Alice:Ich nehme das Glas Vodka-E, blase den letzten Rauch der Zigarette in die Luft und trinke die Hälfte des Inhaltes in einem Zug leer. Die Flüssigkeit füllt mein Inneres, erwärmt mich langsam und legt sich brennend in meinem Magen ab. Der Rauch findet im gesamten Raum Platz und lässt die Luft unklar und verschwommen erscheinen. Ich streiche mir meine Augen klar, betrachte mein trübes Wohnzimmer, auch hier war es schon lange fällig mal wieder aufzuräumen. Wie auch in der gesamten Wohnung. Die Fenster sind von dicken braunen Gardinen bedeckt und mir fällt auf das ich mich wie ein Vampir vor dem Licht schütze.
Vielleicht bin ich ja doch irgendwie zu düster und viel zu.. viel zu komisch. Ich frage mich, und das nicht mehr zum ersten Mal an diesem Abend, wieso ich wieder weg renne. Weg vor Problemen. Denn mein leben lang kann ich es einfach nicht. Dem gegenüber zu stehen was mich bricht. Und das Bild erscheint als wenn es erst gestern gewesen war. Erscheint klar und deutlich vor meinen Augen, spielt sich wie ein Band in meinem Kopf ab obwohl es doch 5 Jahre hinter mir liegt. Dieses verdammte Band welches ich nicht löschen kann.
"Natürlich." sagte ich leicht zitternd. Er reichte mir das Tüttchen mit dem weißen Inhalt und schaute mich prüfend an. Ich blickte auf seine Hand, wund geschlagen. Die Lippe aufgeplatzt.
"Gib mir das Geld." sagte er mit einem tiefem Ton.
"Ja warte." ich kratzte mir den rechten Oberarm. Alles würde klappen. "Ich hole es kurz." ich wollte mich umdrehen doch seine Hand packte meinen Arm. Zu fest.
"Du gibst mir jetzt das Geld."
"Aber es ist im Auto." ich klang unschuldig. Das musste man mir lassen, Schauspiel hatte ich lernen müssen. Aber diesmal klappte es nicht.
"Jetzt, sagte ich."Ich nehme mir meine Schachtel Zigaretten und zünde mir eine weitere an. Die Gedanken überschlagen sich in meinem Kopf und hämmern gegen meine Schädeldecke. Ich fühle mich überfordert und fertig. Einfach nur müde. Kaputt. Leid.
Ich greife zur Vodkaflasche, kippe mehr als die Hälfte in mein Glas, schütte den Rest mit Energy nach. Nehme einen großen Schluck, spüle es leicht angewidert runter und spüre wieder den brennenden Alkohol in mir. Dieses Gefühl ist mir gut bekannt.
Ich werfe meinen Kopf in den Nacken, spüre die Stille und die diesige Luft auf mir haften, und entspanne meinen Körper. Trotzdem bin ich angespannt. Ich schließe die Augen, hoffe irgendwie das der Alkohol endlich seine Wirkung erreichen würde doch ich fühle den Schmerz in meiner Brust immer noch zu klar. Ich muss das Band weiter laufen lassen, mein Unterbewusstsein zwingt mich, und erneut schließe ich die Augen.
Ich werfe ihm einen Blick zu. Seine Augen gefüllt von Gier und Hass und Schmerz. Aber wessen Augen waren es nicht?
"Ich will doch nur kurz zu meinem Auto." Verdammt! Meine Stimme klang viel zu unecht. Seine andere Hand ballte sich zu einer Faust, die Augen wurden noch hasserfüllter. Es war eine Kettenreaktion, ein Instinkt der es in mir ausgelöst hatte meinen Arm los zu reißen und zu rennen. Zu rennen wie ich es seit langem nicht mehr getan hatte. Zu rennen wie ich im Leben noch nie gelaufen war. Ich fühlte wie mein Herz gegen meinen Brustkorb schlug, fühlte die kalte Luft des Herbstes in meinen Lungen wechseln. Und ich fühlte so viel Angst. Angst und Wut. Die Angst überwog.Die Klingel. Es hat geklingelt. Ich öffne wieder meine Augen, hebe meinen Kopf und schaue zur Uhr. Halb elf und schon viel zu spät. Langsam erhebe ich mich und schlendere schwankend zu dem Aus- und Eingang meiner Wohnung, während mir die Wände dabei helfen nicht hinzufallen.
"Mila.." spreche ich kaum hörbar. Sie steht vor mir, der Blick.. irgendwie besorgt. Irgendwie... irgendwie anders als sonst.
"Darf ich rein kommen?" die Frage lässt mich für einen kurzen Moment lächeln. Einfach nur Traumhaft wie höflich und schüchtern sie manchmal ist. Ich nehme einen Schritt von der Tür weg, lasse sie eintreten. Ich hebe meinen Arm und zeige ihr in das Wohnzimmer, sie geht an mir vorbei. Ich drücke meinen Kopf gegen die Tür und drehe den Schlüssel einmal nach rechts... nehme einen festen Atemzug. Dann das zweite Mal. Dann versinke ich wieder in der Vergangenheit.
Ich rannte in meine Wohnung hinein, dachte die Treppen würden kein Ende finden als ich sie hoch lief. Doch da kam mir meine gut bekannte Etage entgegen. Ich, den Schlüssel schon bereit in der rechten Hand, gepresst von der eigenen Geschwindigkeit an meine Tür, versuchte das Loch zu treffen und rammte meinen Schlüssel in die Tür hinein. Mein Herz pochte mit jeder Sekunde schneller. Ich schlug sie mit meinem Gewicht nach Innen und genau so wieder in die andere Richtung. Ich schloss ab. Für einen kurzen Moment hörte ich nur meinen unregelmäßigen Atem und das Schnelle Schlagen meines Herzens. Meine Hände zitterten. Ich fühlte Angst. Hörte seine Schritte im Treppenhaus hallen. Schnell und sauer.. mit jedem Schritt steigerte sich in mir diese höllische Angst. Dann der Schlag gegen meine Tür.
"Alice?" wieder ist da Milas Stimme. Dieser wunderschöne, sanfte Ton darf in dieser Geschichte nicht auftauchen. Mila darf da nicht rein. Auf keinen Fall, sie muss davon weg bleiben. Ich muss sie schützen.
Ich gehe zu ihr in das Wohnzimmer, sie hatte sich hingesetzt und schaute mich an. Wieder so komisch. Wieder schaute sie mich so komisch an. Sie lässt ihren Blick über die Alkoholflaschen auf meinem Tisch schweifen. Ich gehe auf sie zu, lehne mich in den Türrahmen und blicke auf sie herab. Ich bin doch betrunken, wieso tut es dann immer noch so weh sie anzuschauen? Ich bin betrunken. Ich rede mir immer wieder ein ich wäre betrunken, bin ich doch eigentlich auch, trotzdem tut es zu schrecklich weh um sagen zu können ich wäre betrunken. Wo soll ich bloß hin mit mir? Wo?
"Bist du okay?" sie strich sich einige Stähnen aus dem Gesicht. Ich geniße ihren wunderschönen Ton in meinem Drama Theater, meiner Wohnung- meiner Phantasie. Ich lasse es Lieder singen und die Melodie vorgeben. Ich lasse es wie Musik durchgehend laufen, spiele es in meinen Gedanken wieder. Diese perfekte Stimme. Ihr Blick verschnellert meinen Herzschlag. Sagt nichts und gleichzeitig zu viel. "Wieso?" fragt sie, doch ich kann nichts sagen. Ich kann auch nichts hören. Ich nehme nicht mal richtig wahr das sie hier ist. Ist sie wirklich hier oder spielt mir meine kranke Psyche wieder etwas vor?
"Mila.." ich spreche wieder ihren Namen. Sollte sie nicht hier sein, wird sie nicht antworten, dann werde ich nach ihr rufen. Und ist sie wirklich hier, ist dies wirklich kein Traum, wird sie antworten.
"Alice.." und wieder erklingt ihre Stimme im Raum. "Hör mir mal zu.." doch.. irgendwie klang sie besorgt und doch war ich zu betrunken um es richtig einordnen zu können. Alles nur ein kleines dummes Wort welches alles beschreiben kann. Liebe.
Ich gehe auf sie zu, setzte mich zu ihr und zünde mir eine Zigarette an. Sie auch.
"Ich mache mir in.. letz... eit... So...en......" obwohl ich ihre Stimme immer gierig wie die Luft zum atmen aufsauge kann ich ihr gerade nicht zuhören. Wieder ertrinke ich in meinem eigenem Kopf.
"Ich brauche Hilfe.. sie müssen sofort kommen." hinter mir ertönte ein Schlag in die Tür. Dann wieder sein hysterisches Schreien.
"Wir werden sofort jemanden los schicken." sprach die weibliche Stimme aus meinem Handy. Ich saß an meine Tür gedrückt, in der Hoffnung es würde ihn noch ein Stückchen mehr daran hindern hier rein zu kommen.
"Beeilen sie sich bitte." sprach ich leise.
"Früher oder später wirst du raus kommen müssen du Hure!" schrie er. "Wenn nicht, ich werde dich finden. Und ich werde dich umbringen!!"Plötzlich war meine Melodie unterbrochen und die Zigarette hatte ich zu Ende geraucht. Aber das wichtigste, meine Melodie war unterbrochen. Mila hatte aufgehört zu sprechen und schaute mich statt dessen an. Ich fühle, aber nur ganz leicht, wie mir eine Träne die Wange entlang fließt.
"Alice..." erklingt es wieder. Schöner als alles andere auf Erden. Ihre Stimme, ihr Geruch, ihr Blick, ihr Lachen, ihre Augen. Sie. Ich halte es nicht aus, ich kann es einfach nicht mehr aushalten und falle in die Arme von Mila. Sie drückt mich fest an sich ran, legt ihre Lippen auf meinen Kopf, das fühle ich. Ich falle in ihre Arme und fange an zu weinen. Ich schaffe es einfach nicht mehr, ich breche. "Shhh... Alice." Meine Melodie. "Alles wird gut."

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Vodkaküsse.
Teen FictionACHTUNG! Es sind Sex- und auch Gewaltszenen enthalten. Die Protagonisten konsumieren Drogen und Alkohol. Dima liebt Mila. Mila liebt Dima. Mila liebt Alice. Alice liebt Mila. 3 Personen, gezeichnet von einem abgefuckten Leben. Gezeichnet von einem...