte er hinter sich ein Knacken. Der Kater fuhr herum und sah, wie ein flauschiger weißer Schweif hinter einem Farnwedel verschwand.
,,Schwanenherz?", rief Flammenpfote, in der Erwartung, die Heilerin des MondClans antworten zu hören, doch nichts geschah. Also schlich sich Flammenpfote, so wie Kristallschatten und Luchssprung es ihm beigebracht hatten, an den Farnbusch heran. Dann sprang er, landete auf der Katze und nagelte sie am Boden fest. Die Kätzin strampelte und wehrte sich, doch gegen Flammenpfote hatte sie keine Chance. Da erkannte der junge Kater sie. ,,Du bist Federpfote aus dem SonnenClan, oder?", fragte er.
,,Nein, ich bin ein böser Fuchs und hier, um dein Lager anzugreifen, sieht man doch!", schnaubte die Schülerin und verdrehte die Augen. Empört ließ Flammenpfote sie los und suchte einen passenden Konter, doch er war noch nie so wirklich schlagfertig gewesen. Also sagte er nur: ,,Ach ja, du böser Fuchs?"
Federpfote sah so aus, als müsste sie sehr an sich halten, um nicht loszuschnurren. Flammenpfote wurde heiß unter seinem Pelz und er schaute beschämt auf seine Pfoten.
,,Aber jetzt mal ganz im Ernst: was machst du hier auf unserem Territorium?"
Federpfote schaute ihn aus großen blauen Augen an und Flammenpfote hatte das Gefühl, als würde er mit einer jüngeren Schwanenherz sprechen.
,,Ich hab mich verlaufen", sagte Federpfote nun und machte sich daran, ihre Pfote zu putzen und sie sich übers Ohr zu ziehen. Flammenpfote sah sie ungläubig an. ,,Verlaufen?", fragte er noch ein mal nach. Er wusste, dass SonnenClan- Katzen nicht unbedingt die Hellsten waren, aber er hielt Federpfote schon schlau genug, den Bach als Grenze zu erkennen.
,,Ganz im Ernst: was willst du hier?", zischte der rote Kater bedrohlich und machte einen Schritt auf dir Kätzin zu. Kurz glaubte er so etwas wie Angst in ihren blauen Augen aufblitzen zu sehen. Doch schnell war dieser Ausdruck wieder weg und die Katze hob hochnäsig den Kopf.
,,Das braucht dich nicht zu interessieren", antwortete sie.
,,Oh, doch", sagte Flammenpfote und versuchte dabei genau so kühl zu klingen wie sie, was ihm allerdings kläglich misslang. ,,Das ist mein Territorium und deshalb geht mich das sehr wohl etwas an."
Federpfote hielt seinem Blick stand. ,,Na gut, wie du willst. Ich bin hier, um dein Lager zu überfallen, alle Katzen umzubringen und die Macht des Waldes an mich zu reißen. Ist doch klar!"
Genervt wollte Flammenpfote ihr gerade etwas Fieses an den Kopf schmeißen, als ihm plötzlich ein beißender Geruch in die Nase stieg. Rauch.
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Flammenpfotes Bestimmung
FanficFlammenpfote traut seinen beiden Geschwistern Krähenpfote und Sturmpfote nicht. Die beiden sind irgendwie anders als er, Himbeerpfote und Kirschpfote. Und wieso sieht eine Schülerin aus dem SonnenClan Schwanenherz so ähnlich? Das will der neugierige...