Kapitel 14

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Liebe Mira,

Es gibt etwas lässiges im Leben, etwas, wogegen kein Kraut gewachsen ist: Man kann nicht mit Denken aufhören.
Als Kind hatte ich mich jeden Tag darin geübt, ich lag im Bett, und versuchte absolute Leere herzustellen, einen nach dem anderen verscheuchte ich die Gedanken, bevor sie zu Worten gerinnen konnten.
Ich zog sie mit der Wurzel aus, vernichtete sie mit Stumpf und Stiel, aber ich stieß immer auf das selbe Problem: Mein Kopf wollte nicht aufhören zu Träumen.

Nachdem du gegangen bist war es plötzlich ganz leicht. Die Leere fraß mich von innen heraus auf und irgendwann war da nichts mehr. Nur unendliche Leere.
Es fühlte sich so an, als würden schwarze Wellen über mir einschlagen und mich unter ihnen begraben.

Gestern Abend jedoch konnte ich nicht aufhören an ihn zu denken.
An seine Art.
An seine Lippen.
Mein Kopf träumte vor sich hin und ich konnte nichts dagegen tun.

Als wir klein waren, wurde uns viel beigebracht.
Doch wie sich Liebe anfühlt vermag uns niemand zu zeigen.
Keiner kann uns darauf vorbereiten.

Wenn ich Finn sehe, spüre ich etwas in mir.
Etwas das die Leere vertreibt.
Die bedrohlichen Wellen über mir frieren in der Luft ein.

Denkst du so fühlt sich Liebe an?

In Liebe, Thea.

We all bleed the same colorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt