Honestly

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"Gott, nein! Nicht so!", fuhr ich ihn wieder an. Er stoppte sofort. Dieser Junge war doch einfach nur dumm. Strohdumm. "Was?", fragte er leise und drehte sich um. Seine Haut glänzte leicht im Licht des Studios. "Du machst schon wieder alles falsch!" Kann er sich nicht einmal konzentrieren? Ich ging wieder zu ihm. Mit ihm zu trainieren brachte mir Aggressionen und ich wollte ihm am liebsten ins Gesicht spucken. "Zum tausendsten Mal: Bewege deine Hüften mit!"

Changkyun verdrehte die Augen. "Wirklich? Das mache ich doch..." Er sah seinen Fehler ja nicht einmal ein! "Es sieht nicht gut aus, wenn du da stehst wie ein Stock und nur deine Beine zu deinen krümmen Armen bewegst!" Ich war sauer. Er wurde rot. "Ich kann das aber nicht." Er kann gar nichts. 

"Das liegt aber nur an dir!", schreie ich ihn wütend an. Wir sind hier schon 3 Stunden und haben weder Lied, noch Choreographie. Alles was wir machen, sind einfach alte Tänze noch einmal zu tanzen und selbst das schafft er nicht!

"Immer bist du so! Nie willst du dich anstrengen. Du bist so egoistisch und denkst aber nur an dich. Du hättest es wieder einmal vermasselt! Du hast dich zu früh umgedreht. Weißt du, wie das für mich war?" Natürlich redete ich über den letzten Auftritt. Er hatte sich klein gemacht und starrte mich an. "Du hättest mich fast blamiert! Du hättest uns fast blamiert!" Er schluckte schwer und vielleicht war ich ja mit meinen Worten zu harsch, aber es muss ihm mal endlich jemand ins Gesicht sagen.

"Streng dich doch mehr an. Übe mehr, wenn dir die Schritte schwer fallen. Sag mal, du bist doch kein vollkommener Dummkopf!" Da war er wieder. Dieser unfassbar traurige Glanz in seinen Augen, als wenn er gleich los weinen würde. Immer wider musste er so viel weinen und weinen. Wie ein kleines Kind. "Stelle dich bitte nicht so an." Meine Stimme klang kälter als ich eigentlich wollte. 

Und er ballte seine Hände zu Fäusten. Was tat er da? Er sah wütend aus und trotzdem glitzerten seine Augen so traurig. Versuchte er da, sich stark zu geben?

"Wieso bist du immer so zu mir, Hyungwon?" Diese Frage war doch offensichtlich überflüssig. Ich verdrehte die Augen, kam einen Schritt näher auf ihn zu. Er roch leicht nach Schweiß. Dabei strengte er sich nicht wirklich an. Er hatte doch keinen einzigen Grund wütend zu sein! 

"Weil du scheiße bist und alles kaputt machst! Aber keine Sorge-" Ich lächelte leicht. So schnell gebe ich nicht auf. " -Ich bin jetzt hier und wir bekommen das wieder hin." Er zischte nur auf. Mir war das egal. Mir tat mein Bauch weh. Ich hatte heute noch gar nichts gegessen und es war schon 14 Uhr. Und wessen Schuld war das jetzt?
"Jetzt stelle dich gefälligst hin und bewege deine verdammten Hüften im Takt der Musik!" Ich schaltete mit meinem Handy das Lied neu und stellte mich hinter ihn. Er presste seine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. "Und 1, 2, 3, 4!" Wie immer bewegte er sich scheiße. Ich seufzte tief, legte meine Hände an seine Hüften und zwang ihn, sie zu kreisen. Er wurde unfassbar rot, schlug meine Hände weg. Was hatte der denn jetzt für ein Problem?

"Das tut vielleicht weh?", schrie er mich an. Ich zuckte mit den Schultern. "Dein Pech! Dann mach es doch endlich alleine!" Unsere Augen trafen sich. Ich hatte das Gefühl, wir sahen uns etwas zu lange an und doch wich ich nicht aus. Er provozierte mich doch immer! "Dann mach es doch besser!", fauchte er. Bitte?

Schön. Ich starte das Lied neu, positionierte mich und tanzte. Ich machte es perfekt. Kein einziger Fehler war drin. Alles sah so aus, wie es sollte und ich sah gut aus. Chankyun starrte mich an. Seine Lippen waren vor Überraschung ein Stück weit geöffnet. Natürlich konnte ich das doch besser als er!

Schwer atmend stemmte ich die Hände in die Hüften. "So macht man das, du Vollidiot!" Seine Wangen wurden wieder so rot. Was war nur los mit ihm? Ich verstand ihn nicht. "Und ich werde jetzt gehen." Er sah mich verwirrt an. "Du kannst nicht gehen. Wir trainieren." Ich legte meinen Kopf schief. "Nein. Du trainierst. Ich kann es schon perfekt und deshalb gehe ich jetzt etwas essen, solange du weiter machst." Er schüttelte entgeistert den Kopf. "Das kannst du nicht machen, Hyungwon. Wir arbeiten zusammen." Ich lachte auf. "Du hängst aber hinterher." Ich wollte an ihm vorbei laufen, doch er hielt mich am Arm zurück. 

"Ich habe vielleicht auch Hunger?", zischte er. Das war jetzt sicher nicht mein Problem. "Dann lern es doch endlich." Er schluckte leer. Ich vergaß: Er kann nichts. "Keine Sorge. In einer halben Stunde bin ich wieder da. Vielleicht bringe ich dir sogar etwas mit."

Wieso brannte meine Haut dort, wo er mich berührt hatte? Wie unangenehm... 



No Mercy || HyungkyunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt