Fatale Unaufmerksamkeit

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P.O.V Manu

Ein Knall von außerhalb meines Zeltes riss mich aus meinen  Gedanken. Gerade noch hatte ich Paluten verträumt dabei zugesehen, wie er geschlafen hatte. Paluten sah ziemlich niedlich aus, wenn er tief und fest schlief. Man könnte mich war für ziemlich krank halten, weil ich einer anderen Person beim Schlafen zugesehe, jedoch kümmerte mich das wenig, zudem ich auch noch mit Paluten zusammen war und es ihn definitiv nicht stören wird, wenn ich ihm zusehe.
Verwirrt rannte ich aus dem Zelt. Dort fand ich ein recht bizarres Bild vor. Es schien, als seien gerade einfach sechs Personen aus dem Lagerfeuer geplatzt. Darunter auch Rosie und ihre Freundin. Ich hockte mich vor Rosie, die nicht ganz bei Bewusstsein schien. Ohnmächtig war die nun nicht, jedoch schien sie auch nicht ganz wach zu sein. Ich wedelte mit meiner Hand vor ihren Augen herum. Keine Reaktion. Mein Blick fiel kurz auf mein Zelt. Ein Wunder, dass Paluten durch den Knall nicht wach geworden war. Ich musste schmunzeln. Paluten konnte auch alles überschlafen. Als ich wieder zu Rosie schaute, blickte ich direkt in ihre grünen Augen. Ihre Pupillen waren groß. Ich reichte ihr meine Hand. Es dauerte eine Weile, bis sie meine Hand zögerlich ergriff. Carla hatte währenddessen begonnen des Anderen auf die Beine zu helfen. Ich sparte es mir nachzufragen, wie sie hierher kamen oder wieso sie hier gelandet waren. Aktuell wunderte mich gar nichts mehr. Zuerst wird Zombey zum Eiskönig und dann meint dieser Lieutenant er müsste mit Feuer- und Erdkräften ankommen. Wahrscheinlich gab es auch noch irgendeinen Vollidiot mit Luft und noch mehr Scheiß. Mich regte diese ganze Sache auf. Besonders der Lieutenant schlug mir gewaltig auf die Nerven. Ich hielt es nicht aus, dass er ungestraft davongekommen war, nach dem er Paluten versteinert hatte. Ich verspürte einen unglaublich großen Hass auf ihn. Leider war diese ganze Wut erstmal Zweitrangig. Ich durfte mich von so etwas nicht beeinflussen lassen. Paluten hatte unzählige Male versucht mich davon zu überzeugen, dass er dem Lieutenant, dessen Name wohl Mark war, -als ob das jemanden interessierte- verziehen hatte und ich mich auch damit abfinden sollte. So einfach war das bei mir nicht. Selbst wenn ich zugegebermaßen ziemlich überreagierte, wollte ich wenigstens etwas Vergeltung. Dieser gottverdammte Mark hatte mir Paluten für einen Monat weggenommen. Ein Monat ohne meine Palette. Ich habe so viele Tränen vergossen. Es reichte mir damit. Ich wollte Paluten nicht mehr verlieren. Und wenn Mark dafür sterben musste, dass Paluten sicher war. Obwohl Ich mir denke, dass die Versteinerung Paluten's nicht von Mark geplant war. Trotzdem war sie passiert.
"Danke" sagte Rosie und riss mich völlig aus den Gedanken. Ich nickte resigniert. Mein Blick wandte sich über ihre Schulter. Das Geräusch eines Karrens war zu hören. Und ich konnte genau sehen, wer da wegfuhr. Tiefe Enttäuschung legte sich auf mein Gesicht. Vertraute man mir so wenig? Ich trat einen Schritt nach vorne, obwohl ich mir bewusst war, dass dieser Schritt nichts bringen würde. Ein Schritt kann die Welt nicht retten und das Schicksal nicht ändern. Ich seufzte.
Maudado fuhr vor meinen Augen zum Ball. Zusammen mit Jill und ohne mich. Ich hatte ihn innigst darum gebeten, dass ich mitkommen durfte. Wahrscheinlich dachte er ich würde direkt auf den Lieutenant losgehen und ihm seine dreckigen braunen Augen rausreißen, aber wenn er das dachte, kannte er mich schlecht. Ich hatte nicht vor irgendjemanden umzubringen oder in gewisser Weise zu verstümmeln. Außerdem hätte ich keine Gelegenheit so etwas überhaupt zu versuchen. Geschweige denn, dass der Lieutenant wahrscheinlich jahrelanges Training hinter sich hatte und mich sowieso mit Leichtigkeit besiegen könnte.
Maudado warf mir einen undefinierbaren Blick zu. Ich war enttäuscht von ihm. Wieso dachte er sich von mir? Jedenfalls gab es sonst keinen guten Grund, wieso er mich nicht hätte mitnehmen können.
"Ich glaube es würde zu lange dauern die zu erklären, wie wir hierher gekommen sind." Rosie riss mich erneut aus meiner Trance. "Ich will es garnicht wissen." sagte ich trocken und wandte mich ab. Ich hatte keine Nerven auch noch Rosie und ihre Kompanie bespaßen zu müssen. Leere begann sich in mir zu bilden. Das dachte Maudado also von mir. Er musste so etwas denken! Wieso sollte er mich sonst nicht mitnehmen? Und mit wem traf er sich überhaupt?
Ich ging zurück in mein Zelt.
Mittlerweile hatte Paluten es sogar geschafft sich aufzusetzen. Er blickte mich verschlafen an. Seine Haare waren zerzaust und seine Augen träge. Ich lächelte matt. Wie konnte er nur alles wichtige verschlafen?
Plötzlich fasste ich einen Entschluss. Ich würde diese Abservierung nicht über mich ergehen lassen. Ich musste zum Schloss und das Treffen von Maudado beobachten. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Paluten blickte mich verwirrt an. "Was ist los?" fragte er. Ich drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn. "Ich muss zu einem Ball." erwiderte ich sicher. Eine Entschlossenheit kochte in mir. Das war meine Chance, dass Maudado mich nicht mehr für einen kaltblütigen Mörder halten würde. Meine Beine trugen mich aus dem Zelt und geradewegs zu ein paar Pferden, die in einem provisorischen Pfahl angebunden waren. Ich setzte mich auf eins von ihnen und ritt in Richtung Schloss.
Noch auf der Lichtung unseres Lagers wurde ich aufgehalten. Paluten rief meinen Namen. Ich blieb stehen.
Er kam auf mich zugerannt. "Du kannst nicht zum Schloss." sagte er entgeistert. Wollte er mich auch noch abhalten? Steckten er und Maudado etwa unter einer Decke?
"Doch." erwiderte ich kühl und ritt weiter. Egal was Paluten noch sage  wollte, um mich abzuhalten. Er würde es nicht können. Ich war wild entschlossen das hinter mich zu bringen. Paluten rief noch etwas, jedoch konnte ich nicht verstehen, was er sagte.
Es dauerte etwas, bis ich beim Schloss angekommen war. Der Ball war schon in vollem Gange. Leider stellte ich fest, dass ich bei meinem raschen Aufbruch vergessen hatte, dass ich angemessene Kleidung benötigen würde. Und mit meinem Hoodie konnte ich mich dort nicht sehen lassen. Außerdem hatte ich keine Maske. Zwar besaß ich eine komplett weiße Maske, jedoch ging die über das ganze Gesicht und ich hatte sie noch im Dorfd, welches ich erstmal lieber nicht erneut betreten wollte.
Also musste ich improvisieren.
Ich schlich um das Schloss herum, in der Hoffnung Maudado vielleicht durch eines der Fenster sehen zu können. Dabei musste ich zwei Wachen bewusstlos schlagen. Nach einer Weile gab ich schließlich auf. Was hatte ich mir dabei gedacht?
Ich gehe einfach ins Schloss und beweise Maudado, dass ich Mark nicht umbringen würde und dann ist alles gut. Ich seufzte kaum hörbar. Verzweiflung packte mich. Es war aussichtslos.
Plötzlich vernahm ich Maudado's Stimme ganz dumpf.
Ich schlich vorsichtig näher und fand mich schließlich kniend in einem Busch wieder. In geringer Entfernung sah ich den Ansatz von Maudado's blonden Haaren. Dann wurde es schlagartig ruhig. Maudado's Haare rückten näher. Ich erkannte einen Bogen in seiner Hand. Offensichtlich zielte er auf jemanden. War das ein feindlicher Angriff? Konnte Maudado es allein schaffen.
Mit einem Mal hörte ich ein Geräusch, was einer Stimme entsprach. Maudado ließ den Pfeil los und ein schmerzerfüllter Schrei war zu hören. Ich zog mein Schwert. Wie automatisch rannte ich zu Maudado.
"Hat es geklappt?" rief ich, weil ich schauen wollte, ob Maudado die Gegner erledigt hatte.
Doch anstatt einen Gegner zu sehen, sah ich Zombey.

Das Dunkle in mir.../Freedom FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt