Die Beerdigung

666 30 6
                                    

Das alles ist nun genau 3 Monate her. Die Zeit danach war voller Tränen und Trauer. Wir haben Max auf dem Dortmunder Friedhof beerdigen lassen. So hatte ich eine Chance alles zu verarbeiten. Wieso ich nur von mir rede? Naja Marco ist zwar für mich da, verhält sich  aber so als ob er schon mit allem abgeschlossen hätte. Marco ist nicht so, dafür kenne ich ihn schon zu lange und zu gut. Aber er verarbeitet das alles für sich. Vielleicht ist es auch besser so. Bei der Beerdigung waren nur wenige da. Ich wollte eigentlich niemanden dabei haben. Lisa wäre die Taufpatin von dem kleinen geworden und hat mit deshalb viel für die Vorbereitung der Beerdigung abgenommen. Wenn mich jemand fragen würde was der schlimmste Zeitpunkt in meinem bisherigen Leben gewesen wäre, dann definitiv der Moment, als der winzige Sarg von Max von der Kirche zu seinem Grab getragen wurde. Mats und Marco trugen den kleinen Sarg. Es war schlimm mit anzusehen, wie Marco seinen eigenen Sohn zu Grabe trug. Ich verstehe bis heute nicht wie er das konnte, vielleicht wollte er aber auch genau das, um damit mehr oder weniger abschließen zu können. Natürlich kann man das nie, aber man kann versuchen ein Stück loszulassen. Es waren alle ziemlich traurig und redeten kaum etwas, verständlich. Kevin, Nuri, Roman, Sebastian, Lisa, Tugba, Jonas, Jenny und Łukasz waren außerdem da. Ich wollte das nicht wahr haben, dass ich Max nie aufwachsen sehe.

Der Pfarrer  begann seine Trauerrede...

Wenn die Eltern sterben, ist man Waise. Stirbt der Ehemann/ die Ehefrau, ist man Witwe/r. Wie heißen Eltern, deren Kinder gestorben sind? – So wie uns dafür ein Wort in der deutschen Sprache fehlt, fehlen uns in dieser Situation auch oft die Worte für unsere Trauer und unser Mitgefühl. Der Tod eines Kindes, vor allem, wenn es so abrupt aus dem Leben gerissen wird wie durch den plötzlichen Kindstod, Unfall oder gar ein Verbrechen, hinterlässt unendlichen Kummer. Geben Sie, was Sie können: ein Wort, Zeithaben, Alltagshilfe. Jedes Zeichen aufrichtiger Anteilnahme tut einer trauernden Familie gut. Mein aufrichtiges  Beileid.

....

Anschließend stellte sich Nuri an  das kleine Grab und fing eine ebenso emotionale Rede an.

"Manchmal verlässt uns ein Kind, das den Ruf von drüben lauter vernommen hat als die Stimme ins Leben. Es schliesst seine Augen und taumelt davon wie ein Schmetterling, taumelt zurück ins Licht und lässt uns allein mit den Fragen, ohne Antwort über den Sinn all des Begonnenen, das uns unvollendet erscheint. Lässt uns zurück mit der Hoffnung, die sich nicht erfüllte, einer Knospe, die welkte, ohne zu blühen. Es gibt keine Worte dafür, wie ihr fühlt, aber ihr müsst wissen alle werden wir für euch da sein. Ihr seit stark und der kleine Max wird euch beschützen."

Nuri kam auf mich  zu und nahm mich in den arm. Er gab mir einen kurzen Kuss auf die Wange und ging dann zu Marco, der immer noch gemeinsam mit Mats an dem Grab stand.

Marco und ich hatten eigentlich vor nach der Beerdigung direkt nach Hause zu fahren, aber Lisa hatte wohl gemeinsam  mit den anderen Spieler Frauen eine kleine Feier organisiert. Nach feiern war vielleicht nicht allen zumute aber vielleicht konnte  man dann für eine kurze Zeit mal alles vergessen. Marco und ich fuhren gemeinsam mit Mats und Cathy zu der Wohnung von Nuri und Tugba. Marco und ich saßen hinten. Wir saßen ganz dicht beieinander so das kein Blatt mehr zwischen uns gepasst hätte.  Ich brauchte Marcos nähe  genauso wie er meine. Immer wieder kam mir das Bild vor die Augen wie sie ihn dann aus unserem Bett genommen haben nach den 9 Stunden. Mir wurde danach erst bewusst das er jetzt weg ist. Dass ich jetzt anfangen muss zu verarbeiten aber wie soll das gehen?

***

Die kleine Trauerfeier war in vollem Gange. Marco hatte ich schon seit 2 Stunden nicht mehr gesehen. Ich saß bei Kevin und Milos. Milos hatte in den letzten Wochen  ziemlich gut deutsch gelernt worauf er auch viel mehr reden konnte.  Aber selbst er fand keine Worte für all das. "Ich geh mal nach Marco schauen. Brauchst du noch was?"fragte Kevin mich.

"Nein alles inordnung" antwortete  ich ihm. Milos saß immer noch wie angewurzelt da und  starrte ins leere. Ich setzte mich neben ihn auf das Sofa, worauf er mich mit großen Augen ansah. Er nahm mich in seine Arme und hielt mich einfach nur fest. Viele würden es jetzt falsch interpretieren wie wir hier sitzen, aber ich hab gerade andere Sorgen wie mir darüber Gedanken zu machen...

Nachdem Kevin Marco endlich gefunden hatte und ihn zu uns gebracht hatte wusste  ich was Sache ist, Marco hat zusammen mit Mats getrunken. Ob er das unter "verarbeiten versteht?  Wir konnten alle bei Nuri Zuhause schlafen. "Geht ruhig  hoch ins Gästezimmer da ist genug platz und Marco kann seinen Rausch ausschlafen."sagte Nuri zu mir. Ich nahm meinen Freund an die Hand und ging mit ihm hoch in das Gästezimmer.  Kaum hatte ich die Tür zu gemacht zog Marco mich schon auf das Bett.

"Marco Nein verdammt ich will nicht."schnautze  ich ihn erneut an. Will der Kel mich jetzt verarschen? Wir haben heute unseren Sohn beerdigt und ihm fällt nichts besseres ein als sich zu betrinken und dann sexuelle Gelüste  zu haben. Nein das reicht mir ich glaub der spinnt. "Baby kooooomm scho nicht so dich haben du sollst."lallte er vor sich hin während er sich seine Hose auszog. "Marco Nein verdammt lass es!" "Maaan lass uns neues baby machen. Du verlierst das dann nicht." Und im gleichen Moment hab ich ihm eine geklatscht. Gibt er mir gerade wirklich die schuld dafür das Max gestorben ist? Das ich unserer Sohn verloren  habe? Ich muss hier weg und das ganz schnell. "Spinnst du? Niemand schlägt mich. Auch nicht.... du Sophie!"schrie er. Doch weder nervlich noch psychisch wollte und konnte ich jetzt zulassen dass das hier eskaliert. Ich flieh aus dem Zimmer und direkt in Milos seine Arme. Dort brach ich mehr oder weniger dann zusammen. Ich konnte nicht mehr. Ich dachte ich wäre stark aber ich war alles andere als das. Mir liefen die Tränen in strömen hinunter und Milos versuchte mich zu berhuigen. Nuri ist auch dazu gestoßen und brachte uns in das Schlafzimmer von ihm und Tugba. Nuri hatte mich hoch genommen und legte mich jetzt auf das Bett. "Wenn ihr noch was braucht sagt Bescheid ich geh nochmal runter und sag den anderen Bescheid." Milos setzte sich neben mich und strich mir mit beruhigenden Bewegungen mit seiner Hand  über meinen Rücken.

*******************
Oh Gott Leute es tut mir so leid, ich habe fast 4 Monate nicht mehr geupdatet...Es ist wirklich viel passiert bei mir in den letzten Monaten und Wochen, was genau darüber möchte ich nicht reden. Aber es tut mir wirklich leid dass ich das schreiben vergessen habe. Ich hoffe das ich vielleicht jetzt wieder öfters updaten kann. Wenn ihr kein Interesse mehr habt schreibt es in die Kommentare!

xoxo Sophie ♥

Plötzlich ist alles anders <3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt