Ihr esst gerade zu Abend, doch du starrst nur auf deinen Teller, schiebst das Steak hin und her und pikst die Erbsen mit deiner Gabel auf, nur um sie wieder am Teller abzustreifen. Mit Essen spielt man nicht, das hat dir deine Mutter schon frühstens eingetrichtert und innerlich wartest du nur darauf, dass sie es in ihrem gewohnt strengen Ton gleich wieder zu dir sagt.
Deine Gedankengänge sind ein Wirr, eine Konstellation aus Bildern und Sätzen, die sich vor deinem inneren Auge manifestiert haben. Am prägnantesten ist dabei wohl die Erinnerung, als du gestern in Jungkooks Armen die letzten paar Tränen vergossen hast, die dein Herz noch loswerden wollte. Und Jungkook hat dich weinen lassen, ohne dich zu verurteilen, dich aus zu lachen oder sonstiges dergleichen. Er ist einfach da gewesen und hat dir eine Schulter geboten, an der du mal Schwach sein konntest.
Und es hat gut getan. Einmal nicht immer alles zu verdrängen, sondern es raus zulassen. Mag sich das Schicksal darüber streiten, ob Jungkook nun die richtige Person gewesen ist, bei der du dich hast aus kotzen können, denn in jenem Moment ist er es gewesen.
Dein Blick huscht von deinem Teller zu deinem Stiefbruder, der dir gegenüber sitzt und sich gerade leise mit Finn über irgendwelche Superhelden unterhält. Du glaubst Namen wie Thor und Gamora raus zu hören. Marvel also, ein sanftes Lächeln schleicht sich auf deine Lippen. Finn liebt Marvel und du zählst dich mit Stolz auch zu ihren Fans. Als du Finn damals die Marvelbettdecke geschenkt hast, wolltest du ihm versichern, dass egal was passieren mag, es immer Helden gibt, die ihn beschützen werden. Und dass du ihn immer beschützen wirst.
Aber trotzdem fühlst du dich zurzeit mehr als hilflos, weil du das beständige Gefühl verspürst, diesem Versprechen nicht gerecht zu werden, es nicht zu halten. Du willst für deinen kleinen Bruder da sein, doch scheinst dich widerwillig immer weiter von ihm zu entfernen. Ein Seufzer verlässt deinen Mund und du wendest den Blick wieder dem Gericht zu, wofür Mrs. Harper lange in der Küche gestanden hat.
Vielleicht solltest du sie einmal um Rat fragen. Mit eurer Haushälterin unterhältst du dich ungemein gerne, es ist befreiend und erfrischend, außerdem erlaubt sie dir vom Plätzchenteig zu naschen. Ein erheblicher Sympathiepunkt.
"Welcher ist dein Lieblingsmarvelheld Y/N?"
Überrascht siehst du auf und begegnest Jungkooks warmen Blick. "Äh." Sofort starrst du wieder auf deinen Teller, um Jungkooks Blick nicht erwidern zu müssen, es macht dich seltsam nervös.
"Mein liebster Marvel Held? Mal überlegen", du beißt dir nachdenklich auf die Unterlippe, während in deinem Kopf die Gesichter der einzelnen Charaktere wie Blitzlichter aufleuchten. "Ich denke Rocket Raccoon", antwortest du dann und nickst nachdrücklich bestätigend.
Jungkook hebt eine Augenbraue und ein verschmitztes Grinsen umspielt seine vollen rosa Lippen. "Wirklich? Ich dachte du wärst Fan von Drax. Ihr ähnelt euch sehr."
Du verziehst das Gesicht zu einer Grimasse und starrst Jungkook ungläubig an. "Was soll das denn heißen?"
"Nichts." Er zuckt mit den Schultern und schneidet seelenruhig sein Steack. "Nur, dass ihr beide derb seid und zu dummen Entscheidungen neigt." Das Stückchen Steak aufspießend, richtet er wieder seinen Blick auf dich. Tiefe Belustigung zeichnet sich in seinen funkelnden Augen ab, als er dich mit einem neckischen Schmunzeln bedacht. Du weißt genau worauf er anspielt.
"Hör auf mich daran zu erinnern, ich dachte wir hätten das geklärt. Es war ein Versehen okay und wird nie wieder vorkommen!", zischt du und beißt deine Zähne zusammen. Jungkook hat natürlich nicht vergessen, dass du dein Hinterteil auf seinen Schoß gepflanzt hast. Und nachdem ihr gestern den Moment der Sentimentalität abgehakt habt, hat er dich wieder ganz normal behandelt, was du mehr als geschätzt hast. Zumindest bis zudem Zeitpunkt, als du mit deiner Schüssel Eis im Wohnzimmer erschienen bist und dich friedvoll neben ihm und deinem Bruder auf den Teppich setzen wolltest.
"Willst du nicht wieder auf meinen Schoß? Ist bestimmt bequemer", das sind die Worte gewesen, mit denen er dich zum Feuermelder gemacht hat. Der Rauch ist dir aus den Ohren gestiegen und deine Wangen sind blutrot gewesen.
Natürlich hat Jungkook das nicht vergessen, wäre auch zu schön gewesen. Er hat einfach auf den richtigen Moment gewartet, um dich damit konfrontieren zu können.
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Hated Stepbrother | jjk
FanficAls würde es nicht reichen, dass deine Mutter dich von heut auf morgen ihrem neuen Freund vorstellen will, kommen die beiden auch noch gleich mit einer verrückten Umzugsidee um die Ecke. Die Kirsche auf dem unappetitlichen Sahnehäubchen ist dann ab...