Fighter

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Mich zu betrinken, wollte ich dann auch nicht. Es war verantwortungslos so etwas zu tun. Immerhin muss ich morgen zum Training und da hatte ich keine Zeit für plagende Kopfschmerzen. Aber, wenn ich schon mal hier bin. Ich halte mein zweites Glas in der Hand, starrte auf die Flüssigkeit und nehme vorsichtig mein Handy aus der Tasche. Ich bin zwar nicht betrunken, aber angetrunken. Ich hoffe, zu Hause wartet niemand mehr auf mich. Sie würden mich anders sehen. Seufzend stecke ich mein Handy wieder in meine Hosentasche. 00:03 Uhr. Ich sollte wirklich gehen.

Die Luft ist kühl, während ich mich nach Hause beeile. Ich möchte jetzt nur noch in mein Bett. Gähnend schloss ich die Haustür auf. Ganz leise trat ich ein. Es brannte noch Licht in der Küche. Ein kleiner Seufzer. Meine Schuhe drückten mir schon. "Wo warst du?", fragte mich jemand leise. Ich wusste nur zu gut wer. "Was willst du von mir, Changkyun?", zischte ich und streifte mir die Schuhe endgültig von den Füßen. Seine Augen waren rot. Vielleicht hatte er wieder geweint. "Wo warst du?", wiederholte er genauso trocken. Ich zuckte mit den Schultern. "Weg. Lass mich in Ruhe." Er lehnte an die Wand und ich versuchte wirklich einfach normal an ihm vorbei zu gehen. "Hast du getrunken?", fragte er fassungslos. Ich verdrehte die Augen. "Und wenn schon. Ich bin ein erwachsender Mann. Ich kann machen, was ich will." Er senkte seinen Blick. "Aber doch nicht jetzt."

Ich nehme dankend das Glas Wasser an, was Changkyun mir reicht. "Du solltest schlafen gehen, Changkyun.", nuschelte ich. Er schüttelte den Kopf. "Erst will ich wissen, wann wir morgen trainieren gehen." Ich blickte schielend auf die Uhr. "Ehm? Wie immer um 10?" Er stand auf. "Gut, dann hoffen wir mal, dass du nicht verschläfst." Mit einem Schnauben verlässt er einfach die Küche und lässt mich hier alleine sitzen. Ich wünschte, die Flüssigkeit in meinem Glas wäre Whiskey. 

Müde rieb ich mir über die Augen. Ich weiß nicht mehr, wann ich schlafen gegangen bin. Meine Hose drückt mir unangenehm. Habe ich mich überhaupt umgezogen? Anscheinend nicht. Ich schlage die Decke weg. 8:54 Uhr. Natürlich verschlafe ich nicht einfach. Mir ist mein Training wichtig. Ich will schließlich nur das beste geben. Schwach erinnerte ich mich an Changkyun. Was hatte er noch einmal gesagt? Hatte er ernsthaft an mir gezweifelt? Seufzend stand ich auf und verließ mein Zimmer. Ich muss unbedingt einen Kaffee trinken. "Wie meinst du das, Chan?", fragte Shownu nach. Ich bleibe vor der Tür stehen. "Wie ich es gesagt habe." Was hat er denn gesagt? "Er wird nicht mit mir tanzen wollen. Er mag mich nicht." Also, das ist wirklich freundlich formuliert. Ich hasse ihn. Mit einem Gähnen trete ich in die Küche. Changkyun rutschte unruhig von seinem Stuhl. Er starrte mich erschrocken an. Was hat er erwartet? 

"Guten Morgen, Hyung.", lächelte Wonho. Ich drehte mich zu ihm um. "Morgen. Haben wir noch Kaffee?" Er nickte und zeigte auf eine Kanne. "Hat Changkyun gemacht.", lässt er mich wissen. Eigentlich wollte ich das nicht erfahren. "Schön.", antwortete ich knapp, nehme mir eine Tasse aus dem Schrank und fülle sie mit der heißen, braunen Flüssigkeit. "Also, wann wolltest du mit Chan gehen?" Ich setze mich an den Tisch. "Wenn wir fertig sind. Aber eigentlich haben wir gestern noch 10 Uhr ausgemacht." Er weitete die Augen. "Du erinnerst dich noch dran?" Ich verdrehte genervt die Augen. Was für Fragen er immer stellt. "Natürlich. Ich vergesse das doch nicht so schnell über Nacht." Er senkte den Blick und verschränkt seine Finger im Schoß. 

"Ich frage nur, weil du gestern betrunken nach Hause gekommen bist." Ich muss gar nicht aufschauen, um zu wissen, dass er lächelt. Er will mir sicher eins auswischen. Die anderen sind vollkommen verstummt. "Du hast gestern getrunken, Hyungwon?", fragte Minhyuk vorsichtig nach. Ich schüttelte den Kopf. "Ja, aber nur ein bisschen. Ich war nicht einmal ansatzweise betrunken." Changkyun steht schnell auf. "Ich gehe mich dann mal fertig machen." Seine Wangen waren etwas zu rot. "Mach das.", lächelte Jooheon und reichte mir eine Packung Kekse. "Willst du?" Ich wollte. "Nein. Ich gehe gleich trainieren." Er verzog seine Lippen zu einem Schmollen. "Wie du immer mit leerem Magen trainierst, ist mir ein Rätsel." Ich zuckte nur mit den Schultern, leerte die Tasse und stellte sie in die Spüle. "Anders kann ich eben nicht."

Oder vielleicht muss ich als Idol eben auf meine Figur achten. Außerdem muss ich mal wieder mehr joggen gehen. Ich habe noch so viel vor und ich bringe Changkyun eigenhändig um, wenn er mir dabei im Weg steht. Er wird schon sehen, was ich alles mit ihm machen kann. Ich will einfach nur gewinnen. Und wenn es sein muss, dann eben auch alleine. Ich werde mich bestimmt nicht mit diesem Idioten rumschlagen. 

"Changkyun! Beeile dich gefälligst.", klopfe ich an die Tür zum Bad. Wir hatten es mittlerweile schon nach 10 Uhr.   

No Mercy || HyungkyunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt