21. Panik Modus

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Während Tony aufbrach, um mit Nexus unseren vielleicht-Verbündeten ausfindig zu machen, und wir den Cap absetzten, damit er in Helens Labor nach dem Rechten sehen konnte, blieben Natascha, Clint, Jarek, Luke und ich auf Stellung im Quinnjet zurück.

Die Spannung in der Luft knisterte förmlich, ließ mir beinahe die Haare zu Berge stehen. Als Steve uns mitteilte, dass er das Labor nun betrete, hielt ich unwillkürlich die Luft an.

Die nächsten Minuten zogen sich wie Stunden. Gleichermaßen starrten wir aus den Fenstern, als könnten wir Steve aus der Höhe tatsächlich erkennen. Ich saß so steif da, dass mir der Nacken schmerzte und ich mich fragte, ob ich versehentlich den Bogen meiner Wirbelsäule gerade gezwungen hatte.

Dann, leise, Doktor Chos Stimme: »Er lädt sich selbst in den Körper hoch.«

»Wo?«, fragte Steve.

Ich ballte die Hände zu Fäuste, um sie vom Zittern abzuhalten. Auch durch die Übertragung waren Helens zitternde Stimme und die leisen Schmerzenslaute unverkennbar. Sie musste verletzt sein. Wir hätten früher da sein sollen.

Doch Cho antwortete nicht auf diese Frage; sie atmete zitternd ein. »Die eigentliche Macht ist in dem Regenerator. Der Stein. Seine Kraft ist unkontrollierbar... Sie können ihn nicht einfach vernichten. Sie müssen den Regenerator zu Stark bringen.«

»Erst muss ich ihn finden.« Ich hatte Steve immer dafür bewundert, wie er auch in solchen Situationen ruhig bleiben konnte; wie er ohne großen Gefühlsausbruch jede Mission hinter sich brachte, wie er weitermachte, wo ich schon längst aufgegeben hätte. Er behielt einen kühlen Kopf, während mich schon allein das Mitanhören dieses Gespräches schwindeln ließ.

»Gehen Sie«, befahl Cho entschlossen.

»Habt ihr das alle gehört?«, fragte Steve uns.

Clint sah sich nach allen Seiten um. Vielleicht erwartete er, dass jeden Moment Ultron aus den Wolken schoss und uns ebenso überwältigte wie Doktor Cho. Das erwartete ich zumindest. Höchstwahrscheinlich setzte er einfach darauf, dass wir Ultron zuerst fanden  »Haben wir«, erwiderte der Bogenschütze.

»Ich hab hier einen Privatjet am anderen Ende der Stadt. Keine Passagierliste«, ergänzte Natascha. »Das könnte er sein.«

Clints Blick blieb an etwas hängen; ein Lastwagen, dessen Aufschrift ich von hier oben kaum entziffern konnte und dem ich wohl kaum einen zweiten Blick geschenkt hätte. »Da. Ein Truck vom Labor. Direkt über dir, Cap. Auf dem Ring über der Brücke«, sagte Clint jedoch. »Das sind sie. Drei stehen am Generator, einer fährt... Den Fahrer würde ich erwischen.«

Ich schluckte nervös, weil Clint bereits im Begriff war, irgendwelche Schalter und Knöpfe zu betätigen. Gleich würde es losgehen. Oh Gott, oh Gott – das konnte ja nur schief laufen.

»Negativ«, sprach Steve sogleich. »Bei einem Unfall könnte der Stein die ganze Stadt zerstören.« (Als ob wir noch Schuld an der Zerstörung einer weiteren Stadt haben wollten.) »Wir müssen Ultron rauslocken.«

Ich erhob mich auf zittrigen Beinen. Vielleicht lag es daran, dass wir uns hundert Meter über dem Boden fanden, oder aber einfach daran, dass ich gerade kurz vorm Durchdrehen war. »Was ist mit Doktor Cho?«, fragte ich. »Wir können sie nicht einfach dort lassen, was, wenn sie es nicht schafft und-«

Natascha wandte sich zu mir um, um sanft den Kopf zu schütteln. »Jas, wir brauchen dich hier«, sagte sie. Ihr Blick wanderte zu Jarek und Luke, die einander schweigend gegenüber saßen und dabei die Existenz des jeweils Anderen schlichtweg ignorierten. »Wir brauchen jeden, den wir kriegen können. Du hast gehört, was der Cap sagt: Das Schicksal einer weiteren Stadt steht auf dem Spiel.«

Jasmin Strange - Wir lassen Gras darüber wachsenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt