Aufgaben

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P.O.V Jack

Wir rannten aus der eisernen Tür und befanden uns schließlich im Gang.
Dort erwartete uns ein alter Freund meinerseits. Es war Rocky, der uns mit einem matten Lächeln empfing. Er wirkte sichtlich verwirrt. Meiner Annahme nach, hätte er wohl mit weniger Personen gerechnet. Na gut, ich schätze keiner von uns hat wirklich Freude hier ran.
Mit einem Mal ertönte ein dumpfes Lachen aus dem Gang. Alle, inklusive mir, wandten sich zum Ursprung des Geräusches. Meine Augen weiteten sich.
Dort im Gang stand ein Mann, dessen Gesicht halb vergoldet war. Eine dünne Schicht des Edelmetalls benetzte seine linke Gesichtshälfte. Er hatte einen buschigen Bart und leuchtend blaue Augen. Der Mann kam langsam auf uns zu.
Rocky zog sein Schwert und stellte sich schützend vor uns. Ich stellte mich neben ihn. Auch ohne Waffe konnte ich mich wehren.
"Seid gegrüßt, meine Freunde." sagte der Fremde fröhlich. Beim Öffnen seines Mundes bemerkte ich sofort diverse vergoldete Zähne, die, genauso wie sein Gesicht, einen güldenen Glanz ausstrahlten. Rosie stellte sich neben Rocky. "Wir sind weder deine Freunde, noch werden wir auf diese Falle reinfallen." sagte sie ernst. Ihre smaragdgrünen Augen funkelten überlegen. Der Fremde machte eine entschuldigende Geste.
"Es ist sehr zu meinem Bedauern, dass mein Auftreten euch etwas falsches denken lässt. Meine Intention ist weder irgendeine Loyalität, noch eine böse Falle." erwiderte er gelassen. "Man nennt mich den Challenger. Ich biete den Menschen Aufgaben an, wofür sie reichlich belohnt werden. Prinzipiell stehen mir unzählige Möglichkeiten zur Verfügung." erklärte er.
Rosie blieb skeptisch. "Und wie kommen sie dann ins Schloss, wenn sie Xaroth gegenüber nicht loyal sind?" fragte sie. Ihr Blick musterte den güldenen Gesellen sorgfältig.
Nun trat Tailor auch hervor. Jetzt stand nur noch Selina im Hintergrund und es erschien so als würde es sie nicht weiter stören. Der Challenger lächelte ein wenig. "Na ja, ich habe meine Kontakte hier und da." antwortete er leichthin. Er blickte kurz aus dem Fenster des Ganges. "Ich habe ein Ang-" er verstummte mitten im Satz. Es war totenstill ab Moment.
Dann vernahmen wir leise Schritte und ein leises Gemurmel. Der Challenger legte seinen Finger an seine Lippen. Ein Zeichen, dass wir ruhig sein sollten. Ich nickte unsicher. Kurz danach folgte das Nicken der Anderen. Ich wusste nicht wieso, aber aus irgendeinem banalem Grund vertraute ich diesem Mann.
Die Schritte wurden langsam lauter.
"Hier rein." flüsterte der Challenger und zeigte auf eine Tür neben ihm. Nun war Tailor die Erste, die sich in Bewegung setzte. Sie betrat das Zimmer, welches hinter der Tür lag. Rocky und Selina folgten Hand in Hand. Ich wusste, dass sie Selina hieß, da Rocky öfters von ihr schwärmte. Tailor kannte ich aus der Zelle und um ehrlich zu sein, ich mochte sie. Vielleicht sogar etwas mehr als mögen.
Rosie zögerte. "Ich habe kein gutes Gefühl dabei." flüsterte sie mir zu. Ich nickte, obwohl ich ihr nur teils zustimmte. "Aber wir haben gerade keine andere Wahl." erwiderte ich genauso leise. "Beeilt euch." sagte der Challenger. Rosie nickte und lief ebenfalls ins Dunkle des Raumes. Ich folgte. Der Challenger gesellte sich zu unserer Truppe.
Von innen sah der Raum etwas heller aus. Zwei große Fenster lieferten einen Blick in den Wald. Wir befanden uns so gesagt im Erdgeschoss und konnten somit direkt in die Bäume blicken. Tailor zuckte zusammen, als sie die vielen Bäume erblickte. Ich stellte mich vorsichtig neben sie. Hoffentlich sah sie nicht, dass ich etwas rot wurde.
"Nun gut. Da unser Gespräch, gerade auf dem Gang, unterbrochen wurde, würde ich nun gerne zum Punkt kommen." sagte der Challenger. Er sprach immer noch etwas leise, um keine ungewollte Aufmerksamkeit zu erregen. "Wie kommt das Gold auf euer Gesicht?" fragte Selina interessiert. Sofort danach blickte sie verlegen zu Boden. Wahrscheinlich wollte sie nicht unhöflich sein und ihr war die Frage einfach rausgerutscht.
"Nach dem ich meine Geschäfte mit dem Freedomsquad beendet hatte, zog ich weiter durch die Welt und verdiente mir das ein oder andere. Dann gab es einen kleinen, sagen wir mal, Unfall, bei dem meine komplette linke Gesichtshälfte und Teile meiner Zähne entstellt wurden. Ich wollte es irgendwie wieder reparieren, deswegen bin ich nun teils aus Gold. Leider ist es nur eine oberflächliche Verbesserung. Unter dieser Schicht befindet sich immer noch mein entstelltes Gesicht. Es wirde aus Gold gefertigt, weil es mir daran nicht mangelte. Aber die Frage ist eher, was hat mein Aussehen mit unserem Geschäft zutun?" stellte er seine Gegenfrage nach der ausführlichen Erklärung. Selina nickte verlegen.
"Noch haben wir kein Geschäft." warf ich ein. Der sollte sich nicht so viel darauf einbilden, dass er uns aus dem Gang geführt hatte. "Die Betonung liegt auf 'noch'." erwiderte er gelassen. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Es war ein freundliches Lächeln. Eine Seltenheit zu diesen Zeiten. "Was hast du denn für ein ach so tolles Angebot?" fragte Rocky skeptisch. Man hörte, dass er es ein wenig abwertend meinte.
"Mein Ange-" plötzlich hörten wir ein lautes Rufen. Der Challenger würde erneut unterbrochen und schien darüber nicht gerade amüsiert.
"Wo sind sie?" schrie eine wohlbekannte Stimme. Tailor zuckte zusammen und ergriff, wahrscheinlich aus dem Reflex, meine Hand. Ich umschloss ihre Hand fest als Zeichen, dass ich sie beschützen würde. "Ich überlasse euch einmal etwas und ihr versaut es natürlich!" schrie Xaroth wütend. Seine Stimme donnerte durch die Gänge. Man konnte die Vibration förmlich spüren. "Lieutenant!" schrie er. In unserem Raum machte keiner einen Muks. Sogar das Atmen unterdrückten wir so gut es ging. In diesem Zustand war Xaroth definitiv unberechenbar.  Und, dass er Mark hinzu rief konnte ebenfalls nur Nachteile bedeuten. Ich wusste nicht wo sich Xaroth genau befand, da es in diesen Gängen ein gewisses Problem mit Hall gab. Mit einem Mal waren schnelle Schritte aus der Nähe zu hören. Sie wurden etwas leiser und stoppten verstummten dann plötzlich komplett. Die Person, der die Schritte gehörten, war stehen geblieben.
"Wie wollt ihr das hier bitteschön erklären?" ertönte Xaroths Stimme erneut. "Scheinbar wurden sie von ihren Freunden befreit." war Mark's Stimme zu hören. "Ihr wisst schon, was das für ein Risiko bedeutet?" fragte Xaroth gereizt. "Natürlich. Keine Sorge, euer Majestät. Die Soldaten werden sie finden." sagte Mark monoton. Es wunderte mich immens, dass er nicht die geringste Spur von Angst zeigte.
Plötzlich ertönte ein Geräusch, was sich wie ein Schlag anhörte. Dann hörte man wie etwas zu Boden fiel. In diesem Fall wohl eher jemand. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Mein Blick fiel auf Rosie, die ebenso grinste. Wir malten uns beide das gleiche Bild aus. Xaroth musste wohl seine Wut rauslassen.
"Das war für deine Unfähigkeit." sagte Xaroth bedrohlich. Ein leises, undefinierbares Lachen erschallte. Jedenfalls konnte ich erahnen, dass es sich um ein Lachen handeln sollte.
"Enttäuscht mich nicht nochmal." mit diesen Worten erschallten Schrittgeräusche, die mit der Zeit leiser wurden. Dann herrschte kurz wieder Stille. "Was steht ihr noch so herum? Geht auf eure verdammten Posten." rief Mark verärgert. Wahrscheinlich bildete ich es mir ein, jedoch klang seine Verärgerung irgendwie gespielt. "Natürlich, Lieutenant." ertönten drei Rufe im Chor. Danach hörte man aufgeregte Schritte, die ebenfalls mit der Zeit verstummten. "Dieses gottverdammte Schloss." hörte man ein leises Murmeln. Schließlich entfernten sich auch die letzten Schritte und es herrschte endlich Stille. Circa fünf Minuten sagte niemand von uns etwas. Dann fing Rosie an leise zu lachen. Ich konnte mir schon vorstellen wieso und ich musste zugeben, dass ich es genauso vergnüglich fand. Wir wünschten uns beide, wir hätten gesehen, wie Mark Xaroth's Faust ins Gesicht bekam. Ich stimmte mit in das Lachen ein. Rosie's Mutter schaute uns fragend an.
Mir fiel erst jetzt auf, dass ich Tailor's Hans immer noch hielt. Unsere Blicke trafen sich. Ihre Wangen röteten sich und die meinen waren mindestens genauso rot. Wir ließen uns verlegen los. Das Lachen Rosie's verstummte.
"Nun, da es hoffentlich keine Störungen mehr gibt, würde ich nun endlich zu meinem Angebot kommen." sagte der Challenger genervt. "Fahrt fort." sagte Rocky.
Der Challenger nickte dankbar und fing an zu erzählen.
"Wie es mein Name schon sagt, biete ich euch eine Belohnung, wenn ihr meine Challenge erfolgreich meistern solltet. Diese Belohnung untersteht eurer Wahl. Für diese Challenge schicke ich einen von euch in eine Parallelwelt, wo derjenige eine bestimmte Aufgabe erfüllen muss. Erst dann erhält er die Belohnung. Mein Vorteil aus der ganzen Sache, ist die Freude, die ich habe, wenn ich euch zugucken werde. Selbstverständlich wird der Freiwillige nach der Challenge wieder zu euch teleportiert. Haben wir einen Deal?" fragte der Challenger lächelnd. Seine Goldzähne blitzten auf. Es war ziemlich riskant, jedoch könnte eine Belohnung unserer Wahl, etwas sehr hilfreiches sein. Vielleicht wäre diese Challenge keine schlechte Idee.
Plötzlich ergriff Rosie die ausgestreckte Hand des Challengers.
"Ich machs." sagte sie entschlossen.
Selina wollte sie noch daran hindern, jedoch begann sie dann zu schwanken. Auch mir wurde extrem schwindelig. "Sehr gut. Weitere Informationen werde ich dir in der Parallelwelt übermitteln." sagte der Challenger. Alles um mich herum begann sich zu drehen.
Mir wurde schwarz vor Augen.
Dann hatte ich das Gefühl, ich würde ins Nichts fallen. Ein wahrlich schreckliches Gefühl.

Mit einem dumpfen Knall landete ich am Boden. Alles schmerzte. Um mich herum war es dunkel,  jedoch als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten erkannte ich Gitterstäbe und eine weitere Person neben mir.
Wo zur Hölle war ich?

Das Dunkle in mir.../Freedom FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt