Amen

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Ich konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen, denn jetzt wusste ich alles, wenn ich ihn lächeln sah. Wenn er mich wie jetzt beim Frühstück anlächelte und den Blick senkte, wusste ich ganz genau, wieso. Er ist in mich verliebt. "Hyung? Gehen wir dann gleich ins Studio?" Und wenn ich daran dachte, wie wir so eng beieinander tanzen werden, dann wurde mir übel. Ich wollte nicht, dass er solche Gefühle für mich hatte. "Ja, müssen wir wohl." Er nahm meine Tasse gleich mit. Jetzt wusste ich ganz genau, wieso er so freundlich zu mir war. Ich rieb mir über mein Gesicht. Verdammt. Damit konnte ich nicht umgehen. Ich wusste nicht mehr, was ich machen sollte, so sehr verwirrte er mich.

Wie kann man sich in mich verlieben? Wie hat er das bitte geschafft?

"Hyung?" Seine Stimme klang sanft. "Hast du dir mittlerweile einen Text geschrieben?" Ich wusste nicht, wie ich mit ihm reden kann. Ich seufzte auf und schüttelte den Kopf. "Wir haben nur noch eine Woche, Hyungwon." Ich werde mich hassen. So sehr. "Wir nehmen deinen Text." Er lächelte leicht. "Was?" Ich werde ihn so sehr hassen. "Wir nehmen deinen Text.", wiederhole ich lauter. Ich konnte das nicht. Wieso war er auch in mich verliebt? Jetzt machte alles Sinn. Wieso er immer bei mir war und wieso er... "Hyung? Meinst du das ernst?" Ich stellte mich auf meine Position. "Nein, natürlich nicht." Er ließ kurz die Schultern hängen. Was ein Vollidiot. "Natürlich meine ich das ernst!" Er lachte auf und ehe ich es mich versah, da lagen seine Arme um mir. "Danke, Hyung! Danke, danke!" Ich hasste es. "Ja, und jetzt los uns einfach proben. "Hyung?" Ich drehte ihn um. Seine Augen waren irgendwie viel zu sehr in meine vertieft. Ich wollte das nicht. "Ich wollte dir noch sagen, dass ich..."
Dass du mich liebst?
Nein. "Das kannst du doch auch noch nach dem Training machen. Ich will endlich anfangen." Er schluckte schwer und biss sich auf die Lippen. "Nein. Ich glaube, dass muss ich dir jetzt sagen." Ich wollte das aber nicht hören! "Hyungwon. Ich li-" Nein. "Und 1, 2, 3." Und vielleicht war die Musik, die ich angemacht hatte viel zu laut. Es war mir egal. Es war schon schlimm genug, dass er es mir beichten wollte. Ich wollte aber nicht mit ihm zusammen kommen. Da zog mich mein Magen unangenehm zusammen. Ich und Changkyun. Nie im Leben. Es reichte mir schon, mit ihm zu tanzen.

Ich las mir seinen Text für mich durch. Immer wieder, damit ich ihn auswendig konnte. Ich hatte Lust auf einen Drink. Auf ein kaltes Glas Whiskey. "Hyung? Darf ich reinkommen?" Ich seufzte. Nicht Chan. Es war schon schwer genug, ihm den ganzen Tag aus dem Weg zu gehen. Dabei wollte ich doch einfach, dass er damit aufhörte. "Ja." Er lächelte mich sanft an. "H-hey."
Bist du nervös, Chan?
"Was willst du?" Er schloss die Tür wieder und lehnte sich an sie. "Ich... wollte dich etwas fragen." Ich zuckte mit den Schultern und er nickte einfach. "Möchtest du..."
Mit dir ausgehen, Chan?
Nein. "Mit uns zu Abend essen?" Ich atmete auf. "Nein. Keinen Hunger." Er sah mich zu lange an.
Was denkst du dir, Chan?
"Achso. Wir... waren aber lange nicht mehr mit dir essen. Also zusammen." Ich zuckte wieder nur mit den Schultern. "Wir vermissen dich beim Essen." Sicherlich nicht.
Oder vermisst du mich, Chan?

"Ist mir egal. Ich habe etwas zu tun." Er stieß sich von der Tür und ging auf mich zu. "Was machst du denn?"
Willst du in meiner Nähe sein, Chan?
Ich roch sein Deo bis hier hin und er beugte sich einfach über meine Schulter. "Das ist mein Text." Ich schubste ihn zurück. "Rücke mir nicht auf die Pelle." 
Möchtest du mich anfassen, Chan?
"Sorry." Ich seufzte. "Ich muss den Text auswendig lernen, dann esse ich." Ich spürte seine Augen auf mir, jetzt weiß ich ganz genau warum.
Gefällt dir das, was du siehst, Chan?
"Dann können wir auf die warten. Wie lange brauchst du noch? Zehn Minuten, vielleicht zwanzig?" Ich wollte ihn nicht bei mir haben. "Weiß nicht. Lass mich in Ruhe." Er lächelte. "Ich kann auch auf dich warten, dass essen wir zusammen." Ich zischte auf. "Man, schon gut. Ich komme ja." Er ging einen Schritt zurück, als ich aus meinem Zimmer stürmte.
Oder wolltest du mit mir alleine sein, Chan?

Changkyun wusste doch ganz genau, dass ich hasste. Wieso machte er sich dann selbst so verrückt? "Hyungwon. Also hat dich Changkyun erfolgreich holen können." Ich setzte mich an den Tisch, Changkyun neben mich. "Ihr habt mich doch alle zum Essen holen wollen." Sie lachten. Was gab es denn hier zu lachen? Ich hasste dieses Essen, denn Changkyun saß neben mir. 

"Hyung? Hyung!" Ich riss mich von seinem Griff weg. "Was?" Er wirkte enttäuscht. "Ich wollte mit dir meine Serie anschauen." Wieso hatte ich das nie bemerkt? "Keine Ahnung, was du da faselst. Ich habe noch nie deine Serie gesehen." Er hielt sich sein Lächeln tapfer auf den Lippen. "Deswegen musst du sie mindestens einmal gesehen haben."
Willst du das, Chan?
"Nein, danke. Ich gehe gleich noch eine Runde laufen." Er sah auf den Boden. "Achso." Er sollte nicht bestürzt sein. Das war er doch alles gewohnt. "Ich dachte nur... weil ich-" 
Weil du mich liebst, Chan?
"Nimm dir doch jemand anderen. Ich muss los." Ich drehte ihm den Rücken zu. Verdammt. Vielleicht wird er wieder weinen und diesmal weiß ich auch wieso. 

Willst du, dass ich dich auch liebe, Changkyun? Sorry, das wird nie passieren. Ich bin nur hier um zu gewinnen. Da musst du wohl zu viel beten, damit sich das ändert. Bete dafür, dass ich dich weniger hasse, als ich es jetzt tue. 
Wirst du zu Gott beten, Chan? Für meine Liebe, Amen.

No Mercy || HyungkyunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt