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Ich bin fertig mit dem Fragebogen und lege ihn wie einige vor mir auf den Dozententisch und verlasse den Raum.
"Wo ist er?", erkundigt sich Lizzy die gerade auch auf den Korridor kommt.
"Ich weiß es nicht, vielleicht auf der Toilette"
"So lange?", überlegt sie.
Sie hat recht, irgendetwas stimmt nicht, sein Verhalten vorhin und plötzlich verschwindet er und taucht nicht mehr auf, das ist eigenartig. Kurz überlege ich wo er sein könnte, dann fällt mir ein er hat einmal etwas über den Wald hinter der Sporthalle erzählt.
"Kannst du darauf mal aufpassen?", bitte ich Lizzy und reiche ihr meine Tasche.
"Wo willst du hin?"
"Ich glaub ich weiß wo er ist", flüstere ich.
"Ich hoffe du hast recht", lächelt sie und nimmt meine Tasche.
Ich laufe hinter die Sporthalle und sehe mich um ob mir auch keiner folgt.
"Lucifer?", rufe ich leise, da der Wald ohnehin nicht groß ist, nur dicht bewachsen.
"Ja?", höre ich sofort die Antwort.
"Was machst du hier?", will ich wissen als ich ihn entdecke.
Er hat mit seinen Krallen schon die Rinde von einem Baum gekratzt.
"Was ist los mit d-"
Bevor ich überhaupt meine Frage beenden kann werde ich rückwärts gegen den zerkratzen Baum gedrückt. Überrumpelt halte ich mich an ihm fest, aber er hält mich sodass ich gar nicht weg könnte, selbst wenn ich wollte. An meinem Hals spüre ich wie Krallen gegen meine Haut drücken. Mühsam versuche ich durch meinen Mund Luft zu holen, rot leuchtende Augen starren auf meine Lippen während ich rede.
"Julien, pass auf, du tust mir noch weh!"
Schnell gleitet sein Blick hoch zu meinen Augen, seine Iris wabert wie flüssige Lava.
“Was ist denn nur los mit dir?”
“Ich hätte das nicht tun dürfen”
“Wovon sprichst du?”, stutze ich.
“Alles, angefangen bei dem Kuss. Und ich habe es zugelassen dass du mich als Kind siehst, weißt du, Engel können im Einsatz eine spezielle Aura ausstrahlen die den Schützlingen alles vergessen lässt, Menschen nennen das Blackout, es ist der Moment wo ihnen nach einem Unfall einfach jegliche Erinnerung fehlt. Aber ich habe es nicht getan weil ich ohnehin dachte du wirst das alles vergessen und einem Kind glaubt eh niemand wenn es von Engeln erzählt”
“Wieso hast du dich dann nach all den Jahren wieder blicken lassen? Ich hatte dich doch vergessen”
“Weil ich nicht wollte dass du mich vergisst”
Ein paar Sekunden schweigen wir einfach.
“Und wieso bist du gerade so ausgerastet?”, möchte ich leise wissen.
“Weil du mich an etwas erinnert hast als du mit der Feder gespielt hast”
“Achja?”
“Du hast mir als Kind mal eine Feder ausgerissen”
“Oh, ähm das tut mir leid?”, entschuldige ich mich leicht fragend.
“Halb so wild, die wachsen nach”, murmelt er, “aber danach hast du sie in eine Kerzenflamme gehalten und sie ist verbrannt, weil du meintest Engel dürfen nur weiße Flügel haben und dass ich so kein echter Engel sei. Das war das erste Mal dass ich so wütend wurde und zu einem Dämon wurde. Dann hat meine Mutter versucht dich mit dem Hausbrand zu töten, weil sie gemerkt hat dass ich durch dich verletzlich bin”
“DESHALB hast du sie getötet? Wegen mir?”
Er nickt stumm und ich habe das Bedürfnis ihn in den Arm zu nehmen.
“Ich war so wütend”, gesteht er sich schuldbewusst ein „Ich hab dich geliebt und sie wollte dich mir wegnehmen“
“Du sagtest doch ich bin dein Kryptonite, was passiert also wenn ich sterbe? Lebst du dann ewig?”

Den Teufel als SchutzengelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt