„Was ist los?" fragte Helene mit skeptischen Blick.
„Weißt du noch als ich dir von den Schmerzen unter den Rippen erzählt habe?"
Sie nickte.
„Wenn ich mich nicht recht täusche, bekomme ich diese gerade wieder und das wäre echt unpassend in der heutigen Situation." sagte ich traurig.
"Wenn sie die selben Ausmaße haben wie letztes Mal..."
"Dann bin ich so ziemlich am Arsch, denn spätestens in einer Stunde werden die Schmerzen unerträglich werden und das wird frühstens heute Abend besser." beendete ich den Gedanken von Helene.
"Wie oft hattest du das jetzt schon?"
„Keine Ahnung, vielleicht so zehnmal." fragte ich mich selber.
„Und warst du deswegen schon mal beim Arzt? Das ist ja nicht normal... Du bekommst es im Laufe des Tages. Dann sind die Schmerzen unerträglich. Du kannst nicht stehen, nicht liegen und nicht sitzen vor Schmerzen, denn alles tut weh und dann schaffst du es irgendwie einzuschlafen und am nächsten Morgen ist es wieder weg?"
„Ne, war ich noch nicht. Aber was soll ich machen. Freiwillig zum Arzt gehen? Auf gar keinen Fall!" sagte ich ihr. Seufzend saß Helene neben mir.
„Seit ihr fertig mit eurer Diskussion?" fragte uns Brigitte.
„Weiß nicht genau, aber ich denke mal im Moment schon." antwortete sie frech. Brigitte schüttelte den Kopf. Ich sah wie die Ärzte zu mir rüber schauten und mich wieder musterten.
„Kann es sein, dass ich, mal wieder, extrem blass bin?" fragte ich leise. Helene musterte mich im Gesicht.
„Jap. Ein bisschen." Sie malte Gänsefüßchen in die Luft.
„Na super."
Auf einmal lief mir ein Schauer über den Rücken und ich schüttelte mich. Ein stechender Schmerz durchzog meinen Körper. Ich verzog meine Miene.
„Alles gut?" fragte Helene besorgt. Ich gab ihr ein Kopfschütteln als Antwort.
„Ich sag gleich den Sanitätern Bescheid!" sagte sie.
„Nein bitte nicht." hauchte ich unter Schmerzen. Sie nahm dies so hin. Ich legte meinen Kopf auf den Tisch und versuchte langsam ein und auszuatmen, doch wie es immer ist, tat es beim Atmen gefühlt noch mehr weh. Also hielt ich die Luft teilweise an.
„Wisst ihr denn was über Reanimation?" fragte Dr. Martinson. Es meldeten sich ein paar Personen, doch sie guckte mich an.
„Chayenne? Weißt du etwas?" fragte sie mich.
Ich nahm meinen Kopf erschrocken hoch. Ich guckte sie an und versuchte meine Schmerzen zu unterdrücken. Ich saß einfach nur da und starrte sie an. Ich merkte wie die Anderen mich anguckten.
„Ähhh... Ich... Ich weiß schon was." sagte ich.
‚Hätte ich nur gesagt, dass ich nichts weiß.'
"Und was?" fragte sie auffordernd.
„Naja... Also ich denke, dass man erstmal Atmung und Herzschlag überprüft und wenn eines davon fehlt..." Ich zeichnete mit zittrigen Händen Gänsefüßchen in die Luft.
"...,muss man reanimieren." beendete ich mein Satz.
"Und weißt du wie man eine Reanimation durchführt?" fragte sie weiter.
„Ähm... Man drückt dreißigmal den Brustkorb ein und das im Rhythmus zum Beispiel von Stayin' Alive." Die Klasse fing anzulachen. Ich lachte mit.
„Das ist gar nicht mal so falsch." sagte Dr. Martinson ernst. Sie guckte mich auffordernd an.
„Und nach den dreißigmal, muss man zweimal Mund zu Mund beatmen und wenn jetzt immer noch die Vitalzeichen fehlen, muss man dies wiederholen." beendete ich die Erklärung.
„Richtig. Das war sehr gut. Warum meldest du dich nicht öfters?"
Ich zuckte mit den Schultern und merkte wie wieder eine Schmerzwelle kam. Zwischen den Schmerzwellen war es nur ein sehr unangenehmer Druckschmerz, doch wenn eine Schmerzwelle kam, war es ein schlimm stechender Schmerz. Dieses Mal war extrem und ich merkte wie ich weinen wollte, denn die Schmerzen waren schlimmer als sonst. Mein Körper zitterte, meine Lungen versuchten so wenig Luft wie möglich einzuatmen und ich versuchte nicht laut zu schreien beziehungsweise zu weinen.
„So, wir würden gerne eine zehnminütige Pause einlegen und dann werden wir die Reanimation praktisch üben." hörte ich Dr. Hetkamp sagen.
Ich sah wie schwarze Punkte vor meinen Augen tanzten. Ich schloss die Augen und kurz darauf waren die Punkte wieder verschwunden. Ich sah hoch und bemerkte, dass die Klasse den Raum verließ.
„Kommst du mit?" fragte Helene.
„Wohin?" fragte ich.
„Wir sollten den Raum kurz verlassen, da sie Tische etc. umstellen wollen."
„Wirklich?" Helene nickte und ich stand auf. Beim Aufstehen würde mir schummrig. Ich hielt mich am Tisch fest und dann waren die Punkte wieder da.
„Chayenne?" fragte Helene mit einem sehr ernsten Ton.
„Alles gut." antwortete ich und lief los. Die Punkte verschwanden und wir liefen raus. Die Blicke der Ärzte und der Sanitäter lagen wieder auf mir.
„Gehen wir aufs Klo?" fragte ich.
"Yes." sagte sie und wir liefen los zu den Toiletten.
Zehn Minuten später trafen wir wieder im Raum, ohne weitere Zwischenfälle, ein. Der Rettungsdienst hatte zwei Oberkörperpuppen auf den Boden gelegt und jedem eine Art Gesichtsmaske auf den Tisch gelegt. Wir liefen zu unserem Platz und setzten uns hin.
„Sind denn alle wieder da?" frage Herr Wehr und wir nickten.
„Wie ihr seht, haben wir solche Puppen auf den Boden gelegt mit denen kann man einwandfrei die Reanimation üben." sagte Herr Wehr.
Mich durchzog wieder eine Schmerzwelle. Also passte ich nicht mehr auf. Ich merkte nur, dass er es an einer Puppe zeigte.
„So und jetzt ihr? Oder habt ihr noch Fragen?" fragte er. Wir schüttelten die Köpfe.
„Wir fangen hier an und immer paarweise."
Dann liefen die ersten Beiden los und setzten diese komischen Masken auf die Puppen. Ich denke diese waren dazu da, dass nicht jeder mit seinem Mund an den Puppen Mund zu Mund Beatmung durchführt und die nächsten dann nicht die Bakterien von den Vorgängern aufnehmen. Also kurz gefasst wegen der Hygiene. Dann waren wir die nächsten.
„Ich will nicht." sagte ich zu Helene „Die Schmerzen sind so stark."
Doch bevor Helene antworten konnte, kam von Herr Fabiano: „So, Helene und Chayenne, ihr seit dran."
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Reden ist Silber, Schweigen ist Gold
FanfictionChayenne ist ein lebensfrohe und humorvolle Person, die ihr Leben liebt und nichts verändern möchte, doch dann kommt einer ihrer schlimmsten Tage in ihrem Leben. Ein Rettungsteam, um Notärzten, Ärzten, Sanitätern und Krankenschwestern, besuchen sie...