Kapitel 6

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„Verlass dich nicht zu sehr auf deine Feinde."

„Alle Krieger die alt genug sind, ihre Beute selber zu erledigen versammeln sich bitte jetzt unter dem Hochstein!"
Smaragsstern weckte seine Krieger am frühen Morgen, ein paar Stunden nach der großen Versammlung.
Tupfenpfote, Kirschpfote und Teichpfote hockten allerdings schon unter dem Hochstein, denn als sie in vergangener Nacht von der großen Versammlung zurückgekommen waren, weckten die beiden Geschwister sofort Kirschpfote und erzählten ihr von dem, was auf der großen Versammlung vorgefallen war.
Danach versuchte Tupfenpfote wenigstens für kurze Zeit ihre Augen in ihrem weichen Nest im Schülerbau zu schließen, schaffte es aber nicht da Smaragsstern persönlich im Schülerbau aufgetaucht war und die drei Geschwister geweckt hatte, damit sie nun seinen Worten auf der Versammlung unter dem Hochstein lauschen konnten.

Mit einem Satz zusammenfasst, Tupfenpfote hatte eine aufregende und gleichzeitig schlechte und schlaflose Nacht.

Langsam, aber auch wirklich nur ganz langsam erwachte das FlussClan Lager zum Leben.
Die Krieger kamen mit verschlafenen Mienen als ersten aus dem Krieger Bau angetrottet, danach folgten auch die restlichen Schüler aus dem Schülerbau direkt daneben.
Als letztes trotteten die zwei Königinnen mit ihren Jungen aus der Kinderstube.
Tupfenpfote hörte das misstrauische Gemurmel einiger Katzen, die sich darüber unterhielten, wieso Smaragsstern sie in solch einer Frühe aus den weichen Nestern gerissen hatte.
Sogar Rostauge, einer der Ältesten, kroch aus seinem Bau und starrte seinen Anführer erwartungsvoll und neugierig aus seinen kleinen, gelben Augen an.
Kirschpfote, die neben ihrer Schwester  hockte, gähnte und das erinnerte Tupfenpfote wieder an ihr warmes Nest drüben im Schülerbau, doch da fing Smaragsstern endlich an zu sprechen und sie vergaß über ihr verlangen nach Schlaf.
„Krieger, Schüler, Älteste, Junge und Königinnen des FlussClans.
Gestern Nacht auf der großen Versammlung hat sich etwas schreckliches zugetragen."
Er huschte mit seinen smaragdgrünen Augen über die Reihe seiner Krieger, die ihn mit großen Augen anstarrten.
Jede Müdigkeit war nun vergessen.
„Himbeerstern, der neue Anführer des SchattenClans hat vor allen Clans gesprochen, er wolle die Streunerjunge, die nun schon zu Schülern in seinem Clan aufgewachsen sind, aus dem Territorium der vier Clans verjagen.
Ich habe dies nicht zugelassen, und verlangt diese Schüler mir zu überlassen, doch er weigerte sich, indem er deutlich zu wissen gab um die beiden kämpfen zu müssen, wenn der FlussClan sie sich holen wolle.
Ich spreche nun im Namen des SternenClan, diese Schüler müssen wir uns erkämpfen. Der SternenClan hat mir ein deutliches Zeichen geschickt, und ich werde alles dafür tun, es durchzusetzen."
Ohne auf eine Antwort von den Katzen zu warten, fuhr er entschlossen fort.
Tupfenpfote bewunderte ihn für diese Entschlossenheit.
„Deswegen, werden wir uns in den nächsten Tagen auf einen Angriff auf den SchattenClan vorbereiten, und auch genau deswegen möchte ich einige von euch zu Schülern, oder zu Kriegern ernennen."
Leises Geflüster glitt nun über die Reihen der Katzen, und schließlich trat Magnolienflug, die Heilerin des FlussClans vor.
„Smaragsstern, ich habe keine Zeichen vom SternenClan erhalten. Doch das Wort des Anführers ist Gesetzt, und so gebe ich dir meinen Segen Junge zu Schülern, und Schüler zu Kriegern zu machen."
Tupfenpfotes Vater neigte den Kopf respektvoll zu seiner Heilerin und sah wieder zu dem Clan unter sich.
Niemand zeigte Protest über seine Entscheidung, doch Tupfenpfote spürte  die Atmosphäre, die nun über ihrem Clan hing.
Einige Katzen warfen sich misstrauische Blicke zu, und die einen oder anderen flüsterten ihren Nachbarn ein Wörtchen zu.
Schließlich bekam meistens die Heilerin Zeichen des SternenClans, doch Tupfenpfote wusste Smaragssterns Entscheidung trotzdem zu schätzen, denn sie war gestern dabei gewesen, hatte alles mit ihren eignen Augen gesehen. Sie hatte gesehen, wie ihr Vater darauf bestanden hatte, sich diese Jungen zu holen und sie merkte, dass es sich um etwas wichtiges handelte.
Smaragsstern würde nie etwas ohne einen sehr guten Grund machen, das wusste Tupfenpfote und warf Frischflügel und Schilfdorn einen misstrauische Blick zu, denn die beiden Gefährten unterhielten sich direkt neben ihr im Flüsterton darüber, dass Magnolienflug kein Zeichen erhalten hatte.
„Zuallerallererst möchte ich Streifenpfote bitten, nach vorne kommen."
Das hieße, dass der hellgrau gestreifte Schüler, der nun im fünften Mond seiner Kriegerausbildung war nun zum Krieger ernannt wurde.
Tupfenpfote kannte ihn nicht wirklich, sie lebte nur mit ihm und seinen beiden Geschwistern seit einem Mond in einem Bau, und hatte noch nie ein Wort mit ihm gewechselt.
Dennoch kam es ihr etwas komisch vor, dass er jetzt einfach so urplötzlich zum Krieger ernannt wurde, obwohl er es sich mit keiner Schlacht oder einer sonstigen guten Tat verdient hatte.
Normalerweise war es unter den Kriegern im FlussClan üblich, nach einem Erfolg des Schülers ihn mit einer Kriegerzermonie am späten Abend zu belohnen, weshalb das nun so ein anderes Gefühl in ihr verursachte.
Auch Frostpfote, eine kleine weiße Kätzin und ihr Bruder Minzpfote wurden nach Streifenpfotes - nun Streifenherzes Kriegerzermonie zu Kriegern ernannt.
Smaragsstern hielt die Zeremonie der drei Geschwister kurz und knapp, sodass Graulilie, die Mutter der drei neu getauften Krieger kaum Zeit hatte, ihren Jungen zu gratulieren.
Tupfenpfote hielt sich dabei zurück, denn mehr als Clan Kameraden waren sie nie gewesen, und wartete lieber bis Smaragsstern die Jungen zu Schülern machte.
„Streifenherz - Minzfell - Frostblume!"
Die neuen Namen der Krieger wurden im Clan herzlich begrüßt, doch schon nach wenigen Herzschlägen schnippte Smaragsstern mit der Schwanzspitze und seine Clan Gefährten kamen langsam zur Ruhe.
Die neuen Krieger stellten sich unten am Hochstein auf, bereit eine Nacht schweigend Wache zu halten.

„Damit wir auch genügend Schüler haben, die später einmal zu großartigen Kriegern heranwachsen werden, bitte ich nun die Jungen von Nachtschweif zum Hochstein, Wasserjunges und Höhlenjunges."
Die zwei dunklen Jungen stolperten unsicher nach vorne, liebevoll angestubst von ihrer Mutter.
Auch wenn die beiden erst fünf Monde alt waren, sahen sie kräftig gebaut aus.
Tupfenpfote überlegte, welche Mentoren Smaragsstern für die beiden wohl parat hatte.
Sie dachte bei Höhlenjunges vielleicht an Schwarzbuche, die Kätzin würde den wilden Schüler bestimmt gut unter Kontrolle haben - und für Wasserjunges würde Herbstschein oder Kieferfall gut passen, denn die dunkelgraue Kätzin war zwar nicht so wild wie ihr Bruder Höhlenjunges, trotzdem aber etwas aufwendig und brauchte Geduld.
Tupfenpfote kannte die beiden noch von früher, als sie alle zusammen in der Kinderstube gespielt hatten und ihr die beiden Junge von Nachschweif immer so wild vorkamen.

Auch die Zeremonie dieser beiden Katzen verlief ziemlich schnell, Smaragsstern wählte bei Höhlenjunges tatsächlich Schwarzbuche, bei Wasserjunges allerdings Gänseblümchentupfe.
„Höhlenpfote - Wasserpfote!", begrüßte der Clan wieder ihre neu ernannten.
Tupfenpfote bemerkte, wie ihre Schwester sich gerade neben ihr schon erheben wollte, um endlich in den Schülerbau zu trotten und sich auszuruhen, denn die Zeremonie schien schon beendet zu sein, als Smaragsstern erneut zu sprechen begann und Kirschpfote sich enttäuscht wieder neben ihr niederließ.
„Und als letztes - das Junge von Narzissenduft, Eisjunges."
Tupfenpfote drehte ihren Kopf zu der kleinen, weißen Kätzin hin, welche stolz aus einer der vordersten Reihen nach vorn zum Hochstein trat.
Eisjunges war ebenfalls wie Höhlenpfote und Wasserpfote fünf Monde alt.
Tupfenpfote kannte diese Katze überhaupt nicht, denn als sie noch in der Kinderstube lebte, hatte das weiße Junge nie mit ihnen gespielt, sondern sich eher zurückgehalten und so konnte sich Tupfenpfote keinen Eindruck von ihr verschaffen, was das anging, welcher Mentor wohl am besten zu ihr passen würde.
Schließlich wählte Smaragsstern bei der neuen Schülerin den Mentor Samtherz, einen hellbraun getigerten Krieger, der ebenfalls ziemlich jung war.

Endlich kam Smaragsstern auch schon zum Ende der Zeremonie, er ließ Eispfote kurz von ihren Eltern als vollwertige Schülerin des FlussClans begrüßen, redete aber schließlich weiter.
Er gab jedem Krieger Vorbereitungsaufgaben für die bevorstehende Schlacht, sodass sogar die frisch ernannten Schüler eine Menge zu tun hatten.
Tupfenpfote freute sich, endlich etwas wirklich wichtiges für den Clan zu tun und sprang direkt zu Erdtaus Seite, nachdem Smaragsstern ihr und weiteren Katzen die Aufgabe erteilt hatte, mit Magnolienflug nach Heilerkräutern zu suchen.
Es war keine der wichtigsten Aufgaben, wie z.B die, die Teichpfotes Gruppe gegeben wurde, besondere Kampftechniken aufzufrischen, aber Tupfenpfote freute sich auch über ihre Aufgabe.
Schließlich war kämpfen sowieso nicht wirklich ihr Ding, also gab sie sich mit Heilkräutern suchen zufrieden.
Die Stimme einer jungen Katze unterbrach ihre Gedanken.
„Wieso muss ich mich am ersten Tag, an dem ich Schülerin bin als Dienerin der Heilerin rumschlagen?"
Tupfenpfote drehte ihren Kopf verwundert in die Richtung der Katze, und sah Eispfote, die sich bei ihrem Mentor beschwerte.
Die junge Katze zerschnitt die Morgenluft mit ihrer Stimme, wie ein Schwert durch die Lüfte geht, welches seinen Feind jeden Moment außer Gefecht setzten wird.
Tupfenpfote fand die Aussage der Kätzin nicht sonderlich nett - aber naja, dass war ja schließlich auch eine sehr junge Katze, und die waren bekanntlich ungeduldig, aber Eispfote quengelte nicht, sie hörte sich nicht nach einem nervenden Jungen an.
Eispfotes unzufriedene Klage hatte eine Krieger auf sich aufmerksam gemacht, die meisten drehten verwundert sich nach ihr um und schüttelte die Köpfe.
Tupfenpfote bemerkte den Blick ihres Bruder, der mit Lerchenflug in einigen Schwanzlängen neben ihr stand und der jungen Schülerin einen genervten Blick schenkte.
Er musste wahrscheinlich gerade genau das gleiche denken wie Tupfenpfote, die die neue Schülerin etwas vorlaut fand.
„Tupfenpfote, kommst du?"
Erdtau stand fröhlich lächelnd neben seiner Schülerin und stupste sie motiviert an.
Die Schülerin folgte ihrem sandfarben gestreiften Mentor mit Magnolienflug und Samtherz mit der sich immer noch beschwerenden Eispfote hinaus aus dem Lager.

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