ein unerwartetes weihnachtsgeschenk - teil 3

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Harry

Die Tage vergingen und auf einer Seite zogen sie sich wie Binn's langweiliger Geschichtsunterricht, doch auf der anderen könnten sie nicht schneller vergehen. Mein Alltag verlief seit der Nacht im Grunde normal. Hausaufgaben, Quidditch und viele idiotische Aktionen mit meinen Freunden, bei denen es viel zu Lachen gab. Nur eine Sache trübt diese Normalität. Draco. Und wie er mich täglich versucht abzupassen, um mit mir im Privaten zu reden. Doch ich habe mir ja selbst geschworen, ihn zu vergessen. Ein solches Risiko, ihn irgendwie näher an mich ranzulassen, sollte ich nicht eingehen. Deswegen finde ich immer Gründe oder Wege, nicht mit ihm alleine sein zu müssen beziehungsweise zu können. Sein Blick stört mich jedesmal. Wie kann er sich erlauben, mich so enttäuscht und verwirrt anzusehen? Er macht es mir nicht leicht, nicht in seine Falle zu tappen. Und es versetzt mir jedes Mal einen Stich, ihn so abweisend zu behandeln. Vor allem, da ich dabei immer sein wundervolles Lachen im Ohr habe, das ich nur einen Morgen lang hören durfte. Mit einem Schlag auf meine Wangen, hole ich mich in die Realität zurück. Ich muss echt stärker werden.

Schnell mache ich mich auf den Weg zu Geschichte der Zauberei und versichere mich, dass er nicht irgendwo in meiner Nähe ist. Die Gänge sind gerade wie leergefegt, so dass es keinen Grund gibt nicht mit ihm zu reden. Plötzlich scheppert es und ich zucke erschrocken zusammen. Doch es ist nur Peeves, der wieder gackernd sein Unwesen treibt. Schnell husche ich um die nächste Ecke, damit er mich nicht bemerkt. Für seine Art von Schabernack habe ich keine Energie übrig. Harry Potter versteckt sich vor einem Mitschüler und einem blöden Geist, aber will unbedingt Voldemort entgegen treten. Das meine Logik keinen Sinn ergibt, muss ich mir selbst eingestehen. Sobald sich das Lachen von Peeves entfernt hat, laufe ich schnell weiter, auch um nicht zu spät zum Unterricht zu erscheinen. Obwohl der alte Binns das sowieso nicht bemerken würde. Im Raum angekommen, suche ich mir meinen Platz und stelle mein Buch so auf, dass ich in Ruhe ein Nickerchen halten kann. Die meisten machen es mir gleich und so vergeht eine weitere Stunde des Tages.

Als Binns uns endlich entlässt, geht es zum Mittag in die Große Halle und ich setze mich mit Ron und Hermine zu Neville, Seamus und Fred und George. Da herrscht schon eine Diskussion über die beginnende Quidditch-Saison und das unser Team dieses Jahr unbedingt den Pokal holen muss. Normalerweise wäre ich sofort mit eingestiegen, um über das Slytherinteam herzuziehen, doch ein Blondschopf am Slytherintisch zieht meine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Er hat sich so hingesetzt, dass er mir im Grunde gegenübersitzt. Und er sieht mich ununterbrochen an. Seine grauen Augen sind so verdammt fesselnd, dass ich auf dem Tisch herumstochere, statt in meinem Essen. Daraufhin spüre ich einen Ellenbogen in der Seite und Ron sieht mich scharf an. Das Blut schießt mir in die Wangen und ich starre schnell interessiert nach unten und kümmere mich darum, nicht mehr meinen Teller zu verfehlen. Dracos Blick spüre ich noch immer auf mir. Hoffentlich bemerken die anderen nichts. Und wenn doch, hoffe ich, dass sie sich nichts dabei denken, sondern es als normale Malfoy-Potter-Rivalität abstempeln. Schnell schlinge ich mein Essen herunter und springe dann auf, um den Saal zu verlassen. Ich halte seinen Blick einfach nicht mehr aus. Oder besser gesagt, halte ich meinen eigenen Konflikt nicht mehr aus und er lässt ihn mich nicht verdrängen. Aber ich kann einfach nicht glauben, dass Draco sich wirklich geändert hat. Dass er nicht Vaters Sohn ist. Ohne auf die verwunderten Reaktionen der anderen zu achten, laufe ich weiter und den Gang entlang. Nur um an der nächsten Ecke herumgerissen zu werden.

"Was bei Merlins Bart ist los mit dir??", ich blicke wieder in diese grauen Augen, nur jetzt wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Und da trifft es mich wie ein Schlag. Ich verdammter Idiot! Ich habe mich von meiner Panik einnehmen lassen und ihm die Chance gegeben, mich abzupassen. "...jeder hat jetzt gesehen...wie du mir gefolgt bist...oder nicht?", murmele ich, um abzulenken und blicke sofort zu Boden. Obwohl ich eigentlich nicht mit ihm reden und mich ihm gegenüber nicht schuldig fühlen sollte, tue ich genau das. "Das ist doch jetzt nicht ernsthaft dein größtes Problem, oder? Du ignorierst mich seit über einer Woche und rennst andauernd vor mir weg. Wie soll ich mich entschuldigen, wenn du mir nicht die Möglichkeit dazu lässt?", fährt Draco mich erregt an. Mit aufgerissenen Augen starre ich ihn an. Ich hatte mich so auf seine mögliche Falle konzentriert, dass ich völlig vergessen habe, was der Auslöser für mein Misstrauen war. Dass er mich draußen in der Kälte versetzt hat. "Wieso?", gebe ich erschöpft von mir und merke, wie ich meine ganzen Schutzschilder fallen lasse. Warum bin ich so verdammt schwach? Ich hätte Hermine und Ron einweihen sollen, die würden es gar nicht erst zu diesem Gespräch kommen lassen. "Mein Vater war 'ganz' zufällig in der Schule und hat es sich nicht nehmen lassen, seinen Sohn kurz zu besuchen. Wäre ich zu dir gegangen, ohne ihm eine wirklich gute Entschuldigung zu liefern, hätte er uns auf die Schliche kommen können. Und du kannst dir denken, was dann passieren würde. Ich bin auch sofort zu dir gelaufen, als mein Vater sich verabschiedet hatte. Doch du warst leider schon gegangen. Ich kann das auch verstehen, so unglaublich kalt wie es draußen war."

Perplex starre ich ihn an. Es klingt wirklich plausibel und ich möchte ihm unbedingt glauben. Aber irgendwas in mir kann es einfach nicht zulassen. "Du bist wirklich gut.", nun ist er es, der mich verwirrt anguckt. "Was meinst du?"
"Ich hätte dir fast geglaubt.", damit reiße ich meinen Arm aus seinem Griff und wende mich zum gehen. Doch ich habe die Rechnung wieder ohne Draco gemacht. Wieder greift er nach meinem Arm und pinnt mich diesmal zwischen sich und der Wand fest. Ist ihm eigentlich klar wie gemein das ist? Die ganze Zeit so nah an ihm und seinem Gesicht sein zu müssen, macht mich verrückt. Er sieht von nahen noch besser aus und am liebsten würde ich ihm sein Hemd klauen, damit ich seinen Geruch immer mit mir herumtragen kann. Bei Merlins Bart, reiß dich zusammen, diese Gedanken sind gerade alles andere als angebracht oder hilfreich. Hier geht es um viel mehr, als dich und deine Gefühle für Draco. "Glaub ja nicht, dass ich dich gehen lasse, damit du mir wieder ausweichen kannst und wir das nie klären. Ich habe mich endlich getraut, diese Rivalität zu beenden, da lasse ich mir das nicht gleich wieder nehmen.", ich habe Draco noch nie so erlebt. Selbst bei unseren Streitereien hat er nie so eine Hartnäckigkeit an den Tag gelegt. Bin ich vielleicht doch zu paranoid? Und deswegen wirklich zu hart zu ihm?

"Warum müsst ihr Gryffindors immer solche Idioten sein?", schreit er schon fast und ich zucke zusammen, "Wann verstehst du endlich, dass ich nicht wirklich von Freundschaft rede?!" Bevor ich richtig realisiere, was er da gesagt hat, spüre ich seine Lippen auf meinen. Und etwas anderes. Etwas Nasses auf meinen Wangen. Sind das etwa Tränen? Meine Gedanken überschlagen sich. Das passiert doch gerade nicht wirklich, oder? Wie ist das möglich? Als ich endlich aus meiner Erstarrung erwache, finden meine Hände automatisch ihren Weg in seine Haare und ich ziehe ihn noch näher an mich ran. Wenn das überhaupt noch möglich ist. Ich traue mich gar nicht, diesen Moment als real anzusehen und möchte ihn dennoch völlig auskosten. Wer weiß, ob das jemals wieder so passieren wird.
Ich spüre wie Draco auf meine Aktion reagiert und seine Lippen gegen meine bewegt. Warum fühlt sich das so richtig an? Und seine Lippen sind so unglaublich weich, dass ich es nicht fassen kann. "Du weißt nicht was für eine Angst ich hatte.", flüstert er kurz darauf gegen meine Lippen. "Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn du mich zurückgestoßen hättest und weggerannt wärst.", sagt Draco, während er seine Tränen nun wirklich nicht mehr zurück halten kann. Völlig überfordert halte ich sein Gesicht in meinen Händen und blicke in sein gequältes Gesicht. Und küsse ihn daraufhin nochmal leicht. Und dann über seine Wange, seine Tränen. "Du Idiot, mir erging es doch die ganze Zeit genauso.", versuche ich ihn zu beruhigen. "Nur bin am Ende wohl doch ich der größere Feigling.", lache ich leise und sehe wie sich ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht bildet. "Blöder Auserwählter."

-merle

Drarry Short StoriesWhere stories live. Discover now