„Freundschaft kann man nicht kaufen, sie ist ein Geschenk."
Teichpfote suchte sich vom Frischbeutehaufen ein großes Eichhörnchen aus und trottete damit zu Kirschpfote, die bereits neben der Hecke hockte und ihre Amsel gierig verschlang.
Magnolienflug hatte ihr ein paar Spinnennetze auf ihre kleinen Wunden gewickelt, die Kirschpfote von dem Kampf vor einigen Stunden abbekommen hatte.
Still saßen die beiden eine Zeit lang neben einander und aßen ihre Beutestücke.
Teichpfote spürte, wie sich etwas Warmes in seinem Bauch ausbreitete.
Nach dem langen Kampf und der Flucht danach ins sichere FlussClan Territorium tat ihm sein ganzer Körper weh, obwohl er mit nur leichten Verletzungen davongekommen war - im Gegensatz zu Erdtau.
Erst nachdem alle Katzen im Lager angekommen waren, hatte Teichpfote einen schnellen Blick auf Tupfenpfotes Mentor erhascht, doch sie und Magnolienflug verschwanden daraufhin direkt im Heilerbau und schon seit etwa einer Stunde bekam Teichpfote nichts von ihnen mit.
„Teichpfoteeeee!"
Teichpfote schreckte von seinen Gedanken auf.
Was zum....?
Eispfote, ihre Augen glühten vor Freude, rannte aus dem Heilerbau auf ihn zu und schien so zu tun, als ob sie schrecklich humpeln würde.
„Sieh nur Teichpfote, ich bin verletzt!"
Sie streckte ihm ihre Pfote vor das Gesicht und redete dann, ohne Luft zu holen schnell und aufgeregt weiter.
„Das haben mir die SchattenClan Krieger angetan... es tut ja so weh!"
Was genau erwartete sie von ihm?
Teichpfote hob eine Augenbraue und kaute schließlich weiter auf seinem Eichhörnchen herum, Eispfote ließ aber nicht nach.
„Dieser eine - er wollte mich mit seinen Pfoten erwürgen, doch ich habe es geschafft! Ich habe ihm so richtig..."
Verdammt, regte sie ihn auf.
Sonst hatte sie doch nie ein Wort mit ihm gewechselt, war auch gut so gewesen.
Teichpfote versuchte sich zu beruhigen, jetzt durfte er bloß nicht ausrasten, wozu er aber gerade den größten Drang überhaupt hatte.
„Und dann, ich hab meine Pfote vor seine Stirn gehauen - er ist zwei Schwanzlängen nach hinten geflogen, stell dir das doch bloß vor!"
Teichpfote schloss seine Augen und atmete tief durch.
Ein- und ausatmen.
„Magnolienflug hat mir dann dieses Spinnennetz umgelegt, es tat so weh, aber ich habe durchgehalten! Dieser eine Mentor von deiner Schwester, der hat allerdings laut ge-...."
Plötzlich horchte Teichpfote auf.
„Erdtau? Wie geht es ihm?"
Eispfote machte einen desinteressierten Gesichtsausdruck.
„Was juckt mich das denn? Wieso erkundigst du dich lieber nicht nach-..."
Teichpfote sprang auf und ließ die Überreste seines Eichhörnchens direkt vor Eispfotes Pfoten liegen und lief hastig in Richtung Heilerbau, bevor diese nervige, kleine Schülerin ihn noch einholen konnte.
Langsam glitt er durch den Farnvorhang des Heilerbaus, der langsam seine dichten Blätter verlor - allmählich näherte sich der Blattfall.
Schon von hier aus konnte er Stimmen hören, die sich etwas tiefer im Heilerbau unterhielten.
„...zu einer großen Heilerin werden. Ich kann jetzt zwar etwas sehen, aber leider nur etwas. Irgendwann wirst du ein Kraut finden, dass solche Wunden..."
Teichpfote entdeckte Erdtau auf einem weichen Moosnest in einer Ecke des Heilerbaus liegen, Magnolienflug und Lilienpfote standen bei ihm, Tupfenpfote nahm mindestens eine Schwanzlänge von ihnen Abstand.
„Oh - Teichpfote", sagte sie und wand ihren Kopf zu ihrem Bruder.
Tupfenpfote Augen waren mit Kummer erfüllt und Teichpfote schreckte innerlich zusammen, als er ihr ins Gesicht sah.
„Ist alles in Ordnung?"
Erdtau, Magnolienflug und Lilienpfote schienen ihn nun auch bemerkt zu haben, alle drei drehten sich zu ihm um und Teichpfote durchfuhr ein kleiner Schock, als er Erdtaus linkes Auge erblickte.
Es sah nicht besser aus, als vorher.
Die Farbe konnte er nicht ganz deuten - eine Mischung aus vielen verschiedenen Farben, sodass seine eigentlich grüne Augenfarbe sich ganz darunter verlor.
„Lilienpfote hat uns ein Kraut gezeigt, dass im SchattenClan für Heilungen von Augen oder anderen, wichtigen Organen verwendet wird.
Jetzt kann ich mit meinem linken Auge einen Hauch von Licht und etwas verschwommenen erkennen - und ich fürchte es wird dabei bleiben."
Erdtau sprach ruhig, als würde er gerade von einer Jagd von vorhin erzählen.
Lilienpfote warf Teichpfote ein fröhliches Lächeln zu, Teichpfote hatte großen Respekt von ihrer brillanten Idee mit den Kräutern, doch...
Er war sich immer noch nicht sicher, ob diesen beiden Katzen, Lilienpfote und Windpfote zu trauen war.
Schließlich gehörten sie ursprünglich dem SchattenClan an, und der SchattenClan war für seine Blutrünstigkeit und List unter allen anderen Clans besonders bekannt.
Woher wollte Smaragdstern wissen, dass das nicht alles nur ein Trick war, damit die beiden mehr über das FlussClan Territorium herausfinden konnten, um sie dann mit einem Kampf zu überraschen?!
Allerdings... würde der SchattenClan wirklich mit wertvollen Kräutern mit dem FlussClan teilen, nur um einen Angriff zu planieren?
Teichpfote war hin und her gerissen.
Er musste unbedingt später - Abends zum Bau seines Vaters gehen und versuchen, ihn irgendwie auszufragen, denn er war mehr als gespannt, was denn wohl dieser geheimnisvolle Grund dieses ganzes Kampfes war.
Hatte es sich überhaupt gelohnt, dass Erdtau wegen zwei Schülerinnen sein Auge verloren hatte?
Teichpfote schaute Erdtau erneut an, doch in sein Blickfeld gelang wieder Tupfenpfote, die immer noch traurig drein schaute.
„Tupfenpfote...geht es dir gut? Hast du irgendeine Verletzung, oder...?", fragte er vorsichtig, mit flüsternder Stimme bei seiner Schwester nach.
Tupfenpfote antwortete ihm jedoch nicht.
Stumm verließ sie auf einmal den Heilerbau, ohne sich von Erdtau oder den anderen verabschiedet zu haben, die wieder ein Gespräch begonnen hatten.
Was war nur bloß passiert?
Schnell eilte auch Teichpfote aus dem Heilerbau hinaus in sein Lager, dass sich nach dem schweren Kampf, den sie verloren hatten, langsam erholte.
Er beobachtete Tupfenpfote, wie sie mit hängendem Schwanz zum Frischbeutehaufen trottete und sich lustlos eine kleinen Fisch griff.
Angestrengt versuchte er mögliche Antworten auf die Frage, was den überhaupt los war, zu finden.
Jetzt zu ihr zu gehen und versuchen sie zu fragen war sinnlos, das wusste er - früher hatte er schon oft bei so einem Versuch gescheitert.
Aber was hatte Tupfenpfote so einen großen Kummer bereitet?
Natürlich sorgte sie sich um Erdtau, doch wieso war sie dann aus dem Heilerbau - er würde sogar sagen -gerannt?
Und wieso redete sie kein einziges Wort mit ihrem Mentor?
Sie stand einfach nur abseits und sagte kein Wort, als er reingekommen war.
War es möglich, dass sie sich ausgegrenzt fühlte?
Teichpfote kniff die Augen zusammen und ließ seine Schwester nicht aus dem Blickfeld.
Es war untypisch für Tupfenpfote, sich irgendwie ausgegrenzt zu fühlen, meistens war sie immer mitten im Geschehen drin, wie war nie beleidigt gewesen oder sonst etwas...
Zu gerne würde er wissen wollen, was in dem Zeitraum passiert war, als Tupfenpfote und Erdtau allein gegen Himbeerstern angetreten sind.
Hat Himbeerstern Erdtau diese schmerzliche Verletzung zugefügt?
Hat vielleicht sogar auch Himbeerstern Tupfenpfote so einen Kummer bereitet?
Es gab einfach zu viele Fragen, auf die nur Tupfenpfote und Erdtau eine Antwort wussten - oder konnte man sich das vielleicht irgendwie selber logisch zusammenknüpfen?
Teichpfote versank wieder voll und ganz in seine Gedanken, solange er am Eingang des Heilerbaus lehnte und einige Wörter des Gesprächs drinnen mitbekam.
Er hörte Erdtau sich ständig bedanken und noch irgendwie so etwas in der Art sagen.
Von Magnolienflug hörte er kaum ein Wort, außer eine seltene Zustimmung, Lilienpfote allerdings schien sich ebenso wie Erdtau ausgiebig an dem Gespräch zu beteiligen.
Teichpfote rümpfte die Nase.
Lilienpfote gefiel ihm irgendwie nicht.
Sie hatte den Eindruck einer perfekten Kätzin, die sich gerne bei anderen einschleimte und man nicht genau wusste, was sie denn jetzt wirklich über einen denkt.
Windpfote hatte er zwar kaum gesehen, außer bei dem Kampf mit Himbeerstern und als er ein kurzes Wörtchen mit den beiden im Gebüsch gewechselt hatte, aber sie erschien ihm komplett anders, als ihre Schwester.
Windpfote sprach nicht viel, das lag an ihrem offenen Misstrauen gegenüber dem FlussClan und genau das war es, was Teichpfote in ihr, als auch in anderen Katzen, wie Tupfenpfote und jetzt auch ihr - sehr schätzte. Außerdem war sie eine gute Kämpferin, wie Teichpfote vor wenigen Stunden festgestellt hatte, doch auch sie konnte genau so gut wie Lilienpfote einfach nur auf den SchattenClan arbeiten.
Doch plötzlich merkte Teichpfote aus dem Augenwinkel, dass sich ihm ein weißes Fell näherte.
Nicht schon wieder die...!?
Doch dieses Mal war sein Schicksal gnädig zu ihm und ließ Eispfote nicht einmal ein Wort herausbringen, da rief Smaragdstern wie aus dem nichts die FlussClan Krieger auf Versammlung zusammen.
Erleichtert atmete Teichpfote auf und drängte sich schnell an einigen anderen Katzen vorbei zum Hochstein, wo er sich dann in eine der vordersten Reihen zu Bergfluss gesellte.
Bergfluss hatte bei der Schlacht nicht mitgekämpft und war eine der wenigen im Clan, die völlig unverletzt aussah.
Sie strahlte Teichpfote kurz an, als auch die anderen Katzen langsam begonnen hatten, sich zum Hochstein zu begeben und Kirschpfote sich auf einmal unerwartet zwischen ihn und seine Mutter quetschte.
Teichpfote schaute sich noch einmal kurz um und bemerkte, wie Tupfenpfote sich ganz hinten in der letzten Reihe vollkommen träge neben Bachtatze niederließ.
Als alle Katzen eingetroffen waren - außer Erdtau natürlich, fing Smaragdstern zu sprechen an.
„Wir haben uns gerade hier versammelt, um zwei neue Mitglieder des FlussClans zu begrüßen."
Er nickte Lilienpfote und Windpfote zu und die beiden traten vor.
„Zuerst möchte ich Lilienpfote bitten, nach vorne zu kommen."
Die Kätzin sprang nach einigen Zweifelsekunden zu Smaragdstern auf den Hochstein hinauf und ihre ungewöhnliche Fellfarbe funkelte in der späten Abendsonne leicht golden auf.
„Ich kenne dich und deine Schwester noch kaum, und deswegen war es mir sehr schwer gefallen, Mentoren für euch zu wählen. Allerdings hat es mir die Sache etwas erleichtert, als du, Lilienpfote heute zu mir kamst und sagtest, du würdest sehr gerne Heilerschülerin werden."Stille.
Der gesamte Clan schien die Luft anzuhalten.
Teichpfotes Augen weiteten sich vor Unterwartung.
Wie, beim SternenClan wollte Smaragdstern eine Kätzin aus einer Hauskätzchenfamilie, die früher auch noch im SchattenClan gelebt hatte, zu einer Heilerschülerin machen?
Glaubte sie überhaupt an den SternenClan, um so etwas zu wollen?
Würde der SternenClan so eine wie sie annehmen?!
Er merkte, wie auch die Stimmen seiner Clankameraden um ihn herum ganz und gar nicht mitstimmend immer lauter und lauter wurden.
„Bergfluss, wusstest du davon?", fragte Teichpfote als er bemerkte, dass seine Mutter Smaragdstern zustimmend nickte.
Kirschpfotes starrte ihre ungläubig Mutter an.
„Aber das kann er doch nicht mit einer fremden SchattenClan - Hauskatze machen...? Der SternenClan würde das doch nicht erlauben und die gar nicht annehmen...", schaute sie Bergfluss fragend an.
„Nicht deine Herkunft macht das aus, was du jetzt bist, Kirschpfote. Wenn sich Lilienpfote dazu entschlossen hat, dann wird sie wohl auch an den SternenClan glauben und der SternenClan an sie."
Ihre Worten drehten Teichpfotes Kopf komplett um.
Verwirrt blickte er wieder zu Smaragdstern und Lilienpfote, die immer noch auf dem Hochstein standen.
Er wusste genau, das Hauskätzchen nie so sein würden, wie Clankatzen .... dennoch hatte Bergfluss Recht und es zählte nicht nur die Herkunft und...
Alles schwirrte in einem großen Chaos in seinem Kopf herum und er hatte auf einmal das Gefühl, überfordert zu sein.
Warum mussten er sich auch Gedanken darüber machen... über all diese Probleme um Tupfenpfote, Erdtau und Lilienpfote herum?!
Die konnten doch auch ohne seine Anwesenheit darüber bestimmen...!
Schließlich war es nicht sein Problem und er hatte es schon immer gehasst, anderen Katzen nachzurennen, wenn sie mal nicht die Lust dazu hatten, ihm
ihren Kummer einfach sofort zu erklären.
Mit einem Mal bemerkte Teichpfote, wie die Lautstärke unter seinen Clankameraden einen Punkt erreicht hatte, an dem er seine eigenen Gedanken nicht mehr hören konnte.
Überall um ihn herum diskutiert jede einzelne Katze über Lilienpfotes Wunsch, Heilerschülerin zu werden.„Seid doch einfach mal STILL!"
Alle Gespräche verstummten plötzlich von einen auf den anderen Herzschlag.
Lilienpfote hatte sich an den Rand des Hochsteins gestellt und lauter, als der lauteste Krieger im FlussClan gebrüllt.
Man sah ihr das Entsetzten, aber auch die Entschlossenheit in ihren glühenden, saftig grünen Augen an.
„Ja, ich habe mich dazu entschieden, Heilerschülerin zu werden.
Und wisst ihr auch warum?
Es macht mir Spaß, mich um andere zu sorgen und ihnen in der Not zu helfen!
Ich habe ein gutes Gefühl, wenn ich anderen helfe.
Wieso habt ihr mich und meine Schwester dann aus den dreckigen Pfoten des SchattenClans gerettet, wenn ihr uns behandelt, als wären wir Gefangene?
Abfall?
Ich, als auch meine Schwester, Windpfote - wir sind beide seelisch Clankatzen, auch wir sind in diesem Territorium der vier Clans aufgewachsen.
Von nun an werden wir dem FlussClan treu sein und Vertrauen in ihn schenken - wenn das der FlussClan das auch tut.
Egal ob Waldkatze oder nicht, wenn man seinem Clan gegenüber loyal ist und diese Loyalität auch zeigt, kann man alles schaffen - auch das unmögliche."
Auch nach diesen Worten herrschte wieder absolute Stille im FlussClan.
Man konnte sogar die Blätter hören, die leicht von dem Wind aus den hohen Baumkronen auf ihrem Territorium auf den Boden geweht wurden.
Blattfall würde bald tatsächlich das Lager des FlussClans einnehmen, das merkte man auch an dem Abend, der nun schon etwas kühler erschien. als die Abende davor.
Lilienpfotes Worte, die genau so schnell verflogen waren, wie der Wind, hinterließen bei den FlussClan Kriegern einen großen Eindruck.
Wie gebannt, wie versteinert, als wäre alles um sie herum angehalten schaut fast jeder die junge Kätzin erstaunt an.
Wörter verbringen Wunder.
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Eisglut
FanfictionDiese Geschichte ist eine Kooperation mit @DearestSeeking, wir haben die selben Charaktere benutzt aber jeder hat eine etwas andere Geschichte geschrieben also schaut unbedingt bei ihr vorbei;) In meiner Geschichte geht es hauptsächlich um Tupfenhau...