Kapitel 30

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SICHT LINN:

-3 Wochen später-

Heute war es soweit. Mit einem schönen Blumenstrauß ging ich zum Friedhof. Ich hasste Friedhöfe. Ich konnte nicht aufhören zu weinen, und wie so häufig rannten Tränen meine Wangen entlang, als ich vorm Grabstein zum stehen komme.


Ich spürte hinter mir Kimberley , welche mich umarmte und einfach nur für mich da war. Dafür war ich ihr so unendlich dankbar, dass man es gar nicht in Worte fassen konnte. Sie legte für mich die Blumen hin, da es für eine hochschwangere unmöglich ist sich zu bücken.


Mit zittriger Stimme  fing ich an zu sprechen: "Hi Mum, hi Dad. Heute ist Blutmond und das bedeutet ihr werdet Großeltern", meine Stimme versagte, weshalb ich noch mal neu versuchte an zusetzen: "Das ist nicht fair, ihr fehlt mir und ich brauche euch doch. Brian und Chantalle sind immer noch im Koma, ich besuche ihn jeden Tag. Die Ärzte versuchen mich darauf vorzubereiten, dass er höchst wahrscheinlich nicht mehr aufwachen wird, aber ich will es einfach nicht wahr haben. Sie geben ihm noch höchstens zwei Wochen, dann schalten sie die Geräte ab. Aber ein Kind braucht doch seinen Vater! Es braucht seinen lebenden Vater und auch Großeltern. Was soll ich bloß tun?" Ich wusste das ich keine Antwort bekommen würde, ich würde nie mehr von ihnen eine Antwort bekommen, schließlich waren sie Tod.

Als die Nacht langsam anbrach gingen wir nach Hause, schließlich musste wir noch einige Vorbereitungen für die bevorstehende Geburt treffen. Man konnte schon ein bisschen den Mond am Himmel sehen und ich wurde von Zeit zu Zeit immer nervöser.

"Da seid ihr ja endlich!" Luke kam aufgewühlt auf uns zugestürmt "Wo ward ihr so lange, ich hab mir sorgen gemacht!", als er mein verheultes Gesicht sah wurde er direkt sanfter "Alles ok?", ich nickte. "Also, sobald du das Gefühl hast, dass deine Wehen in regelmäßigen abständen kommen, fahren wir dich ins Krankenhaus". ich nickte wieder stumm.

"Fuck Luke, die Fruchtsblase ist geplatzt", schrie ich laut auf. Plötzlich spürte ich ein ruckartiges ziehen in meiner Mitten Gegend, immer und immer wieder. Es tat scheiße weh und mit jedem ziehen wurde es schlimmer, so dass ich wie am spieß schrie. Alles in mir krampfte sich zusammen und ich hatte das Bedürfnis zu kotzen.

Ich merkte gar nicht was um mich herum geschah, da der schmerz mich Taub werden ließ. Ich dachte ich sterbe. Ich wusste ich sterbe, da ich diesem Moment merkte, dass ich viel zu schwach war um dem Druck standhalten zu können.

"Atmen, du musst atmen", hörte ich Lukes stimme durch einen Schleier von schmerz gedämpft. Wir saßen im Auto und es schüttete draußen in strömen. Das ist doch nicht normal, Geburten sollten nicht so ablaufen. Nicht im Hintersitzt eines Autos mit einem Heiler, sondern im Krankenhaus mit gut ausgebildeten Ärzten.

Ich konnte nicht mehr, aber ich merkte wie mich eine Welle von Erleichterung überkam, als das Auto endlich zum stehen kam. Endlich angekommen!

Doch der Blick aus dem Fenster verriet mir was anderes, weit und breit kein Krankenhaus in Sicht. "Warum hältst du verdammt nochmal an?", keifte ich ihn an. Auch er und Kimberley wirkten gestresst und sahen sich an bevor Luke anfing zu sprechen: "D...das Auto ist stehen geblieben"

Nun riss mir entglültig der Gedulsfaden: "Dann ruf verfickt nochmal nen scheiß Krankenwagen an du Idiot", schrie ich ihn nun komplett ohne Hemmungen an, woraufhin er zusammenzuckte "durch das Gewitter haben wir hier kein Netzt..."

Ich wollte was erwidern doch wurde durch einen schlimmen Schmerz unterbrochen, welcher durch meinen Körper zuckte. Mein schmerzerfüllter Schrei hallte durch das ganze Auto. Das Baby kam. Es kam jetzt.  


My Mate *Beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt