Kapitel 5

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„Wo neues beginnt, muss altes nicht aufhören."

Tupfenpfote konzentrierte sich.
Ihre Augen huschten von einem Fisch zu dem anderen.
Das konnte doch echt nicht so schwer sein.
Langsam streckte sie die Pfote aus und hielt sie übers Wasser.
Plötzlich schwammen die Fisch zu allen Seiten davon und Tupfenpfote senkte enttäuscht ihre Ohren.
„Immer noch kein Erfolg?"
Teichpfote klatschte seinen frisch gefangenen Fisch Tupfenpfote direkt vor die Füße.
„Du musst nicht ständig damit angeben, dass du schon vor einem halben Mond deinen ersten Fisch gefangen hast und ich es sogar jetzt noch nicht schaffe", gab Tupfenpfote genervt zurück.
Alle drei Geschwister befanden sich am Flussufer des FlussClans, der an dem DonnerClan Territorium grenzte und versuchten in dieser frühe Fische zu fangen.
Inzwischen war ein Mond vergangen, seit dem Tupfenpfote Schülerin geworden war und sie hatte verdammt viel gelernt.
Wahrscheinlich aber trotzdem weniger, als sie am Anfang dachte, müsse sie lernen.
Erdtau stellte sich schon nach einigen Tagen als sehr geduldig heraus, denn Tupfenpfote gelang die Hälfte der Aufgaben nicht, die ihr gegeben wurden.
Zum Beispiel hatte sie Erdtau bei dem ersten Mal Kampftechniken ausprobieren stark am Auge verwundet, da sie vergessen hatte ihre Krallen einzuziehen, der hatte aber kein wenig geschimpft und das fand Tupfenpfote auch so bewundernswert an ihm.
Er klärte alles immer ruhig und war nicht so hektisch oder streng, wie Lerchenflug, Teichpfotes Mentor. Obwohl Tupfenpfote oft mitbekam, dass Lerchenflug gar nicht streng mit ihrem Bruder umgehen musste, denn der erledigte alles perfekt und auf den Punkt genau. Auch wenn Teichpfote es inzwischen geschafft hatte zwei Mal nachts aus dem Lager zu schleichen um heimlich zu jagen, war er dennoch ein Musterschüler.
Kirschpfote hingegen hatte sich seit dem letzten Mond fast gar nicht verändert. Noch immer sprang sie aufgeregt herum und freute sich über jeden kleinen Fang oder kleinsten Erfolg und strahlte nur so von ihren Optimismus.
Genau so wie Teichpfote hatte Kirschpfote ihre erste Beute noch als Junges gefangen, an dem Tag wo sie sich so kurz vor der Schülerzeremonie davongeschlichen haben.
Tupfenpfote machte ihren ersten Fang erst viel später, denn zuerst waren Erdtau und sie lange damit beschäftig anderen Sachen auf den Grund zu gehen, und so wusste sie wenigstens wie kein anderer Schüler, welche Gefahren wo lauerten und was man in den verschiedensten Situationen machen sollte.
Das Jagen war wirklich nicht so ihr Ding, was Erdtau auch gerne immer wiederholte, nachdem sie ein Eichhörnchen nach dem anderen verpasste.
„Jetzt hab ich auch einen!", kreischte Kirschpfote plötzlich und wirbelte Tupfenpfotes Gedanken auf.
Sie blickte hinüber zu ihrer Schwester und sah sie einen Fisch im Maul halten, der sich von einer auf die andere Seite wand und jeden Moment heraus springen könnte.
„Töte ihn Kirschpfote, sonst springt er gleich aus deinem Maul!", warf Teichpfote hastig seiner Schwester zu, doch es war zu spät.
Der Fisch flutschte aus Kirschpfotes Maul auf den Boden, machte ein paar hektische Bewegungen mit dem Schwanz und kullerte nach Kirschpfotes kläglichen Versuch ihn wieder aufzuheben zurück in den Fluss hinein.
„Mausedunk!", schimpfte die weiße Kätzin und schaute dem Fisch beleidigt hinterher.
„Ihr seid schon hier?"
Erdtaus gestreiftes Fell machte sich hinter den dichten Blättern der Büsche genau zu erkennen, und zwei Herzschläge später trat auch er selber zum Vorschein.
In seinen Augen blitze Erwartung, denn heute sollte die offizielle erste Kampfstunde stattfinden, und wenn die Schüler sich von der guten Seite zeigen würden, war es ihnen erlaubt auf die heutige große Versammlung bei Vollmond zu gehen.
Tupfenpfote hoffte zu sehr, sie würde dieses Mal wenigstens etwas schaffen, denn sie wollte wirklich unbedingt zu der Versammlung, genau so wie ihre Geschwister auch. Jeder war darauf aus, sein bestes zu zeigen.
„Ich möchte nicht lange drumherum reden, denn ihr habt gestern von euren Mentoren alles wichtige für das Kämpfen gehört, heute möchte ich in die Praxis rübergehen.
Zuerst zeigt uns Teichpfote, was er so verstanden und gelernt hat."
Tupfenpfote und Kirschpfote setzten sich in einem Kreis um Erdtau und Teichpfote herum, um die beiden besser zu beobachten und schließlich begann der kleine Kampf.
Erdtau befiel dem Schüler einfach auf ihn loszugehen und zu versuchen, ihn von einer in den Boden gezeichneten Linie zu kriegen.
Teichpfote stellte sich sehr schlau an, denn er wich Erdtaus Pfotenschlägen aus, sodass er seine eigenen Pfoten einsetzten konnte und den Krieger immer weiter auf die Grenze zu schubste.
Er täuschte ihm vor, er wäre überwältigt gewesen, doch kurz vor der Grenze, als Erdtau sich schon über seinen Sieg freuen wollte, rollte sich der Kater geschickt ab, setzte seine Hinterbeine ein und ehe Erdtau sich versah lag er schon über der Grenze.
Sofort ließ Teichpfote von ihm ab und trat ein paar Schritte zurück.
„Das war nicht nur nicht schlecht Teichpfote, das war perfekt.
Du überwältigst den Krieger, indem du nachgibst. Das ist wirklich eine schlaue Lösung und ich bin echt beeindruckt von deiner Improvisation. Ich denke du kommt auf jedenfall heute mit zur großen Versammlung."
Tupfenpfote konnte ihrem Mentor nur zustimmen, denn ihr Bruder war in dem Gebiet Kämpfen und Jagen anscheinend wirklich geschickt, nun war sie aber gespannt wen Erdtau als nächstes auswählen würde.
„Kirschpfote, jetzt du. Zeig mir was du kannst."
Kirschpfote hastete aufgeregt auf Tupfenpfotes Mentor zu, ihre bernsteinfarbenen Augen brannten vor Erwartung.
Sie wird definitiv nicht schlau reagieren, aber sie ist stark und könnte deswegen doch gewinnen.
Doch als der  Kampf begann, stellte Tupfenpfote schnell fest, dass sie Unrecht gehabt hatte.
Kirschpfote schien kein einziges Wort von dem gehört zu haben, was gestern über die verschiedenen Kampftechniken gesagt wurde, denn sie ging undurchdacht einfach so auf Erdtau los und schlug mit ihrem Pfoten überall hin, wo sie etwas ertastete, und merkte nicht wie sie schon längst über der Grenze stand.
Dieser Kampf hatte keine zwei Minuten gedauert.
Tupfenpfote leckte ihrer Schwester aus Mitleid an der Schulter, als diese ohrenhängend nach Erdtaus Rede, dass sie nicht zur Versammlung kommen durfte wieder ihren Platz einnahm.
„Das wird schon, ich sag's dir bei der nächsten Versammlung darfst du ganz bestimmt mit!"
Kirschpfote nickte nur und Tupfenpfote spürte, wie sich ihre Schwester im Stillen über das Verlieren ärgerte.

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