𝟏𝟗.

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„Nun beeil dich mal. Es ist schweinekalt", jammert Jungkook, der hinter dir auf der Haustreppe steht, wie ein Kobold auf der Stelle herum hüpft und darauf wartet, dass du mit deinen eingefroren zitternden Händen die Haustüre aufsperrst.

„Stress mich nicht. Ich such den Schlüssel ja", sagst du genervt und atmest ungeduldig aus. Kleine Atemwolken entstehen in der eiskalten dünnen Luft, kaum sichtbar in der Abenddämmerung.

Hinter euch schimmert schwach die untergehende Sonne zwischen den grauen Wolken durch, die sich über die Himmelskuppel ziehen und schwer über der Stadt hängen. Als würde man durch ein Milchglas sehen.
Für die kommenden Tage ist der erste Schneefall angekündigt worden und vielleicht gibt es dieses Jahr sogar weiße Weihnachten.

„Ich erfriere."
Genervt wendest du dich um und ziehst deine Augenbrauen nach oben, was beinahe schon schmerzt, da dein Gesicht starr vor Kälte ist.
„Dann such doch in deinem Rucksack nach deinem Schlüssel anstatt zu jammern und darauf zu warten, dass ich meinen finde."

„Mach jetzt." Jungkook ignoriert deine Aussage und reibt sich weiter über seine Arme, die in einer dicken Winterjacke eingepackt sind.
Sauer knirscht du mit den Zähnen, während du dich wieder der Suche nachdem Schlüssel widmest, der irgendwo bei deinen Schlittschuhen liegen muss.

Ihr seid ziemlich lange im Eisstadion geblieben und zu Elodies und deinem Leiden hat Brenda auch die restliche Zeit bei euch abgehangen. Besser gesagt, hat sie an Jungkooks Arsch geklebt, als hätte man sie mit Kleister dort fest mutiert.

„Ich kann nicht glauben, dass du mit ihr befreundet bist", hat Taehyung zu dir gesagt, als ihr endlich mal wieder zu zweit gelaufen seid und diesmal kein nerviger Jimin dir deine Mütze geklaut hat, du keinem Eislauf unfähigem Stiefbruder hast assistieren müssen und ihr auch sonst nicht von irgendwem gestört worden seid.

„Ich bin nicht mit ihr befreundet. Im Gegenteil, Elodie und ich empfinden sie auch als äußert nervig. Wenigstens muss ich mich aber nicht mehr um Jungkook kümmern und konnte ihn getrost an sie abschieben", erklärst du ihm die ganze Sache und er nickt verstehend.

„Magst du Jungkook denn gar nicht?", wechselt Taehyung aus dem nichts das Thema.
„Großer Gott nein. Ich kann ihn nicht leiden. Der Kerl ist unausstehlich."
Taehyung beginnt widerwillig zu lachen, während Verlegenheitsröte deine Wangen schmückt. „Ihr saht ganz vertraut aus, als ihr zusammen Eisgelaufen seid."

Verständnislos wirfst du die Arme in die Luft und verdrehst die Augen. „Meine Güte wieso denkt das jeder. Der Kerl und ich können uns nicht riechen, haben wir noch nie."
Wenn heute noch irgendwer sagt, dass du und Jungkook ‚vertraut' ausgesehen habt, schickst du sie alle samt zum Augenarzt.

Plötzlich fährt Taehyung vor dich und dreht sich dann zu dir um, sodass er rückwärts läuft und dich ansehen kann.
Ein nicht deutbares Lächeln umspielt seine Mundwinkel, während er dich anschaut und dir seine Hände hinstreckt.

„Ich fahre noch gegen jemanden, also musst du mich führen", sagt er und du bist dir ganz sicher, dass in diesem Moment dein Gesicht wieder die Farbe deines Anoraks annimmt. Dein Herz macht einen Satz in deiner Brust, wird zum sprichwörtlichen Kasper.

Zögerlich ergreifst du seine in Handschuhe gepackten Hände, was dir einen kleinen Stromstoß durch die Glieder schickt.
„Wieso fährst du nicht einfach neben mir, dann besteht auch keine Gefahr, dass du über jemanden stolperst", schwafelst du nervös.
Wow, du besitzt wirklich Feingefühl wie Schleifpapier. Kein Wunder, dass Jungkook sich dich nicht mit einem Jungen vorstellen kann.

Hated Stepbrother | jjkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt