[Zwischenspiel]

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Keine P.O.V

14. September. Viele Jahre vor Zombey's Regentschaft.

Zwei Jungen rannten mit einem Lächeln im Gesicht über eine Wiese nahe des Schlosses. Schon viele Male hatten sie sich aus den sicheren Mauern geschlichen, um ein Abenteuer zu erleben.
In der Luft lag noch die letzte Wärme, der zu Ende gehenden Sommers. Ein laues Lüftchen wehte den Jungen durch die braunen Haare. Lachen erschallte. "Ich kriege dich!" rief der jüngere der Beiden. Er jagte seinen großen Bruder durch das Gras. Ein paar Schmetterlinge saßen auf dem Löwenzahn, der in voller Blüte stand. Sie flogen erschrocken hoch, als der größere von ihnen durch das Gras rannte. "Versuch es doch!" sagte der Andere spielerisch. Nach einer Weile des Laufens tat er so, als ob er erschöpft wäre. Seine Schritte verlangsamten sich und der kleine konnte langsam aufholen.
Schließlich packte er seinen großen Bruder und wirkte äußerst zufrieden über seinen Erfolg. Der Kleine war ziemlich erschöpft und tat nicht nur so. "Ich hab dich." sagte er außer Atem. Er lachte.
Die Beiden setzten sich ins Gras uns schauten in den schier endlosen Wald. Eine Zeit lang sagte niemand etwas. Das einzige Geräusch, war das laute Atmen des kleinen Jungen. "Irgendwann wird das alles dir gehören." sagte er verträumt. Ihn hatte die Welt außerhalb der Stadtmauern schon immer fasziniert. Am liebsten würde er diese unentdeckten Weiten erkunden, jedoch würden seine Eltern dies nicht gutheißen. Der Größere lachte kurz auf. Seine Haare wehten im Wind. "Bald. Aber fürs erste müssen wir akzeptieren, dass uns die Welt nicht gehört." sagte er gelassen. Seine Stimme klang belegt. So, als ob ihn etwas bedrückte. "Können wir nicht einfach alles erforschen? Es ist so langweilig hier." beschwerte sich der Kleine protzig. Sein Nebenmann schüttelte sacht den Kopf. "Das wirst du noch früh genug können." sagte er. Dann legte er einen Arm um seinen Bruder. Der lehnte sich an den Großen und schloß seine Augen. Innerlich war er nun in seiner eigenen Welt, wo er alles erkunden konnte. Wo ihn keine hohen Mauern festhielten. Dort gab es nur ihn und seinen großen Bruder.
Plötzlich hörten die Beiden Schritte hinter sich. Der Größere wandte sich ruckartig um. Er wirkte ungewöhnlich schreckhaft.
Doch es gab keinen Grund zur Sorge. Hinter ihnen kam der Gouverneur vom König zum Vorschein.
"Ich glaube wir müssen uns wieder hinter die Mauern begeben." sagte der Große und stupste seinen Bruder an. Der erwachte aus seiner Traumwelt und seufzte genervt. "Majestäten! Was macht ihr schon wieder hinter den Mauern? Dieses Mal werde ich kein Auge zudrücken." sagte der Gouverneur genervt. Er stürmte auf die Beiden zu und zog den Jüngeren am Ärmel davon. " Hey!" schrie der verärgert. "Lasst ihn los!" sagte der größere. Er musste dem Gouverneur folgen, der seinen Bruder davonzerrte. Der Gouverneur hörte nicht auf ihn. Wut packte den Jungen und er schubste den Gouverneur mit Kraft zu Boden. Dann nahm er seinen kleinen Bruder an die Hand und ging zu ihrem Tunnel, durch den sie immer flüchteten. Den Gouverneur ließen sie mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck zurück. Der Blick des großen Jungen war eiskalt. "Hat er dir weh getan?" fragte er seinen Bruder. Der schüttelte den Kopf. Kleine Tränen lagen in seinen Augen.
Die Beiden befanden sich kurze Zeit später wieder im Schloss. Eintönigkeit hüllte die Beiden Jungen ein. Seit vielen Jahren sahen sie immer wieder die selben Wände und Hallen.
Mit einem Mal hallte ein wütender Ruf durch den Gang. Es war der König höchstpersönlich, der gerufen hatte. Er kam auf die Beiden zu und blickte dem Großen tief in die blutroten Augen. "Mitkommen." sagte er dann. Der Junge nickte. "Du gehst auf dein Zimmer." wies der König seinen jüngeren Sohn an. Der nickte ebenfalls.
Kaum, als die anderen Beiden verschwunden waren, folgte der Kleine den Beiden. Er war zu neugierig, um was es bei dem Gespräch gehen würde.
Kurze Zeit später hatte er die Beiden auch schon eingeholt. Sie gingen in einen kleinen Saal und der kleine Junge lehnte sich gegen die Tür, um zu lauschen.
"Das ist nun das sechsundfünfzigste Mal, dass ihr abgehauen seit. Ich kann das nicht mehr tolerieren." sagte die ernste Stimme des Königs. "Zombey soll die Welt da draußen kennen lernen! Wenn es drauf ankommt muss er auf sich allein gestellt klar kommen." erwiderte der Junge gereizt. Sein Vater wollte ihn genauso im Schloss verrotten lassen, jedoch hatte der Sohn ganz andere Pläne. Sein Vater war, in seinen Augen, zu weich und fürsorglich.
Der kleine Junge lauschte gespannt.
"Ich weiß, wie ich Zombey erziehe, so dass er später mal ein guter König wird. Von dir kann ich das nicht mehr sagen." sagte der Vater enttäuscht. Sein Blick lag herablassend auf seinem Sohn.
"Also möchtest du mich in der Thronfolge überspringen oder wie soll ich das verstehen?" fragte der Sohn kalt. Emotionen waren eine Schwäche.
"Wenn du mich mit deinem Verhalten dazu zwingst." erwiderte der Vater.
Eine großer Klumpen an Wut hatte sich im Inneren des Sohnes gebildet.
Mit einem Mal öffnete sich eine der zwei Türen des Saales und die Mutter der beiden Jungen betrat den Raum.
"Du wirst noch sehen." sagte der Sohn wütend.
Der kleine Junge außerhalb des Saales lauschte mit Entsetzen. So wütend hatte er sowohl seinen Vater, als auch seinen Bruder noch nie erlebt. Hoffentlich würde es nicht ausarten.
Der größere Junge stürmte wutentbrannt aus dem Raum. "Xaroth, warte!" rief noch seine Mutter, jedoch hörte der nicht auf ihre Rufe.
Fast hätte er den kleinen Zombey beim verlassen des Saales bemerkt, jedoch war er zu sehr in Rage, um seinen kleinen Bruder zu sehen. Der kleine Junge rannte in sein Zimmer.
Das, was er mitgehört hatte, verwirrte ihn enorm.
Währenddessen lief Xaroth durch die Gänge. Ein Lächeln hatte sich auf seine Lippen geschlichen. Schon lange hatte er etwas geplant und nun war es die richtige Zeit seinen Plan in die Wirklichkeit umzusetzen. Denn nun hatte er jegliche Skrupel verloren.
Es war, als hätte sich ein Schalter in seinem Kopf umgelegt und von Frieden zu Krieg umgeschaltet.
Das einzige, was ihn noch belastete, war das Wohlbefinden seines kleinen Bruders. Der mochte ihn nämlich, so wie Xaroth war. Dennoch könnte Xaroth seinen Bruder nicht, im Punkte Wichtigkeit, über seinen Plan stellen. Denn der hatte höchste Priorität.
Xaroth blieb vor einer Tür stehen und klopfte. Der Leibwächter des Königs öffnete. Zuerst blickte er freundlich aus der Tür, jedoch schaute er sofort verschwörerisch, als er den Knaben erblickte. "Heute Abend." sagte der nur. Der Leibwächter lächelte und nickte. "Natürlich, euer Majestät." Dann schloß sich die Tür wieder und Xaroth setzte seinen Weg fort. Er hielt noch bei drei anderen Türen an und veranstaltete das gleiche Procedere. Das Lächeln auf seinem Gesicht wurde breiter.

Das Dunkle in mir.../Freedom FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt