Magnus
Es ist still in meinem Zimmer. Die Ruhe ist erdrückend, wenn die eigenen Gedanken zu laut sind. Sie schreien förmlich. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, das ich bald aufstehen kann. Vor 5 Monaten sah meine Welt noch ganz anders aus und oft fragte ich mich, wie ich hier herein gerutscht bin. Er ist in mein geordnetes Leben getreten und hat alles durcheinander gebracht. Er hat die Wahrheit an die Oberfläche geholt und eigentlich müsste ich ihn dafür hassen. Doch das ist unmöglich. Mein Bauch spricht für ihn und selbst mein Verstand ist wehrlos. Trotzdem bin ich jetzt der Junge der gerade 6 Uhr morgens in seinem Bett liegt und seine Gedanken ihn kontrollieren. Es ist der Junge der keinen Unterschied zwischen Hell und Dunkel mehr erkennt. Müde stehe ich auf. Diese Nacht war ich die meiste Zeit wach und habe nachgedacht. Seine Wörter und die Sätze von allen anderen sind in meinem Gedächtnis geblieben. Jedes einzelne Wort. Sie kämpfen gegeneinander an, wie in einem Computerspiel. Ich warte nur noch auf das Game over, vor dem ich kurz stehe. Ich schüttle meinen Kopf. Warum können Gedanken nicht einmal schlafen gehen. Wenigstens für eine Stunde. Aber nein, sie waren wach und das übertrugen sie auf mich. Ich schlürfte in mein angrenzendes Badezimmer. Es war recht groß. Wenn man rein kam war rechts das Waschbecken mit einem großen Spiegel, der von LED's beleuchtet wurde. An der gleichen Wand fand man noch das Wc. Auf der gegenüberliegende Seite war meine Badewanne. Links von mir noch eine extra Dusche. Ich mochte es, das ich mein eigenes Bad hatte. Ich musste es nicht mit meinen Eltern teilen. Ich stellte mich vor den Spiegel. Es zeigte sich ein normaler 19 jähriger Junge darin. Einen Jungen den ich selbst nicht mehr wirklich mochte. Weder die Hülle, noch die Fülle. Nichts. Ich hatte schwarze Haare, die nicht mehr so glänzend waren, wie vor ein paar Monaten. Gold-braun schimmernde Augen, wobei die Pupille immer an die einer Katze erinnerte und auch sie hatten das Funkeln verloren. Die Wangenknochen stachen mehr hervor, als sonst und mein ganzes Gesicht wirkte kantiger. Die Lippen rau. Ich zog mein Shirt über den Kopf. Ich betrachtete meinen Körper. Deutlich sah man mein Schlüsselbein. Die Rippen konnte man zählen. Mit meinen Fingerspitzen fahre ich über sie. Es sind wie viele Hügel. Die Haut über die ich fahre ist wie Sandpapier. Ich bin blasser geworden. Es fiel vielleicht nicht auf aber wenn man genauer hin sah, konnte man an der rechten Seite kleine bis mittelgroße Narben sehen. Die Narben fand man auch auf meinen Oberschenkeln. Dort wo mein Herz ruhiger unter meinen Rippen schlug, war die Haut noch unversehrt. Leicht drehte ich mich. Meine Wirbelsäule stach hervor. Über sie zogen sich mehrere blaue Flecken. Ich lächelte schwach. Ich zog mir noch meine Boxer aus bevor ich unter die kalte Dusche stieg. Kurz erschrak ich. Aber dann ließ ich das Wasser einfach über meinen Körper laufen. Kurz schloss ich die Augen, als ich spürte das die Tränen an die Oberfläche wollten. Doch das würde ich nicht zu lassen. Tränen bedeuten schwäche und ich bin alles andere als Schwach. Ich bin selbstbewusst. Meine Gedanken lachten mich aus. Es war beschämend und schnell stieg ich aus der Dusche heraus. Noch einmal starrte ich in den Spiegel. Die Augenringe sah man von weitem. Wieder fuhr ich mir selbst über meine Lippen, die Wangen und den Hals. Ich spürte die pochenden Venen unter meiner Haut bevor ich mich auf den Boden sinken ließ. Ich zog meine schlanken Beine an meinen Körper und fange hemmungslos an, zu zittern. Ich war so erbärmlich. Da war so eine endlose Leere in mir. Ich umklammerte mich nur noch fester. Ich bekam mit wie die Badtür aufgemacht wurde. Er trat herein und stürzte sich auf mich. "Mags." Mir war es in diesem Moment egal das ich nackt war. Ich konnte nicht mehr und das machte mir der Augenblick gerade deutlich. Schnell griff er nach ein Handtuch und wickelte mich in diesem ein. Ich schaute ihm in seine undefinierbaren, großen Augen und fragte mich im nächsten Moment wie er mich ertrug, wenn ich es nicht mal selbst konnte.
Alexander
Ich bin früh morgens aus einem ruhelosen Schlaf aufgewacht und wusste, das ich zu Magnus musste. Ich konnte ihn nicht gehen lassen. Ich bauchte ihn in meinen Leben. Die endlosen, tiefsinnigen Gespräche, das lächeln was er zu selten auf seinen Lippen trug, die angenehme Stille die ich neben ihm haben konnte, der Zusammenhalt den wir irgendwie haben. All die Sachen wollte ich nicht verlieren. Deswegen schlich ich mich aus der Wohnung und hinterließ Izzy eine Nachricht. Ich rannte förmlich zu Magnus Haus. Für das Auto fahren, war ich jetzt nicht im Stande. Als ich davor stand holte ich den Schlüssel aus dem Versteck. Ich wusste das er auf das Klingeln nicht reagieren würde. Umso froher war ich, das er mir mal das Versteck verraten hatte. Leise schloss ich die Tür auf. "Mags?" rief ich in das Haus. Es kam nichts zurück, bis auf ein kleines wimmern aus seinem Bad. Mit erhöhtem Puls ging ich die Treppen nach oben. Mir stockte der Atem als ich ihn fand. Magnus lag auf den Fließen. Er war dürr und abgemagert. Jeden einzelnen Knochen sah man deutlich herausstechen. Sein Rücken war überzogen von blauen bis grünen Flecken. Er hatte eine flaumartige Behaarung an seinen Unterarmen. Ich erkannte viele Narben an seinen Oberschenkeln und den Seiten. Ich hätte nicht gedacht, das es so schlimm war. Warum habe ich nur nicht eher mit ihm geredet? Ich ging auf ihn zu. "Mags." Er zitterte hemmungslos. Einzelne Träne liefen ihm die Wange herunter. Ich griff nach einem Handtuch und wickelte ihn in diesem ein. Dabei spürte ich wie rau seine Haut war. Fast wie Sandpapier. Warum ist mir das alles nicht einfach eher aufgefallen? Ich hätte mehr auf ihn achten müssen. Magnus sah mir in die Augen. Ich konnte nichts aus ihnen lesen. Er sah mich einfach nur an. "Ich heb dich jetzt hoch, Mags." Ich erhielt keine Reaktion. Es war ein einfaches ihn anzuheben. Er wog fast nichts mehr. Im Bett legte ich ihn vorsichtig ab. Ich hatte Angst ihm weh zu tun. Er sah mich immer noch an. In seinem Schrank suchte ich nach Klamotten. Ich wählte eine Jogginghose, Unterhose und ein Shirt. Ich zog ihm alles an. Dadurch wirkte er nur noch dünner. Alles war ihm viel zu groß. "Alec." Es war nur ein hauchen und trotzdem hörte ich es. Neben ihn ließ ich mich nieder und lehnte meinen Oberkörper an das Kopfteil des Bettes. "Ana hat gewonnen." Dabei sah er mich nicht. Ich konnte damit nichts anfangen. Ich merkte nur seine Augen die immer kleiner wurden. Instinktiv rückte ich näher und er legte seinen Kopf auf meinen Oberschenkel. Umständlich deckte ich ihn zu. "Ich bin da, Mags. Immer."
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Flügelschlag - A Malec Story
FanfictionTrigger Warnung!!! Magnus hat endlich seine High School abgeschlossen. Er scheint immer sehr selbstbewusst. Nie hat er Zweifel. Doch alles ändert sich, als ihn eine Sucht überkommt und er Alexander kennen gelernt. Den er immer wieder von sich stößt...