13. Die Welt ist groß und wir sind klein, ach wen kümmerts, ich schlaf jetzt ein

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13. Die Welt ist groß und wir sind klein, ach wen kümmerts, ich schlaf jetzt ein

»Thor hat recht«, fuhr Steve fort, als hätte er meine super aufbauende Rede nicht mitbekommen (offensichtlich verdiente meine Absprache hier nicht den Respekt, den ich erwartet hatte). »Ultron fordert uns heraus. Und ich würde ihn gerne finden, bevor er bereit für uns ist. Die Welt ist groß...«

»Und trotzdem bin immer ich es, die mit irgendwelchen Verrückten in der Scheiße steckt«, murmelte ich dazwischen und fing mir einen genervten Blick von Steve ein. »Hab's ja schon verstanden... Keine Kraftausdrücke.«

»Nein, ich meinte eigentlich, dass du mich unterbrochen... Das ist jetzt unwichtig. Punkt ist: Wir sollten anfangen, die Welt kleiner zu machen«, sagte Steve.

Ich runzelte die Stirn. Wie zum Teufel wollte er das denn bitte schaffen? Hatte er etwa eine Schrumpfmaschine in seinem Schild versteckt?

Erst kurz bevor ich diese Fragen laut stellen wollte, ging mir ein Licht auf.

»Er meint, wir sollten einfach sofort beginnen, ihn zu suchen«, erklärte ich Luke, der ein ebenso verwirrtes Gesicht wie ich zuvor zur Schau trug.

»Wenn das so ist.« Luke zuckte mit den Schultern. »Aber vorher muss ich noch aufs Klo.«

»Luke?«, flüsterte ich in die Dunkelheit hinein. »Bist du noch wach?«

Nach der Teambesprechung hatte Steve gemeint, wir sollten uns ausruhen. Einfach so, weil es schließlich mitten in der Nacht sei und wir Energie bräuchten für den nächsten Tag. Ich glaube, er wollte, dass wir uns innerlich auf alles vorbereiten konnten.

Das wäre ja alles schön und gut, sofern ich schlafen könnte. Egal, wie ich lag, ob auf dem Rücken, dem Bauch, links oder rechts. Immer, wenn ich die Augen schloss, sah ich vor mir, wie Ultron am Boden lag. Dann hörte ich diesen Satz, den er sagte, zweimal, dreimal, ehe er plötzlich etwas anderes von sich gab: „Es gibt nur einen Weg zum Frieden: Die Vernichtung der Avengers.”

Ich versuchte mir einzureden, dass ich nicht zu den Avengers gehörte. Nicht offiziell zumindest, ich war eher etwas wie... eine Aushilfskraft. Irgendetwas in dieser Richtung. Ich half ihnen aus der Patsche, wenn sie meine Hilfe benötigten. Mehr nicht. Niemals mehr. Und das würde auch so bleiben.

Aber ich machte mir Sorgen um Luke. Was wäre, wenn er irgendwie ins Schussfeld geriet? Ich könnte es mir nie verzeihen, würde ihm meinetwegen etwas geschehen.

»Luke«, wiederholte ich, lauter als zuvor. Keine Antwort, nur ein müdes Brummen. »Luke, bist du wach?«

»Jas«, erklang da endlich seine Stimme, »was soll das? Bis eben war ich noch nicht wach.«

»Ich weiß«, flüsterte ich ohne mich zu ihn umzudrehen. »Deshalb habe ich dich geweckt.«

»Schön zu wissen.«

Ich hörte, wie Lukes Atem wieder gleichmäßiger wurde. Er schlief langsam wieder ein.

»Luke, noch kannst du gehen«, hauchte ich. Ich wagte es nicht, lauter zu sprechen als nötig, um ihn wach zu halten. Dafür gab es keinen bestimmten Grund, vielleicht war ich auch einfach nur müde.

»Was?«, brummte er in sein Kissen.

Ja, ich war so gnädig und habe ihm ein Kissen und eine Seite des Bettes überlassen – allerdings musste er sich beides mit Upps teilen. Und die Hündin trat ihn gerne, ob sie nun schlief oder nicht.

»Ich sagte, noch kannst du von hier verschwinden.« Ich wiederholte es, obwohl ich wusste, dass Luke es sehr wohl gehört hatte. Er wollte es nur nicht verstehen.

Jasmin Strange - Wir lassen Gras darüber wachsenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt