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"Ja ich wurde nur nicht versetzt weil, ähm", stockt er.
"Du mit der Direktorin geschlafen hast?", vollende ich den Satz "Ist schon gut, ich weiß was du für eine Wirkung du auf Menschen hast, schon klar, dass du das, das ein oder andere Mal ausnutzt, ich mache dir keine Vorwürfe"
"Du sagtest du hast ein paar Fragen, oder war’s das schon?", weicht er aus.
Ihm ist das ganze spürbar unangenehm und beschließe es für heute gut sein zu lassen. Ich stehe auf und er begleitet mich zur Wohnungstür.
"Ich wünsche dir eine gute Nacht", verabschiedet er sich.
"Ich dir auch"
Schnell umarme ich meinen Schutzengel bevor er die Tür öffnen kann.
"Eine Frage habe ich doch noch", beginne ich "wie funktioniert das eigentlich mit deinen Zähnen?"
"Wie kommst du jetzt auf meine Zähne?"
"Weil du mir grad deine Fangzähne zeigst wenn du lächelst oder sprichst"
"Oh, tatsächlich, das ist mir auch noch nie passiert", überlegt er und zieht sie ein.
"Ist das wie bei Schlangen?", erkundige ich mich.
"Ja könnte man so sagen", grinst er und hält mir seine Hand hin "und das hier ist wie bei Katzen"
Ich sehe zu wie seine Nägel sich zu spitzen Krallen formen. Das erklärt die Einstiche an meiner Hand, unbewusst fasse ich die Stelle an.
"Du hast rot glühende Augen, Fangzähne und Krallen mir stellt sich jetzt die Frage, hast du Schuppen oder Fell?"
"Weder noch und jetzt sieh zu, dass du nach Hause kommst", pflaumt er und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.

Ich öffne meine Wohnungstür und entdecke meine beiden Mitbewohnerinnen schlafend auf der Couch. Kurz überlege ich sie zu wecken und ins Bett zu schicken, ich entscheide mich aber dafür sie einfach zu zudecken und selbst ins Bett zu gehen. Gerade als ich Lizzy die Decke überwerfe wacht sie auf.
„Wie spät ist es?“, murmelt sie verschlafen.
„Ungefähr zwei Uhr oder so“, antworte ich leise.
„Dachte du schläfst bei Julien? Was machst du hier?“
„Ich hab nie behauptet bei ihm zu schlafen, außerdem ist sein Bett ungefähr so bequem wie ein Sarg“
„Er schläft in einem Sarg?“, nuschelt sie und schließt die Augen.
„Nein, er, ach vergiss es! Schlaf gut, süße“
Im Bad ziehe ich mein Sweatshirt aus und sehe mir nochmal die Wunde an, sie ist verheilt aber immer noch gerötet. Plötzlich bewegt sich etwas im Spiegel und ich sehe hoch, es ist Julien der sich mit beiden Armen am Waschbecken abstützt und traurig auf die Armatur starrt, dann schaut er auf und sieht mich an als hätte ich ihn bei etwas ertappt.
„Du siehst traurig aus“, sage ich als würde er vor mir stehen.
Er senkt den Blick greift zu dem Glas Whisky neben sich und trinkt es in einem Zug aus. Ich kann förmlich das kalte Getränk in meinem Mund fühlen und habe den Geschmack des Whiskys auf meiner Zunge. Ungewollt schüttle ich meinen Kopf um den Geschmack los zu werden.
„Es tut mir übrigens immer noch leid“, sagt er und ich höre es in meinen Gedanken.
„Willst du mir sagen was dich bedrückt?“, möchte ich wissen aber er schüttelt den Kopf.
Darauf lege ich mich ins Bett und stelle mir vor wie er als Dämon aussehen könnte, mein Unterbewusstsein spielt mir alle möglichen Filme über Dämonen in meinem Kopf ab aber ich bin mit keiner Vorstellung zufrieden, also gebe ich auf und sinke in den Schlaf.

Den Teufel als SchutzengelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt