chapter three

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„O...ok." sagte ich mit einer zitternden Stimme. Ich schob mein Shirt hoch und streckte zögerlich meinen Arm in Richtung des Sanitäters. Ich bemerkte wie mein ganzer Arm zitterte, also wollte ich ihn schnell wieder wegziehen, doch Herr Wehr hatte ihn schneller und fing an.
„Also wenn hier die Wunde wäre." sagte er und berührte mit seinem Finger meinen Unterarm. Ich bemerkte wie mir ein Schauer über den Rücken lief und ich eigentlich schreien wollte. Dies war mir eindeutig zu viel Körperkontakt.
„Dann guckt man sich erstmal die Wunde an. Ist sie sehr tief? Läuft viel Blut? etc. Wir stellen uns vor, dass es nicht aufhört zu bluten und dadurch viel Blut da ist."
‚Chayenne! Ganz ruhig! Alles ist in Ordnung! Er erklärt dir nur etwas!' befahl ich mir selber, doch leider half es nicht. Ich drückte die Hand von Helene mehr, um meine Schreie zu unterdrücken.
„Dann gucken wir, ob die Wunde sauber ist. Wenn nicht, müsste man sie mit Wasser leicht säubern. So dann nehmen wir ein steriles Tuch und decken es über die Wunde. Franco kannst du mir das mal geben!" forderte er, Herr Fabiano auf.
Ich bemerkte wie er mich bei jedem Satzende musterte und meine Reaktion einstudierte, also versuchte ich so locker wie möglich zu bleiben.
„Danke dir. Dann legt man sie drauf."
Er legte das Tuch drauf. Ich würde nervös, wenn es doch was anderes ist, als ein steriles Tuch!
‚Nein! Chayenne! Rede dir sowas nicht ein!' befahl ich mir selber.
„So und jetzt fängt man an ein Verband drum zu wickeln." Er nahm ein Verband, welches Herr Fabiano bereits ausgepackt hatte, und fing es an um meinen Arm zu wickeln. Immer noch studierte er mein Verhalten.
‚Was zur Höhle will er von mir?' fragte ich mich selber ‚Er soll mich einfach in Ruhe lassen.'
„So wenn man jetzt mehrere Male den Verband drumgewickelt hat, nimmt man sich eine Mulbinde zur Hand und legt sie ganz auf die Wunde auf den vorherigen Verband." Er nahm die Mulbinde und drückte sie fest an meinen Oberarm.
„Ungefähr so. Und jetzt nimmt man sich den restlich Verband und wickelt es fest um den Arm und wickelt die Mulbinde, ohne weiteres ausrollen, mit ein. So wird die Wunde abgedrückt und man stoppt die Blutung." Endlich war er fertig und befestigte den Verband so, dass er nicht mehr aufgehen konnte.
"Wenn man kein Verbandskasten hat, dann muss man als Mulbinde etwas anderes nehmen, wie eine Taschentücherpackung, und als Verband kann man ein Shirt oder eine Jacke nehmen." beendete er seine Erklärung.
"Habt ihr alles verstanden?" fragte Herr Fabiano.
Ich war wie in einer Art Schockstarre und konnte deshalb nicht antworten.
„Jap. Dankeschön." sagte Helene als sie bemerkte, dass ich einfach nur noch da saß.
„Du auch?" fragte er, mich. Ich gab keine Reaktion von mir, doch ich sah wie Herr Wehr mich wieder einstudierte. Helene stieß mir ihren Arm in die Rippen. Ich schrak zusammen und guckte die verwirrt an, doch Helene deutete nur auf die Sanitäter.
„Achso, ja, hab's verstanden." sagte ich schnell.
„Gut. Dann übt es mal." sagte Herr Wehr und stand auf und ging mit seinem Kollege los zu den Anderen.
„Sorry, dass ich dir meinen Arm in die Rippen geschlagen habe." entschuldigte sich Helene.
„Alles gut. Ich muss mich bei dir bedanken. Ohne dich hätte ich, das auf gar keinen Fall geschafft."
„Dafür bin ich da."
„Aber genau davor habe ich Angst, du kannst mich im Internat nicht so retten, da werde ich dann wahrscheinlich panisch aus den Raum rennen."
„Ach Quatsch! Du schaffst das!" sagte sie ermutigend.
"So, dann wollen wir mal weitermachen oder gibt es noch irgendwelche Fragen?" fragte uns Dr. Hetkamp. Die Klasse schüttelte die Köpfe. Ich versuchte gerade den Verband abzuwickeln, was ich dann auch schaffte.
"Na dann weiter im Text." sagte er und fuhr fort.
Ich musste, das von der letzten halben Stunde erstmal verarbeiten und hörte deshalb nicht zu.

Der restliche Tag verlief dann relativ schnell ohne weitere Geschehnisse.
„Oh man. Endlich nimmt der Tag ein Ende!" sagte ich erleichtert. Die Anderen verließen bereits schon den Raum. Helene und ich saßen aber immer noch an unseren Plätzen und räumten unsere Rucksäcke ein.
„Man du hast ja wieder Farbe im Gesicht!" sagte Helene völlig überrascht.
„Halt die Klappe!" antwortete ich ihr und stieß ihr in die Seite. Der Rettungsdienst packte bereits ihre Sachen wieder ein und redeten noch mit Brigitte. Wir waren fertig zogen unsere Jacken über und setzten unsere Rucksäcke auf.
„Hat es euch denn gefallen?" kam die Frage von Dr. Martinson.
„Na klar." sagte Helene mit einem unterschwelligen ironischen Unterton.
„Hat man gesehen." haute Herr Wehr einfach raus.
„Meine Freude sieht man mir immer an." lachte Helene. Ich blieb die ganze Zeit stumm und beobachtete nur die Handbewegungen von Herr Hetkamp.
"Br... äh... Frau Schamdt?" Ich bemerkte wie Helene sich zusammenreißen musste nicht Brigitte zu sagen.
„Ja?"
„Morgen haben wir die ersten zwei Stunden trotzdem Sport, richtig?"
Brigitte nickte und Helene antwortete nur noch: „Gut. Dann bis morgen und einen schönen Tag noch."
„Ebenfalls." kam von den Anderen fünf.
"Dankeschön." kam von uns Beiden.
Wir verließen den Raum und verabschiedeten uns. Danach trennten sich unsere Wege. Ich stieg wieder in den Bus ein und dachte nach:
,Was passiert wohl morgen?' , Halte ich, das morgen auch nochmal aus?'
Nach fünfzehn Minuten waren wir wieder im Internat und ich lief hoch in mein Zimmer.

Den restlichen Tag machte ich nicht besonders viel und begab mich dann gegen 22:10 Uhr ins Bett.
„Ein Tag von zwei überstanden!" murmelte ich und ließ mich ins Bett fallen.

Reden ist Silber, Schweigen ist GoldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt