Kapitel 4

20 4 2
                                    

„Wolken sind nicht immer nur grau."

Tupfenpfote öffnete ihre Augen und verstand zuerst nicht, wo sie sich befand.
Über ihr war so ein komisches Dach aus Blättern und Zweigen,durch welches sie gelegentlich den blau strahlenden Himmel erkennen konnte.
So sah es definitiv nicht in der Kinderstube aus.
Und Bergflusses warmen Pelz spürte sie auch nicht neben sich, sondern nur Moos, das ihr weißes Fell warm hielt.
Langsam, ganz langsam erinnerte sie sich, wo sie war.
Natürlich.
Der Schülerbau.
Und sofort kamen ihr die Erinnerung von gestern hoch.
Wie sie bis sehr spät in die Nacht mit Kirschpfote gelernt hatte, wie sie verzweifelt hatte und sich schließlich in den Schülerbau geschleppt hatte und auf das erstbeste Nest aus Moss gefallen war.
Tupfenpfote rappelte sich auf.
Es müsste sehr früh am morgen sein, denn alle Schüler lagen noch in ihren Nestern und auch draußen im Lager hörte man kaum Geräusche, nur ab und zu ein leises Flüstern.
Sie hatte gestern Nacht im dunkeln ein Nest gewählt, dass in der linken Ecke des Schülerbaus lag. Es war zwar umgeben von anderen Nestern, doch auch relativ am Rande.
Kirschpfote lag direkt neben ihr und atmete noch leise, woraus Tupfenpfote schließlich konnte, dass sie ihre Schwester nicht aufgeweckt hatte.
Also guckte sie sich noch ein bisschen um, schlafen konnte sie jetzt schon nicht mehr.
Teichpfote hatte sich einige Nester weiter, in der rechten Ecke des Schülerbaus zusammengerollt, und ein Sonnenstrahl, der durch die Blätterkrone über ihnen fiel, fiel genau auf ihn herab, sodass sein schwarzes Fell silbrig glitzerte.
Außerdem befanden sich im Schülerbau drei weitere Katzen, die Jungen von Kristallauge:
Minzpfote, Streifenpfote und Frostpfote.
Alle drei hatten helles Fell, entweder ein helles grau oder ein weiß, was für Tupfenpfote aussah wie drei zusammengerollte Federbälle.
„Krallensee, willst du mit zur Patrouille?"
Eine laute Stimme ertönte vor dem Schülerbau und Tupfenpfote drehte ihren Kopf blitzschnell in Richtung Eingang.
Die Krieger nebenan im Kriegerbau mussten wohl auch schon erwacht sein, und nach Tupfenpfote Wissen, kamen die Schüler auch immer gegen diese Zeit aus dem Schülerbau.
Aber sie wollte nicht.
Sie wollte nicht aus ihrem weichem Nest heraus, und nach draußen wo Erdtau auf sie warten würde, und sie jedes einzelne von ihm gesagte Wort aufsagen ließe...
Das Problem war, dass sie gestern Abend auch nicht viel dazugelernt hatte, denn so gut daran erinnern was er gesagt hat konnte sie nicht.
„Ich denke nicht, dass Erdtau dich alles aufsagen lässt wie du es behauptest. Du übertreibst doch nur."
Tupfenpfote drehte sich erschrocken um.
Neben ihr hockte Teichpfote, hellwach und grinsend.
Warum hatte sie ihn nicht gehört, er konnte doch nicht so leise aus seinem Nest geklettert, sich angeschlichen und neben sie gehockt haben, vor allem in so kurzer Zeit?
„Tut mir übrigens Leid, wenn ich dich erschreckt habe, aber du hast dort gesessen, wie eine Katze kurz vor einem Kampf."
Das Grinsen blieb immer noch auf seinen Mundwinkeln hängen.
„Wenn du heute von Lerchenflug die gleiche Aufgabe bekommst, lache ich", sagte Tupfenpfote kühl und wand sich von ihrem Bruder ab.
Man, kann er einmal die Sachen Ernst nehmen?
Sie stand auf und machte sich mit schnellen Schritten zum Ausgang.
„Warte doch mal!"
Teichpfote sprintete seiner Schwester hinterher und holte sie nach einigen Pfotenschritten ein.
Zusammen betraten sie das Lager, dass nun langsam erwachte und den Kriegern neue und neue Pflichten gab.
Tupfenpfote sah schon von weitem das sandfarben gestreifte Fell ihres Mentor, der neben dem Heilerbau saß und scheinbar ungeduldig mit dem Schwanz schnippte.
„Teichpfote - so früh?"
Lerchenflug, der gerade aus dem Kriegerbau gekommen war, gähnend und seine Gliedmaßen streckend, sah seinen Schüler und Tupfenpfote verdattert an.
Früh?
Tupfenpfote konnte erkennen, wie nun das ganze Lager erwachte und langsam mit seinen Pflichten begann - das war kein bisschen früh.
Teichpfote blieb bei seinem Mentor stehen, und so nutze sie die Chance und huschte geradewegs hinüber zum Heilerbau, wo Erdtau immer noch ungeduldig hockte.
„Guten Morgen Erdtau, ich bin bereit für..."
Dem gestreiften Kater klappte das Kiefer hinunter.
„Tupfenpfote?"
Tupfenpfote blickte ihn ungläubig an.
Wieso wundert sich gerade jede Katze, dass Schüler mal nicht geweckt werden müssen, sondern von ganz alleine aufstehen?
„Wieso bist du so früh hier?"
Erdtau schaute sie immer noch geschockt an.
„Du hättest noch zwei Stunden schlafen können!?"
Tupfenpfote protestierte.
„Aber warum wartest du dann auf mich?"
Erdtau zog sein streberisches Grinsen hervor.
„Ich warte nicht auf dich, Tupfenpfote. Aber es ist echt nicht nötig in solcher Frühe aufzustehen, und deinen Bruder auch noch mitzuschleppen. Verstehe, du bist aufgeregt, aber du brauchst deine Kraft bei dem, was wir heute machen werden und weitere zwei Stunden Schlaf könnten dir echt nicht schaden."
Tupfenpfote senkte ihre Ohren.
Ich bin echt ein Mausehirn.
Hoffentlich hatte sie Erdtau nicht zu sehr gestört.
Hoffentlich würde er ihr jetzt nicht noch mehr zum Lernen geben.
Doch dann viel Tupfenpfote etwas auf, denn Erdtau hatte gesagt sie würde viel Kraft für etwas brauchen, was sie heuten machen werden. Meinte er viel Kraft für das Lernen, oder...
„Wieso werde ich denn viel Kraft brauchen, wenn wir doch nur unsere Theorie weitermachen?"
Erdtau, der seinen Blick für kurze Zeit über das Lager schweifen ließ, lachte auf, als er Tupfenpfotes Aussage hörte.
„Hör mal Tupfenpfote, ich hoffe du hast es nicht Ernst genommen, also du weißt schon das mit dem Abfragen jedes einzelnen Satzes, welchen ich gestern gesagt habe?"
Tupfenpfote nickte stumm.
Aus irgendeinem Grund kam sie sich dumm vor.
Sie hatte das Gefühl, sie wäre die dümmste Kätzin auf dieser Welt.
Warum zum SternenClan hatte sie das Ernst genommen?! Warum zum Fuchsdunk hatte sie das alles auswendig gelernt und versucht sich an jedes einzelne Wort, das Erdtau gesagt hatte zu erinnern?!
Sie machte die Augen zu.
Es war ihr so peinlich, dass sie am liebsten im Erdboden versinken könnte.
Wieso, wieso hatte sie nicht auf Teichpfote gehört? Der hatte doch auch sonst immer Recht was solche Dinge angeht, aber nein. Sie hatte sich ihren Kopf daran zerschlagen, sich an jedes einzelne Wort zu erinnern.
Sie spürte plötzlich eine warme Zunge auf ihrem Fell und klappte die Augen wieder auf.
Erdtau stand neben ihr und leckte sie tröstend über's Ohr.
Sie wollte nun fast wieder die Augen schließen, weil es ihr so unendlich peinlich war ihrem Mentor in die Augen zu sehen.
„Mach dir keinen Kopf darüber, ja? Ist bestimmt jedem schonmal passiert."
Wenigstens schimpfte Erdtau nicht mit ihr, dafür war sie ihm dankbar.
Aber was würde Teichpfote sagen, wenn er...
„Tupfenpfote", sagte eine Stimme, in der Tupfenpfote nur Grinsen und Amüsierung hörte.
Sie drehte ihrem Mentor den Rücken zu und sah ihren Bruder und seinen Mentor, beide blickten auf die junge Schülerin herab.
„Was hab ich dir gesagt, du..."
Lerchenflug unterbrach seinen Schüler mit einer hastigen Schwanzbewegung.
„Euren persönlichen Kram könnt ihr später klären, jetzt wo wir so früh wach sind können wir direkt aufbrechen. Ich würde sagen wir gehen zum Donnerweg, dort war Tupfenpfote noch nicht und Teichpfote sollte sich den Donnerweg nochmal früh morgens ansehen."

Der Donnerweg begeisterte Tupfenpfote überhaupt nicht.
Es war nicht deswegen, dass sie fast den ganzen Morgen bis dahin laufen mussten - sondern die Monster, die auf dem grauen Flachland fuhren.
Tupfenpfote berührte das graue Stück Land mit der Pfote, fuhr aber sofort zurück, denn auf einmal begann es dort zu dröhnen.
Ein Dröhnen wie beim Gewitter - nur das es immer näher und näher kam.
„Tupfenpfote, geh da weg", hörte sie Erdtaus warnende Stimme und trat ein paar Schritte zurück, gerade zurecht, denn ein ekeliger Gestank schnürte ihr augenblicklich die Kehle zu, sodass sie kaum atmen konnte.
Tupfenpfote konnte diesenGestank zu keiner Kategorie, die sie bis jetzt so gerochen hatte zuordnen - es war einfach nur widerlich.
Und dann sah sie es.
Das Ungeheuer, das Monster, dass auf diesem harten Landblock daher dröhnte.
Es jage der kleinen Kätzin Angst ein und sie wich noch ein paar Schritte zurück, ihr Herz klopfte mit jeder Schwanzlänge, die das Monster näher kam immer schneller.
Auf dem gesamten Territorium der vier Clan, welches sie heute gesehen hatte gefiel ihr nichts weniger als dieser Donnerweg mit seinen Ungeheuern, die sie keiner Katze als Albtraum wünschen könnte.
Dieses Monster hier war strahlend rot und glänzte silbern, und hatte so komische runde Dinger als Vorder- und Hinterbeine, worauf es sich auf dem Donnerweg bewegte.
Die ganze Erde schien zu beben und die Katzen den Atem anzuhalten ,als das riesige Ding mit einer unvorstellbaren Schnelligkeit an ihnen vorbei jage.
Doch schon nach einigen Herzschlägen erholte sich Tupfenpfote langsam vor dem kleinen Schock und begann wieder, ganz normal zu atmen.
„Du darfst nie Donnerwegen zu nahe kommen, sonst können die Monster dich angreifen, glaub mir das passiert sehr oft", sagte Erdtau, als auch ihm seine Stimme zurück kam.
„Und wie kommt man dann auf die andere Seite, zum SchattenClan?", fragte Tupfenpfote, in panischer Vorahnung was jetzt kommen würde.
„Die Katzen des FlussClans benutzen Tunnels, die unter dem Donnerweg herführen, denn wir sind nicht so armselig und überqueren den Donnerweg einfach. Naja, eigentlich nähern wir uns nie der Richtung, also brauchst du dir im großen und Ganzen keine Sorgen machen."
Obwohl Tupfenpfote der Gedanke gefiel, niemals den Donnerweg überqueren zu müssen konnte sie sich dennoch nicht vorstellen es nicht einmal tun zu müssen, z.B. in einer Situation, wenn der SchattenClan sie bei einem Kampf durch diesen Donnerweg jagte.
„Aber du bringst mir doch bei, wie man Donnerwege überquert oder, nur so zum Notfall?"
„Natürlich, Tupfenpfote."

Hii, heute ist ein ganz besonderer Tag hehe. Unzwar wird das Gurl, dass mich zu dieser Story inspiriert hat und mit welcher ich diese Kooperation mache heute 18;)
Ich hoffe du, DearestSeeking hast nen tollen BDay und verbringst ihn nicht nur mit deinem Theaterstück & deinen 10 Stunden<3

EisglutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt