In der Winkelgasse

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Mik

Wir schauten als erstes bei Gringotts vorbei, damit ich Geld aus meinem Verließ holen konnte und Dennis etwas von seinen Muggel-Geld umtauschen konnte. Dennis lief neben mir her. Ich fragte mich ob es ihm die Sprache verschlagen hatte, denn er war ganz still geworden. Während ich routiniert meinen Schlüssel vorzeigte, und den Zugang zu meinem Verlies einforderte, folgen Dennis Blicke überall um Raum umher, als wolle er jedes Detail für immer in seinem Hirn abspeichern. Er schaffte es, die Kobolde nicht anzustarren, er schien zu ahnen, dass diese Kreaturen das überhaupt nicht schätzten.

Ich lies ihn in der Eingangshalle zurück, während ich mich zu meinem Verlies geleiteten lies, und zeigte ihm vorher, wo er sein Geld eintauschen konnte. Als ich zurück war, grinste er mich an und zeigte mir eine Handvoll glänzender Goldmünzen.

„Ich wollte schon immermal echte Galleonen in der Hand halten!"

Wenn Dennis erst schüchtern und zurückhaltend gewirkt hatte, so war er jetzt das ganze Gegenteil. Innerhalb der zwei Stunden, in denen wir nun schon von Geschäft zu Geschäft gingen, und Schulbücher, Kessel, Umhänge und Zaubertrankzutaten gekauft hatten, war er komplett aufgetaut. Er rannte von Schaufenster zu Schaufenster, erkundete jeden Winkel der Einkaufsstraße und wäre fast in die ‚Knockturn Alley' gerannt, wenn ich ihn nicht zurückgehalten hätte.

„Wie alt bist du eigentlich?", fragte ich den lebhaften Jungen irgendwann, als wir gerade auf dem Weg zu Ollivander waren.

„Sechzehn, seit letztem Monat. Und du?" fragte er aufgeregt.

„Ich werde morgen 19." Gab ich zu. „Ein bisschen alt für Hogwarts, oder?", fügte ich mit einem Stirnrunzeln hinzu.

„Nö, wieso? Ich bin doch auch keine 11 mehr. Ich bin wirklich gespannt, wie das in Hogwarts geregelt ist. Ich hoffe wir sind nicht die einzigen Oldies dort." er lachte verlegen.

„Bestimmt nicht. Lass uns erst mal gucken, ob wir Zauberer genug sind, um einen Zauberstab zu kaufen."

Kostas

Mr. Ollivander war einer der merkwürdigsten Menschen den ich an diesem Tag getroffen hatte. Und ich hatte eine Menge merkwürdiger Leute getroffen! Ich hatte heute schon oft das Gefühl gehabt zu träumen und doch, war hier alles so echt und real, dass ich mir das mit dem Traum nicht lange weismachen konnte. Mik war eine große Hilfe. Auch wenn er nicht viel von sich erzähle, war es doch gut, jemanden bei sich zu haben, der sich auskannte und für den diese Art von Besorgungen, das normalste auf der Welt zu sein schienen. Was würde meine Mutter sagen, wenn ich ihr erzählte ich würde die Schule schmeißen, um nach Hogwarts zu gehen? Würde sie sehr enttäuscht sein, dass ich nicht länger bei ihr wohnen konnte?

Aber all diese Fragen drängten sich immer wieder in den Hintergrund. Ich war einfach zu fasziniert von dieser magischen Welt und all ihren Geheinissen, die mir selbst nun zu Teil werden würden.

„Sososo... Ein paar von den neuen Hogwartschülern", sagte Ollivander, als wir durch die Tür kamen. Der Laden war schäbig und eine Menge Staub überzog die Möbel des Geschäftes. Mik hatte sich bereiterklärt die Prozedur als erster zu durchlaufen und nun saß ich hier in einem kleinen, löchrigen Polstersessel, und sah zu wie ein Maßband wie von selbst um Mik herumwirbelte und alle möglichen Maße nahm.

„Gut, Gut, Gut", sagte der alte Verkäufer und reichte Mik schließlich einen Zauberstab.

Probieren sie den hier. Drachenherzfaser, Ahornholz, leicht biegsam..." begann er zu erklären, doch kaum hatte Mik die Finger am den Stab geschlossen, entriss er ihn schonwieder.

„Nein, nein, das ist es nicht." Murmelte er und verschwand wieder im Hinterzimmer, um einen neuen Stab zu holen. Mik probierte noch weitere acht Zauberstäbe, mehr oder weniger lange, bis er schließlich seinen gefunden hatte. Äußerlich war nichts zu sehen, doch ein Blick in sein Gesicht reichte um zu sehen, dass gerade etwas passiert sein musste.

„Sehr schön.", sagte Ollivander zufrieden. „Ebenholz und Phönixfeder, zehneinhalb Zoll, unnachgibig" Ein guter, treuer Zauberstab für starke Persönlichkeiten. Es schien eine Last von Mik abgefallen zu sein, so zufrieden wie er jetzt auf den Stab in seiner Hand blickte. Anscheinend hatte er wirklich befürchtet, für keinen der Zauberstäbe hier im Laden geeignet zu sein. Nun war ich an der Reihe. Auch ich wurde vermessen und Mik sah interessiert zu wie das Maßband diesmal um mich kreiste.

Als Ollivander mir den ersten Zauberstab reichte, durfte ich ihn eine Weile schwingen, doch auch den, nahm er mir schnell wieder aus der Hand. Ich wusste nicht so recht worauf ich wartete, immerhin war mir keine Zeit geblieben um Mik danach zu fragen. Doch als ich schließlich den elften oder zwölften Zauberstab in die Hand gedrückt bekam, durchflutete mich ein berauschendes Gefühl. Wärme stieg in mir auf und ein Gefühl der Verbundenheit zu diesem Stab erfüllte meine Sinne. Meine Hand schien mit dem Holz in meiner Hand zu verschmelzen. Es war verrückt aber ich fühlte wie dieser Stab ein Teil von mir selbst wurde. Wie mir seine Gegenwart bis in die Seele kroch und sich mit ihr verwob.

Vorsichtig schwang ich den Stab und ein Meer aus blauen Funken rieselte durch den kleinen Verkaufsraum.

„Das ist er! sehr gut, mein Lieber, sehr gut. Platane und Einhornschwanzhaar, elfdreiviertel Zoll, leicht federnd. Ein Zauberstab für einen Lebensfrohen und Unternehmungslustigen Zauberer." Ollivander klopfte mir sanft auf die Schulter. „Ich glaube damit sind sie beide bestens Ausgestattet, für ihren künftigen Weg. Alles Gute!"

Wir bezahlten unsere Zauberstäbe und machten uns auf den Weg hinaus auf die Straße. Wir hatten nun alles zusammen, was wir brauchten und fast schon wehmütig sah ich dem Ende des Tages entgegen.

„Ich glaub wir haben alles!", sagte ich mit einem letzten Blick auf die Liste. Mein Rücken schmerzte ein wenig von der Einkaufstour und die Unmengen an Tüten, voller Bücher und anderem schweren Zeug machten es nicht gerade besser.

Wir machten uns auf den Weg zurück zum tropfenden Kessel.

„Ich schätze wir sehen uns am ersten September am Bahnhof?" fragte ich Mik, als wir uns draußen vor dem Pub verabschiedeten. Ich nickte. Bis dahin waren es noch fast drei Wochen.

„Wenn du mir deine Nummer gibst, können wir auch mal schreiben, oder so?", sagte ich vorsichtig, und Mik strahlte. Zum ersten Mal heute, sah ich ihn richtig lächeln.

„Gerne." Er ließ sich mein Handy geben und speicherte seine Nummer ein.

„Ach übrigens" rief er mir noch hinterher. „Das Ding brauchst du gar nicht erst mit zur Schule bringen. Die funktionieren in Hogwarts nämlich nicht!"

Magical Moments - KostoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt