Harry
Dracos und mein erster Kuss im Gang hatte alles verändert. Bis der Krieg ausgebrochen war, hielten wir uns bedeckt und trafen uns weiterhin heimlich. Niemand hatte von uns gewusst, außer natürlich Professor Dumbledore, der alte Mann hatte seine Augen wirklich überall gehabt, der uns aber nicht in die Quere kam oder groß etwas dazu äußerte. Er wusste, genauso wie wir, was damals auf dem Spiel stand. Deshalb wollte ich mich öfters nicht mehr nachts mit Draco im Raum der Wünsche treffen, da ich immer wieder damit gerechnet hatte erwischt zu werden. Voldemort oder sogar eher noch Lucius Malfoy, hätten Draco sicher für sein schwerwiegendes Vergehen büßen lassen, das wussten wir beide. Sie hätten ihn sicherlich gefoltert, ihn benutzt um an mich zu gelangen oder am schlimmsten, ihn umgebracht. Doch Draco hatte einen Wandel durchgemacht, nachdem wir uns endlich zu unseren Gefühlen bekannt hatten und es nicht zugelassen, dass wir uns nicht mehr sehen. Seine Angst der Auserwählte seitens der Todesser sein zu müssen, war von etwas anderem überschattet worden. Seine Augen hatten sich verändert. Er hatte an Kraft gewonnen. Und er wirkte selbstsicherer. Doch ich spürte unterschwellig, dass er trotzallem von Albträumen heimgesucht wurde und sich einsam fühlte. Dass er dennoch Angst hatte. Aber wie konnte man auch nicht, wenn man wusste was uns bevorstand. Damals wünschte ich mir, er hätte mir von seinen Ängsten erzählt, so dass ich es ihm etwas leichter machen könnte. Doch ich sprach Draco nicht darauf an.
Es hatte weh getan, aber um nicht auffällig zu werden, blieb Draco zu der Zeit in Hogwarts noch eine ganze Weile an seines Vaters Seite und stellte sich mir und Dumbledores Armee immer wieder in den Weg. Gezwungenermaßen erhielt er das Dunkle Mal und wohnte Treffen der Todesser bei. Jedesmal war meine Angst gestiegen, dass ihm dort etwas zustößen könnte. Dass Voldemort ihm eröffnen würde, dass er alles über uns herausgefunden hatte. Mein Herz war mit jedem Tag schwerer geworden, weil unsere Liebe so im Keim erstickt wurde und es brach, als ich ihm Lebewohl sagen musste, um mich auf die Suche nach den Horkruxen zu machen. Es wirkte so, als wären unsere Tage entgültig gezählt gewesen. In der Nacht des Abschieds fühlten sich unsere Küsse anders an, sie waren intensiver und sehnsüchtiger als sonst. Und wir hörten da nicht auf. Zum ersten Mal gab ich meinem Bedürfnis, sein Hemd zu öffnen, nach und zog es ihm aus. Seine helle Haut, die darunter zum Vorschein kam, fühlte sich so weich an und ich wusste, ich würde nie aufhören wollen sie zu berühren. Meine Lippen fanden ihren Weg auf seine Haut und ich spürte wie er erschauerte. Ich hatte gewusst, dass seine Gänsehaut ein Resultat aus der plötzlichen Kälte und seiner Erregung war. Mein Hemd folgte bald darauf Dracos und wir machten immer weiter, bis wir uns gänzlich betrachten konnten. Die ganze Nacht waren wir im Raum der Wünsche geblieben und gingen nicht zurück in unsere Schlafsäle wie normalerweise. Wissend, dass wir danach keine Nacht mehr zusammen haben würden. Es war eine Art Mischung von Verzweiflung, purem Verlangen und Trauer, die uns vereinte. Und es war unglaublich ehrlich, real und wunderschön gewesen. Bis heute muss ich lächeln, wenn ich daran denke wie jung und dumm verliebt wir früher waren.
Auf der Suche hatte ich Hermine und Ron endlich von Draco und mir erzählt. Anders als gedacht, reagierten sie darauf nicht überrascht. "Glaubst du wirklich, du kannst dich mit deinem Tarnumhang an mir vorbeischleichen? Nach all den Jahren, in denen ich ihn mitbenutzt habe?", lachte Ron damals. "Keine Sorge, wir haben sonst aber nichts mitbekommen.", fügte er noch Augenbrauen wackelnd hinzu und grinste dann anzüglich. Was mich in all der Trauer zum Lachen brachte und dankbar stimmte, ihn meinen besten Freund nennen zu können. "Weißt du denn wie es ihm geht? Hat er sich mal gemeldet?", hatte Hermine daraufhin vorsichtig gefragt und ich musste schlucken. "Leider nein, aber ich habe es auch nicht erwartet. Er ist sicherlich in andauernder Anwesenheit von Todessern und seinem Vater. Er wäre Lebensmüde, würde er ein Lebenszeichen von sich geben. Außerdem würde er uns damit in erhebliche Gefahr bringen, was unseren Plan völlig zerstören könnte. Und dann wäre der Krieg schon jetzt entschieden. Wie ich ihn kenne, würde er sich das nie verzeihen.", beim Reden brach mehrmals meine Stimme und ich hatte mich zwingen müssen weiterzureden. Nachdem ich geendet hatte, herrschte Stille zwischen uns Dreien und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Wir waren schon lange keine Kinder mehr gewesen, was sich das erste Mal auf unseren Gesichtern zeigte. Man sah, was unser Schicksal mit uns gemacht hatte und dass wir um Kraft rangen. Doch es hatte keinen Ausweg mehr gegeben und keine andere Möglichkeit. Wir mussten immer weitermachen, trotz unserer Ängste und der Ungewissheit, was wir erreichen würden. Und ob wir überhaupt etwas erreichen würden.
Als der große Tag kam und ich mich Voldemort endlich stellte, hatte ich insgeheim alles mit meinen Augen nach Draco abgesucht. Doch ich konnte ihn weder bei den Todessern, noch irgendwo in der Schule sehen. Und plötzlich überkam mich eine riesige Angst. Was wenn er nicht so viel Glück gehabt hatte? Was wenn uns ein Wiedersehen nicht vergönnt war? Das durfte nicht sein, nicht nach allem was wir schon geschafft hatten. Und in all der Aufgebrachtheit hatte mich Voldemorts Fluch getroffen, ohne sein Ziel zu erreichen. Ich fiel, spürte den harten Boden unter mir und hörte entfernt die Jubelrufe der Todesser um Voldemort. Doch meine Welt wurde nicht schwarz, meine Gedanken erlagen nicht einer Müdigkeit des Todes. Ich war innerlich erwacht und erblickte meine Umgebung in völliges Weiß getaucht. Und dort wartete niemand anderes auf mich als Albus Dumbledore. Wir gingen ein paar Schritte und unterhielten uns. Wie immer waren seine Worte weise und doch ein pures Rätsel gewesen, dennoch hatte ich das Gefühl ihn zu verstehen. Zum ersten Mal. Und als ich dann den letzten Horkrux entdeckte, in einer verkrüppelten Form Voldemorts, fühlte ich eine gewisse Sicherheit in mich zurückkehren. Irgendetwas in mir schien gewusst zu haben, dass Voldemorts Zeit gekommen war.
Danach erlangte ich mein Bewusstsein wieder und erwartete mich auf dem Boden liegend. Doch ich spürte, wie mein Körper gegen einen anderen gepresst wurde und dass wir uns bewegten. Anscheinend wurde ich getragen und erkannte bald darauf, anhand schwerer lauter Schniefer, dass es Hagrid sein musste. Wie es aussah, dachten alle ich wäre tot. Dass die dunkle Magie endlich gewonnen hatte. Ich hatte mich entschieden dieses Bild aufrechtzuerhalten und blieb schlaff in Hagrids Armen hängen. Mich fragend, wohin ich überhaupt getragen wurde. Und dann blieb Hagrid abrupt stehen, wobei sein Schniefen in ein Wimmern überging. Ich hatte nichts weiter als sein leises Weinen gehört, bis Voldemort lachend das Wort ergriff. Auch ein paar der anderen Todesser erlaubten sich ein Glucksen und höhnisches Lachen. Doch Voldemort dultete natürlich keine Unterbrechung und somit wurden sie sofort wieder ruhig. Ehrfürchtig, ob der Dunkle Lord ihnen etwas antun würde.
"Harry Potter ist tot."
Ein lauter Schrei ließ meine Adern gefrieren, denn ich erkannte diese Stimme sofort. Nach all der Zeit. Und ich wusste, dass er sich verraten hatte. Draco brach weinend zusammen und ich konnte hören, wie es ihn zerriss. Alles in mir hatte geschrien zu ihm zu rennen und ihn aus diesem Albtraum zu holen, doch ich konnte nicht. Nicht wenn ich das alles beenden wollte. Es hatte mir das Herz gebrochen, dass er das erleben musste. Schließlich war sein Tod auch meine größte Angst gewesen. Doch ich konnte ihm nicht helfen. Ich spürte wie sich etwas an Voldemort veränderte. Und bekam es sofort mit der Angst zu tun. "Du!", fauchte er über den Platz, "Was hat dein Ausbruch zu bedeuten? Sollte dich der Tod Potters doch ergötzen. So wie mich. So wie jeden von uns." Ich konnte mir denken, wie es in Tom Riddle arbeitete und er begann alles zu verstehen. Doch ich hatte nicht warten können, bis er die endgültig richtigen Schlüsse gezogen hatte. Schnell ließ ich mich aus Hagrids Armen fallen und stürmte los.
"Potter, was träumst du denn hier vor dich hin?", reißt mich seine Stimme aus meinen Gedanken. Und ich fange an zu lächeln. "Ach, ich schwelge nur in Erinnerungen.", murmele ich und führe meine Tasse mit leicht erkalteten Kaffee zu meinem Mund. Draco hebt seine Hand und wuschelt mir durch meine, noch vom Schlaf zerzausten, Haare. Ihm entfährt ein leiser Seufzer. "Manchmal frage ich mich, ob wir jemals Ruhe finden werden. So viele Jahre sind vergangen und doch fühlt es sich nicht so an." Bei seinen Worten stelle ich meine Tasse wieder auf den Tisch und erhebe mich vom Tisch. Mit schnellen Schritten gehe ich zu ihm und nehme ihn in meine Arme. "Ich habe an uns beide gedacht und wie wir es durchgestanden haben. Du glaubst nicht wie glücklich ich bis heute bin, dass wir solch ein Glück hatten. Und ich bin so stolz." Ich spüre wie er sich gegen meine Brust lehnt und seine Miene wieder weicher wird. Nach dem Krieg haben wir unsere Schulausbildung beendet und sind sofort zusammengezogen. Ohne weiter auf andere und ihre Meinung zu achten. Die meisten unserer Freunde sind uns erhalten geblieben, ein paar haben sich von uns abgewandt. Doch damit kommen wir schon irgendwie klar, solange wir uns haben.
"Verabschiedest du dich eigentlich noch von Teddy, bevor du zur Arbeit gehst? Du weißt doch wie sehr er es hasst, wenn du das vergisst.", fragt Draco mich und grinst mir frech ins Gesicht. "Und jetzt hör auf so früh am morgen in der Vergangenheit zu leben. Was ist nur in dich gefahren?", dabei löst er sich aus der Umarmung. "Ja, du hast ja recht. Ich weiß auch nicht was heute über mich gekommen ist.", murmele ich und will meinem Freund einen guten Morgen Kuss geben, doch der haut mir nur leicht auf den Mund. "Hast du mir eigentlich gerade zugehört? Geh zu Teddy. Los!" Mit einem Lächeln auf den Lippen verdrehe ich die Augen und verlasse die Küche. Ich hätte mir früher nie träumen lassen, dass ich mal so ein Glück haben könnte. Und eine so bunt zusammengewürfelte Familie haben würde, die mich zum glücklichsten Mann der Welt macht.
-merle
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Drarry Short Stories
FanficFluffy and smutty Drarry Short Stories, die primär in Chatverläufen entstanden sind.