Unnatürlich

161 12 4
                                    


P.O.V Zombey

Es dauerte ewig, bis Mark das Zimmer erneut betrat. Mir fiel sofort sein geschwollenes Auge auf, welches sich langsam am Rand verfärbte.
"Was ist mit dir passiert?" fragte ich besorgt. Hatte er Probleme bei der Übertragung? Wurde er durch irgendjemanden daran gehindert?
"Alles gut." sagte er trocken. Ich wunderte mich über seine Tonart. Er wirkte ungewöhnlich wütend.
Mark schien das auch zu bemerken, da er mich entschuldigend anlächelte. "Entschuldigung für meinen Ton." sagte er höflich. Ich nickte verstehend. Meine Hand umklammerte das Amulett in Form einer Schneeflocke. Es hatte auf dem Boden gelegen. Wahrscheinlich war es Mark so gelungen mich zu retten. Vielleicht sollte ich es ihm zeigen.
Damit könnte ich vielleicht diesen Winter beenden. Mark blickte gedankenverloren aus dem Fenster.
Ich wollte seiner Theorie immer noch keinen Glauben schenken. Maudado liebte mich und ich ihn. Er würde mich nicht verraten. Bei Manu hatte ich durchaus meine Zweifel. Mein Vertrauen in ihn war schon verloren gewesen, als er zu Xaroth überlief. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich nicht zugeben wie sehr er mir damit wehtat. Ich hatte seinen Verrat verdrängt, so dass ich kurz vor der Schlacht nicht sentimental werden würde. Jetzt konnte ich meinen Schmerz nicht mehr unterdrücken. Ich fürchte, dass ich ihm nicht mehr trauen konnte, selbst wenn ich wollte. In meinen Augen funkelten Tränen. Weinen war das Letzte, was ich wollte, deswegen wischte ich die Tränen aus meinem Gesicht. Ich atmete tief durch.
Hoffentlich hätte Mark Unrecht. Ich konnte nur darauf hoffen.
In diesem Moment spürte ich eine Energie, die das Amulett verließ. Ich öffnete meine Hand und sah, dass das Amulett leuchtete. Der blaue Schimmer erleuchtete meine gesamte Hand. Mark blickte vom Fenster weg. Er wirkte verblüfft. Ich ebenso.
Mark ging auf mich zu. "Denk an den Herbst." sagte er plötzlich. "Wieso?" fragte ich verwirrt. "Tu es einfach." erwiderte er. Ein Nicken kam von mir. Ich konzentrierte mich. Vor meinem inneren Auge erschienen fallende Blätter und stürmische Winde, die sie erneut zum fliegen brachten. Ich hörte förmlich das Rascheln der Blätter und fühlte den Wind im Gesicht. Dann hörte ich ein Rufen. Ich konnte nicht was gesagt wurde, jedoch erkannte ich die Stimme sofort. Trauer ergriff mich.
Plötzlich verwandelte sich der Herbst vor meinem inneren Auge zu einer eisigen Einöde. Alles in mir zog sich zusammen. Es wurde unbeschreiblich kalt. Ich zitterte am ganzen Körper.
Mit einem Mal sah ich Maudado's Abbild vor mir. Er lächelte ein wenig. Dennoch schien es kein ehrliches Lächeln zu sein. Hinter ihm tauchte Manu auf. Manu blickte abwertend. Wie aus dem Nichts schoß ein Pfeil ins Bild. Er traf Maudado, der zu Boden sank. Ich wollte zu ihm rennen, aber ich konnte mich nicht rühren. Diese Vision wirkte so real. Alles wurde umso kälter. Der nächste Pfeil traf Manu. Auch er fiel zu Boden. Blut vermischte sich mit dem eiskalten Schnee. "Nein!" schrie ich verzweifelt. Mit aller Kraft versuchte ich zu den Beiden zu rennen. Ich war wie festgefroren. Schnee fiel vom Himmel. Ein regelrechter Schneesturm brach aus. Die gefallene Masse bedeckte die Körper von Maudado und Manu. Ich war eingenommen von Verzweiflung und Trauer. Mein Verstand wollte nicht mehr richtig arbeiten. "Zombey!" erschallte ein dumpfes Rufen. Ich konnte die Person, die gerufen hatte nicht identifizieren. Mein Blick schaute hektisch um sich herum.
Hinter mir war nichts. Nur Eis. Die eiskalte Masse schien sich immer weiter durch die Welt zu fressen.
Als ich mich wieder umwandte stand dort Paluten. Seine Klamotten waren verschneit und seine Haare wehten im eisigen Wind. Sein Blick war emotionslos. "Zombey." sagte er. Dann löste er sich urplötzlich in Rauch auf. "Lass mich nicht allein!" rief ich weinend. "Du bist verloren." sagte eine kratzige Stimme. "Das warst du schon immer, Zombey."
"Hilfe." sagte ich schwach. Meine Kraft verließ mich. Langsam konnte ich in der Kälte nicht mehr bestehen.
Ich erkannte die Stimme nicht, dennoch wirkte ich mit ihr verbunden. Der Sturm wurde immer dichter. Sekündlich konnte ich weniger erkennen. Der Wind rauschte laut. Schnee türmte sich um mich herum auf. "Zombey, bitte." ertönte erneut ein dumpfer Ruf. Der Sturm war so laut, dass ich es fast nicht hörte. Die Kälte nahm mich immer mehr ein. Ich hatte das Gefühl zu erfrieren.
Plötzlich erschien ein mickriges Lagerfeuer vor mir. Es spendete nicht viel Wärme, erhielt mich jedoch gerade so am Leben. Ich versuchte meine Hände der Flamme zu nähern. Wie erwartet, konnte ich mich immer noch nicht im Geringsten bewegen. Das Feuer wurde schwächer.
"Du bist verloren." sagte die kratzige Stimme erneut. Langsam fing ich an den Worten Glauben zu schenken.
Mit einem Mal wurde Flamme, um ein Vielfaches, heller und größer.
Hoffnung flammte in mir auf. Mir wurde allmählich wieder warm. Ich hatte das Gefühl eine Hand lag auf meiner Schulter. Ich wandte mich um. Tatsächlich stand dort eine Silhouette, die ihre imaginäre Hand auf meine Schulter gelegt hatte.
"Zombey!" Das Rufen wurde klarer.
"Wir sehen uns wieder. " sagte die kratzige Stimme und verstummte. Das Feuer loderte wild. Es vertrieb die Kälte bis auf das letzte bisschen. Auch Manu und Maudado waren verschwunden. Dann erlosch die Flamme. Blätter begannen unter dem Wind zu rascheln. Ein paar von ihnen segelten zu Boden.
Plötzlich öffnete ich die Augen. Ich befand mich immer noch in einem der Zimmer des Schlosses. Mein Atmen war in Hektik. Was war das gerade gewesen?
Ich saß noch immer auf dem Bett. Neben mir hörte ich ein Keuchen. Mein Blick fiel auf den Ursprung des Geräusches. Ich erschrak.
Dort stand Mark. In seiner Hand hielt er das Amulett. Er war unglaublich blass und zitterte am ganzen Körper. So kannte ich ihn garnicht. Seine Augen waren glasig. Er starrte ins Leere. Seine Arme waren von einer dünnen Eisschicht bedeckt.
Ich sprang vom Bett auf und ging zu Mark. Er schien mich garnicht wahrzunehmen. Tränen lagen in seinen Augen. Es war ungewöhnlich, da ich ihn noch nie weinen gesehen hatte. Ich nahm ihn zaghaft in den Arm. Ich wollte ihm damit Sicherheit geben. Mit einem Mal sank er in sich zusammen. Ich fing ihn im fallen auf und lehnte ihn vorsichtig gegen die hölzerne Kommode. Dann nahm ich ihm das Amulett aus der Hand. Eine große Energie lag in dem kleinen Schmuckstück. Es durchzog mich wir ein Blitz. Ich warf es in eine Ecke des Zimmers und schüttelte meine Hand, die unangenehm kribbelte. Mark's Arme begannen zu tauen. Die Tränen in seinen Augen versiegten. Sein Atem  wurde etwas ruhiger. War er derjenige, der mich vor dem erfrieren rettete? War er die Silhouette gewesen und hatte das Feuer erschaffen?
Mark's Haut begann wieder etwas Farbe zu kriegen. Er schloß unbewusst seine Augen. "Alles wird wieder gut." sagte ich beruhigend. Ich nahm vorsichtig seine Hand. Sie war ungewöhnlich kalt dafür, dass er das Feuer beherrschte.
Plötzlich schreckte Mark hoch. Er atmete schnell und blickte sich hektisch um. "Es ist alles gut." beruhigte ich ihn. Er wandte sich ruckartig zu mir. Seine Pupille war klein. Er zitterte immer noch. Dann fuhr er sich mit der freien Hand durch die Haare. Mark atmete tief durch. "Geht es dir gut?" fragte er mich. Ich nickte. Bemerkenswert, dass er mich zuerst fragte, wie es mir ginge, anstatt sich um sein eigenes Wohlergehen zu sorgen. Mark richtete sich auf. Er wirkte wieder so als ob nichts passiert wäre. "Was hast du gesehen?" fragte er an mich gewandt."Warum?" fragte ich. Wichtig war doch eher, dass wir beide das ganze heil überstanden haben. "Was hast du gesehen?" fragte er ernster. Er schaute nicht zu mir, sondern an die Wand. "Eine eisige Einöde. Maudado, Manu und Paluten waren dort." erklärte ich. Weitere Informationen waren glaubte ich nicht nötig. Er nickte. Dann atmete er erleichtert auf. Mark lächelte mich matt an. Er zeigte nach draußen.
Auch ich musste lächeln.
Das gesamte Eis war verschwunden. Ich hatte es geschafft. Mein größter Dank war jedoch Mark geschuldet, denn der hatte mir nun schon zum zweiten Mal das Leben gerettet.
Dennoch war ich nach gerade eben etwas besorgt um ihn.
Mein Blick fiel auf das Amulett, welches immer noch in der Ecke des Raumes lag. Diese gesamte Vision war äußerst seltsam gewesen.
Erstmal ließ ich es dort liegen.
Ich blickte zufrieden aus dem Fenster und sah, wie die verfärbten Blätter auf den Boden segelten.
Nun gab es zumindest ein wenig mehr Hoffnung.

************************************
Hey,
Ich möchte euch innigst darum bitten, dass ihr eure Meinung zur Story in die Kommentare schreibt.
Sonst bin ich dermaßen demotiviert weiter zu schreiben.
Danke im voraus ;)

Habt nen schönen Tag,
Eure Sky^-^

Das Dunkle in mir.../Freedom FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt