Den Teufel als Schutzengel

13

Ein paar Tage später bekommen wir einen neuen Studenten namens Mike dazu. Irgendwie stimmt von Anfang an die Chemie zwischen uns.
“Hey, hättest du Lust mal mit mir essen zu gehen?”, fragt Mike während einer gemeinsamen Lernstunde.
“Ähm klar, wieso nicht”, sage ich verlegen.
“Schön, morgen Abend? Ich hol dich um sieben Uhr ab, ist das okay?”
“Ja, äh, passt super” grinse ich.
“Zieh dir was elegantes an”, zwinkert er und grinst ebenfalls.

Zu meinem Date mit Mike ziehe ich mir das eleganteste Kleid an das ich besitze und borge mir von Gabi Highheels. Gerade als ich mich im Badezimmer schminke verblasst mein Spiegelbild und Julien sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an.
“Na hallo, hätte nicht gedacht, dass du dich so schick für mich machst”, schmunzelt er.
“Tu ich auch nicht, ich habe gleich ein Date”, zische ich, “also wenn du jetzt bitte aus meinem Spiegel verschwinden könntest, ich will mich fertig machen, schließlich werde ich gleich abgeholt”
“Wer ist er?”, will er wissen.
“Mike, aus meinem Deutschkurs”, antworte ich und suche in einer Schublade nach einem anderen Spiegel.
“Versuchst du mich gerade abzuwimmeln?”
“Ja, ich hab’s eilig und da du nicht gewillt bist zu verschwinden muss ich mir selbst helfen”
“Tja, vielleicht holt er dich gar nicht ab”, brummt er.
“Wie meinst du das?”
“Vielleicht hat er ja auf dem Weg hier her zufällig einen Autounfall”
“Julien! Ich warne dich! Wehe du tust ihm was!”, keife ich.
“Pia ich glaube dein Date ist hier”, ruft Lizzy, “und wieso kriegst du immer die heißesten Kerle ab?”
“Er ist also heiß?”, fragt Julien und sieht mich skeptisch an, “heißer als ich?”
“Ja viel heißer als du”, provoziere ich ihn und verlasse das Bad.
Gerade als ich zu Mike ins Auto steige piept mein Handy.
“Als dein Schutzengel befehle ich dir wieder nachhause zu gehen!”, schreibt er.
“Als dein Schützling sage ich dir, nein das mache ich nicht, ich werde jetzt verdammt nochmal einen schönen Abend haben, wer weiß vielleicht mache ich es mal wie du und schlafe mit ihm!”
“Der Typ ist es nicht wert”
“Komm runter du eifersüchtiger Teufel”, tippe ich und stecke mein Handy wieder weg.
“Alles okay?”, erkundigt sich Mike.
“Ja”, antworte ich knapp und versuche mich zu beruhigen.

„Hey wo ist Mr. Lucifer“, möchte Lizzy von mir am nächsten Tag wissen aber ich zucke nur mit den Achseln.
Die Vertretung beginnt mit dem Vortrag doch kaum jemand hört zu alle unterhalten sich über Juliens Abwesenheit. Ich bekomme ein mieses Gefühl, er hat sich gestern schon nicht mehr gemeldet. Noch bevor der Unterricht zu Ende ist verlasse ich den Saal und fahre sofort zu ihm nach Hause. Minna öffnet mir nachdem ich sturmklingle.
„Was ist denn?“, mault sie.
„Wo ist Julien?“, bricht es sofort aus mir heraus.
„Es ist besser du gehst, er will dich nicht sehen”
„Mir ist es gleich ob er das will oder nicht aber ICH will ihn sehen“, schimpfe ich und dränge mich an ihr vorbei.
„Also wo ist er?“, wiederhole ich und öffne die Tür zu seinem leeren Schlafzimmer.
„Such ihn doch“, motzt sie „Aber sei gewarnt, du wirst vielleicht einen anderen Julien finden den du nicht erwartest“
Sie grinst wissend und verschwindet in der Küche. Unbehagen breitet sich in mir aus. Nervös suche ich jeden Raum ab, doch er ist nicht hier.