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Ich träume, dass ich sanft über den Wolken fliege, aber plötzlich runter falle. Sofort wache ich aus meinem Traum auf, aber finde mich nicht in meinem Bett sondern in den Armen von einem Jungen, der nur ein paar Jahre älter ist als ich selbst.

„Wo bringst du mich hin?", frage ich müde.

„Ich bringe dich in Sicherheit", antwortet er trocken und sieht mich nicht an.

Erst jetzt sehe ich mich um und erschrecke als ich sehe, dass wir uns weit oben über den Häusern befinden. Auch jetzt erst erkenne ich, dass er Flügel hat. Ich fange an zu schreien und versuche mich aus seinem Griff zu befreien.

„Hör auf zu zappeln sonst lasse ich dich noch fallen", schimpft er.

Er umklammert meinen kindlichen Körper, aber ich höre nicht auf mich zu wehren, bis er plötzlich loslässt und ich einige Meter in die Tiefe stürze. Wieder kreische ich doch dann werde ich sanft von ihm wieder aufgefangen.

„Siehst du ich sagte doch ich lasse dich fallen, also hör jetzt bitte auf zu zappeln", tadelt er mich und vor Schreck klammere ich mich an ihn.

„Geht doch", grinst er.

Mein Wecker klingelt und ich wache auf, verwirrt überlege ich was ich geträumt habe. Es fühlte sich an als wäre es real gewesen, aber ein Engelsjunge, der mein vierjähriges Ich rettet, ist viel zu absurd für eine Erinnerung. Ich wische mir den Sand aus den Augen und schleppe mich ins Bad. Als ich in den Spiegel sehe erschrecke ich, ich sehe einen dunkelhaarigen Mann mit tiefschwarzen Augen, der sich ebenfalls erschreckt. Vorsichtig tastet er mit der Hand nach mir aber eine Glasscheibe hält ihn offensichtlich auf. Verwirrt sieht er auf seine Hand und wieder in den Spiegel, dann wendet er sich ab und verschwindet. Fassungslos sehe ich in den leeren Rahmen, wo ist mein Spiegelbild?

„Ich brauche dringend einen Kaffee", murmle ich zu mir selbst.

Ich drücke den Knopf am Vollautomaten und warte, plötzlich steigt mir der Geruch von Rauch und Alkohol in die Nase. Angewidert schließe ich das Küchenfenster und nehme meine Tasse, sofort spucke ich den Schluck aus, den ich aus der Tasse genommen habe.

„Was zur Hölle?"

Ich rieche an der Tasse, es riecht nach Kaffee, aber wieso habe ich gerade Whisky-Cola geschmeckt? Erneut nehme ich einen Schluck und wieder schmecke ich Whisky. Eine meiner besten Freundinnen und Mitbewohnerinnen kommt in die Küche.

„Nanu? Du bist ja schon wach?", begrüßt sie mich.

„Ja ich hatte einen eigenartigen Traum und bin aufgewacht"

Lizzy macht sich ebenfalls einen Kaffee und trinkt ihn als wäre nichts, gespannt beobachte ich sie.

„Ist irgendwas?", fragt sie und guckt mich skeptisch an.

„Kommt dir der Kaffee heute nicht anders vor?"

„Nein, eigentlich nicht. Haben wir eine neue Sorte oder warum fragst du?", antwortet sie und guckt in die Tasse.

„Nein, ähm schon gut", winke ich ab.

„Süße? Hast du heute Morgen schon in den Spiegel geguckt?", möchte sie wissen.

„W-wieso?", mein Puls beschleunigt sich.

„Du siehst aus als hättest du den Teufel höchstpersönlich gesehen", lacht sie und reicht mir den Schminkspiegel, der auf dem Wohnzimmertisch liegt.

Ein kurzer Blick genügt und ich weiß wovon sie spricht. Meine Haut ist kreidebleich meine Haare stehen mir zu Berge und ich habe noch Reste meiner Wimperntusche unter den Augen verschmiert.

„Ich glaub du hast nicht den Teufel gesehen sondern du BIST der Teufel", korrigiert Gabi, meine andere beste Freundin und Mitbewohnerin.

„Oder der Tod", lacht Lizzy.

„Jaja sehr witzig von euch beiden"

Den Teufel als SchutzengelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt